Sonderbeilage | 75 Jahre WAZ

Die Verlegerin Mittwoch, 19. April 2023 – Seite 6/7 Mut und Tatkraft aus Verantwortung Ohne Petra Grotkamp gäbe es die WAZ und die FUNKE Mediengruppe in dieser Form nicht dungen jetzt schnell getroffen und konsequent umgesetzt werden. Nur auf dieser Grundlage konnte ein Jahr später die wegweisende und überaus erfolgreiche Übernahme vieler Printtitel des Axel SpringerVerlags (u.a. Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost, Hörzu, Bild der Frau) realisiert werden. Vor sechs Jahren übertrug Petra Grotkamp ihreAnteilezugleichenTeilenanihre drei Kinder Julia Becker, Nora Marx und NiklasWilcke. 2018 gab sie denVorsitz des Aufsichtsrats an Julia Becker ab. Sie selbst hält allerdings noch immer einProzent und sitzt weiterhin im FUNKE-Aufsichtsrat. Ganz ohne WAZ und FUNKE geht’s eben nicht. Und umgekehrt: Ganz ohne Petra Grotkamp geht’s auch nicht bei der WAZ und bei FUNKE. Das wurde einmal mehr deutlich als ihre Kinder sich 2021 entschieden, die restlichen Anteile des Unternehmens von den Minderheitsgesellschaftern Schubries und Holthoff-Pförtner zu übernehmen. Petra Grotkamp unterstützte diesen Schritt nicht nur, sie dachte und plante leidenschaftlich und ideenreichmit. Das ersteMal inder 75jährigen FUNKE-Geschichte befindet sich das Unternehmen nun in der Hand einer Familie. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der FUNKE Mediengruppe könnten damit nicht besser sein. Die klare Ausrichtung als ein Unternehmen, in dessen Zentrum trotz enormer Herausforderungen weiterhin der Journalismus steht, ist Petra Grotkamps Werk. Und ander Spitze steht JuliaBecker. Starke Frauenwerden also auchweiterhin das Geschick der FUNKEMediengruppe prägen. Tobias Korenke EswarenüberwiegendMänner, diedasBild derWAZund später von FUNKE in der Öffentlichkeit über viele Jahre bestimmten: Verlegerpersönlichkeiten wie die Gründer Jakob Funke und Erich Brost, bedeutende Verlagsmanager wie Günther Grotkamp oder Erich Schumann, Chefredakteure, die wie Siegfried Maruhn eine ganze Ära prägten, oder auch beliebte Kolumnisten und Kommentatoren. Weitgehend unbemerkt hat aber eineFraudieAusrichtung, Strukturen und den Charakter der Mediengruppe stärker undnachhaltiger geprägt als soviele Männer, die im Licht der Öffentlichkeit standen. Ohne Petra Grotkamp, die den großen Auftritt weder mag noch braucht, wäre FUNKEheute nicht eine derwichtigsten und bedeutendsten Mediengruppen in Deutschland. Ihre Karriere begann auf den unbequemen „Steno-Hockern“ „Eigentlichwollte ichgar nicht zurWAZgehen“, erzählt die 1943 in Essen geborene jüngste von vier Töchtern des WAZ-Gründers JakobFunke, doch„ichwolltegernezu Hause bleiben. Also habe ich imBüro meines Vaters angefangen. Das war 1964.“ Lebendig und mit großemHumor kann Petra GrotkampvondenJahrenanderSeite ihres Vaters erzählen. Von der strikten Hierarchie im Verlag etwa, von rauschenden Festenundauchvonder heutebizarr anmutenden Rolle als Frau und Verlegertochter, für die keine andere Funktion vorgesehen war als die der Sekretärin – versinnbildlicht durch die unbequemen „Steno-Hocker“, die heute noch im sogenannten Gründerzimmer im Essener Medienhaus bestaunt werden können. Auchwenn sie 1967mit der erstenHeirat und Gründung einer Familie die operative Arbeit imVerlag aufgegebenhat –WAZund FUNKE wurden zu ihrem Lebensthema. Als sie nach dem Tod ihres Vaters 1975 gemeinsam mit ihren Schwestern die Hälfte des Unternehmens erbte, war vor allem sie es, die aus Verantwortung für den Journalismus und die Mitarbeitenden die Interessen des wachsenden Unternehmens nie aus demBlick verlor. So hat sie sich etwa gegen großeWiderstände immerwieder dafür eingesetzt, dass die Gewinne in neue Geschäfte – in Journalismus! – investiert und nicht vollständig an die Gesellschafter ausgeschüttet werden. Eine wegweisende Entscheidung für die Zukunft des Unternehmens Als sie1986 inzweiterEhedenlangjährigen engen Vertrauten ihres Vaters und legendärenGeschäftsführer derWAZ-Mediengruppe, Günther Grotkamp, heiratete, war sie ihrem Mann nicht nur engste Ratgeberin. Viele strategische Meisterleistungen des legendären Architekten des „WAZ-Modells“, wärenohne PetraGrotkampnicht denkbar gewesen.Ganzalleinhat sieallerdings2012 die Entscheidung getroffen, die Anteile der FamilieBrost zukaufen. DieNachkommen des WAZ-Mitgründers hielten 50 Prozent und die ständigen Streitigkeiten zwischen den Funke- und den Brost-Gesellschaftern drohten das Geschäft lahmzulegen – und das in Zeiten, in denen die Digitalisierung Innovationen und Investitionen dringend erforderte. „Ichhatte einpaar schlafloseNächte“, erzählt Petra Grotkamp, „und dann habe ich es gewagt. Ichwolltedas Familienunternehmen retten.“ Indemdie Verlegerin nun 66,6 Prozent der Anteile in ihrer Hand hielt, wurde das Unternehmen wieder handlungsfähig, mit ihr als Vorsitzende des neu etabliertenAufsichtsrats konntenEntscheiDie Verlegerin Petra Grotkamp neben einem Bild ihres Vaters Jakob Funke. Ich hatte ein paar schlaflose Nächte und dann habe ich es gewagt. Ich wollte das Familienunternehmen retten. Petra Grotkamp über ihre Entscheidung, 2012 die Mehrheit an der WAZ-Mediengruppe zu übernehmen. Jakob Studnar TOBIASKORENKE leitet den Bereich Corporate&Public Affairs der FUNKEMediengruppe Infos unter www.vrr.de Das DeutschlandTicket für 49 € in der VRR App. Ich habs im Blick! Jetzt in der VRR App kaufen!

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