75 Jahre NRZ
NBX__NRWTZ_11_1652 | Samstag, 03. Juli 2021 Anzeige Am Niederrhein. Das ging jetzt doch irgendwie alles ganz fix – fast ein silbernes Jubiläum – knapp 25 Jahre gibt es die Seite „Wir am Niederrhein“ schon. Ein paar Jährchen vor der Jahrtau- sendwende machte sich ein klei- nes Redaktionsteam auf, dem Niederrhein und dem Rest der Welt denNiederrhein zu erklären – mit Geschichten über Land und Leute, Kultur und Kurioses, Na- tur undTradition, Neuemund fast Vergessenem. Das hat sich bis heute nicht geändert, hat sich ver- festigt und immer wieder neu an Fahrt aufgenommen – und nahe- zu von Beginn an dabei ist Nie- derrheinchefin Heike Waldor- Schäfer (61) – nun imDoppelpack mit einer jungen Kollegin, Sara Schurmann (28) . Ein munteres Gespräch über Gestern und Mor- gen, Niederrheinemotionen, ver- rückte Ideen und der immer noch erfolgreichen und spannenden Suche nach dem journalistischen Kick in der Region. Heike: Hey Sara, Mensch, wenn ich jetzt gerademal so nachdenke – die Niederrheinseite der NRZ gab es schon, als Du noch in den Windeln gelegen hast… Sara: Na, das ist jetzt aber etwas übertrieben. Vor 25 Jahren war ich schon stolze drei Jahre alt und habe mich in einem Dinslakener Kindergarten ausgetobt! Heike: Naja… Was fällt Dir denn so ein, wenn Du „Nieder- rhein“ hörst? Sara: Viel plattes Land, wunder- bar zum Radfahren und Spazie- rengehen. Und natürlich an Kopf- weiden. Heike: Ist ja klar. Kopfweiden. Oh Mann! Sara: Wieso denn nicht? Heike: Na, weil das ja voll das Kli- schee ist – aber ich muss zugeben, ein schönes Klischee. Sara: Okay, dann mal ganz ohne Klischees. Woran denkst Du bei „Niederrhein“? Heike: Ich denke wirklich oft zu- erst an – Jörg Kachelmann. Sara: Den Wettermann? Ist nicht dein Ernst. Heike: Doch, leider. Kachelmann war – in meiner Erinnerung jeden- falls – einer der ersten, der den Nie- derrhein fernsehtauglich gemacht hat. Ich weiß nicht mehr genau, wann das war, aber plötzlich tauch- ten auf den Wetterkarten nicht mehr nur Bonn oder Düsseldorf auf, sondern auch Kleve und so- gar Moers. Und Herr Kachelmann sprach von „sonnigen Abschnitten am Niederrhein“. Das war so etwas wie Geburtshilfe für ein regionales Bewusstsein. Sara: Und heute? Würdest Du sa- gen, dass es amNiederrheinmittler- weile ein Gefühl der Zusammenge- hörigkeit gibt? Heike: Nun ja, der Rhein ist immer noch eine Grenze, irgendwie. Aber es ist eine ganzeMenge passiert, um den Niederrheinern Mut zu ma- chen, ein „Wir-Gefühl“ zu entwi- ckeln – und das haben weniger Poli- tiker geschafft, sondern eher Touris- tiker, Wirtschaftsleute und die Nie- derrheiner selbst. Wie ist das eigent- lich für Dich hier im Land der un- endlichenWeiden…Du bist ja ein – Stadtkind! Sara: Ich bin zwar in Gelsenkir- chen geboren, aber in Dinslaken aufgewachsen. Das ist Nieder- rhein pur! Zugegeben, mich hat es dann irgendwannwieder ins Ruhrgebiet und in die Groß- stadt gezogen. Aber ich kom- me immer gern in meine alte Heimat zurück, bin also im Herzen immer noch Niederrheine- rin. Heike: Schon mal Panhas geges- sen? Eine Kuh gestreichelt? Am Rheinufer wilde Tomaten geerntet und dem „Bullemann“ davon gelau- fen? Sara: Ne, aber mit der Fiets am Rhein unterwegs gewesen, wilde Erdbeeren gepflückt und mit einem Esel an der Niers gewandert. Und in unserem neuen Podcast „An der Theke“ trinke ich jetzt auch noch regionales Bier, komme somit span- nenden Menschen vom Nieder- rhein ins Plaudern. Aber sag mal, wird es Dir denn nach 25 Jahren nicht langsametwas langweilig?Du müsstest doch schon jede Ecke des Niederrheins besucht haben. Heike: Das Verrückte ist ja, dass der Niederrhein nie an Attraktivi- tät verloren hat – jedenfalls nicht für Journalisten. Selbst wenn man denkt, jeden Strauch zu kennen, es finden sich immer wieder neue Ge- schichten, spannende Men- schen… wir haben mal was zu Unterwasserrugby geschrie- ben, vollkommen verrückt. Es gab mal ein „Wetten, dass..?“ mit Gott- schalk“, 1991 im APX, der Wandel vom Schnellen Brüter in Kalkar zum Freizeitpark, im Kreis Kleve hat es der Grünkohl in die gehobe- ne Gastronomie geschafft, und in Alpen, wenn ich mich recht entsin- ne, gibt es Sportler, die sich mit Weltrekordlern in der Disziplin „Rückwärtslaufen“ messen – volle Kanne Niederrhein! Sara: Ein paar verrückte Sachen habe ich tatsächlich auch schon am Niederrhein erlebt – erst als freie Mitarbeiterin, dann als Volontärin und nun als Redakteurin. Zum Bei- spiel war ich mal als Meerjungfrau schwimmen. Und wer kann schon von sich behaupten, in einem schwedischen Möbelhaus über- nachtet zu haben? Ich bin auf je- den Fall sehr gespannt, was mich hier noch alles so erwartet… Fühlst Du dich selbst eigentlich als Niederrheinerin? Heike: Ja, schon. Ich bin tatsäch- lich eine waschechte Niederrhei- nerin – obwohl ich das früher gar nicht so toll fand – ich weiß noch, wie mein Prof an der Uni losprus- tete, als er in meinen Unterlagen meinen Geburtsort entdeckte: Alpen! Fortan war ich die Studen- tin, die in den Alpen geboren wur- de, Ötzi hatte man da zum Glück noch nicht gefunden. Sara: Und heute ist der Nieder- rhein so beliebt, dass manche hier sogar ihren Urlaub verbringen! Oder zumindest einen Tagesaus- flug nach Rees, Kalkar oder Xan- ten machen. Für die dazu passen- den Tipps, gibt’s ja jetzt auch unse- ren Freizeit-Newsletter. Noch so ein neues Projekt – uns wird wirk- lich nicht langweilig, oder? Wel- ches Fazit ziehst Du nach 25 Jah- ren Niederrheinredaktion? Heike: Was mich besonders freut, ist, dass uns die Leserinnen und Leser so lange die Treue ge- halten haben undmit uns gemein- sam die Region entdecken. Nach wie vor. Jeden Tag neu. Und ich glaube, ein bisschen habenwir da- zu beisteuern können, ein Wir- Gefühl zuzulassen. Und weißt du, was großartig wäre? Wenn die Klever, Gocher, Weseler, Dinsla- kener, Moerser und vielleicht so- gar mal die Duisburger eine ge- meinsame Antwort fänden auf die Frage: Wo kommen Sie denn her? Und diese Antwort hieße dann schlicht und einfach: „Ich bin vom Niederrhein!“ ...oder mit dem Rad vorbei an den für die Region so typischen Kopfweiden – wie hier in Voerde-Löhnen. FOTO: LARS FRÖHLICH Der Niederrhein wird nie langweilig: Ob am Amphitheater im Archäologi- schen Park Xanten... FOTO: APX Der Niederrhein im Doppelpack: Heike Waldor-Schäfer (links) und Sara Schurmann. FOTO: FABIAN STRAUCH Seite 10 und 11 Wir sind vom Niederrhein! Die Seite „Wir am Niederrhein“ gibt es mittlerweile seit knapp 25 Jahren. Zeit, zurück und nach vorn zu schauen. Die Redakteurinnen Heike Waldor-Schäfer und Sara Schurmann sprechen über Wetterkarten, Podcasts und das große Wir-Gefühl
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