75 Jahre NRZ

Das Geburtshaus Heinrich Heines in Düsseldorf: Heute ist hier das Literaturhaus untergebracht. Mit Alpakas wandern ist Trend geworden. Jessica Niedergesäß war in Niederkrüchten mit ihnen unterwegs. Die Urdenbacher Kämpe ist ein Naturparadies im Süden Düs- seldorfs und Norden Monheims. FOTOS: JESSICA NIEDERGESÄß Im Jubiläumsjahr der NRZ erzählen die Kolleginnen und Kollegen aus den Redaktionen von ihren ganz besonderen Lese-Erlebnissen. „Ich lese gern“ Buchgeschichten aus der Redaktion 75 JAHRE Mit Büchern ganz weit weg Anika Bloemers (30), Regionalre- porterin: „ Die Wei- te Australiens, die Berge des Himala- yas oder die Wüs- ten Afrikas: Schon als Kind konnte es für mich in Bü- chern nicht weit genug weggehen und deswegen habe ich alles von Federica de Cesco verschlungen. Die Schweizer Autorin hat selbst die ganze Welt bereist. Immer steht ein selbstbewusstes Mäd- chen im Mittelpunkt ihrer Werke, immer spielen sie an exotischen Orten, die eine wechselhafte Ge- schichte aufweisen. „Shana, das Wolfsmädchen“, „Anahita – Im Land des Monsuns“, „Samira – Königin der roten Zelte“: Wer be- kommt da nicht Fernweh? Als Teenager las ich dann „Die Tibe- terin“ und „Die Tochter der Tibe- terin“, war gefesselt davon, wie de Cesco chinesische Besatzung, jahrhundertealte tibetische Kul- tur und eine Liebesgeschichte miteinander verwob. Und heute? Habe ich lange nichts mehr von der Autorin gelesen, dabei schreibt sie immer noch. Trotz- dem begleitet sie mich irgend- wie: Mein Fernweh ist trotz aller Reisen noch lange nicht gestillt und immer wenn es in Büchern, Filmen oder Gesprächen um die Tuareg, die Tibeter, amerikani- sche Ureinwohner oder andere unterdrückte Völker geht, denke ich auch ein bisschen an de Ce- sco, die deren Geschichten auf- geschrieben hat.“ Reisezeit ist Lesezeit Robin Brand (29), Redakteur in der Digitalredaktion: „Die intensivsten Lese-Erlebnisse gibt es bei mir im- mer dann, wenn wirklich viel Zeit zum Lesen ist. Im Urlaub, auf Reisen. Da war zum Beispiel ein Sommer in Schweden: Viel Licht, viel Zeit für Romanseiten. Plötzlich werden die „Buddenbrooks“ vom sperri- gen Klassiker zum Buch, das ein- fach nicht mehr aus der Hand he- raus will, während ein paar Meter strandabwärts die Ostsee ruhig vor sich hin plätschert. Und um die lähmende Hitze, die im Dorf Macondo aus „100 Jahre Einsam- keit“ herrscht, halbwegs nachzu- vollziehen, reichte statt der ko- lumbianischen Heimat von Gabri- el García Márquez ein August in Andalusien. Mit dem Reisen ist es ja aus Gründen gerade etwas schwierig, deswegen liegt das letzte Lese-Erlebnis aus dieser Kategorie schon etwas zurück: Sommer 2019, mit dem Zug durch Norditalien. Im Gepäck der Reisebericht „Italien in vollen Zü- gen“ des Amerikaners Tim Parks. Wenn Parks, der schon ewig in Verona wohnt, Schwierigkeiten und Faszination des italienischen Eisenbahnverkehrs beschreibt, könnte man beinahe meinen, die Klimaanlage im Trenitalia-Regio- nalzug zwischen Bologna und La Spezia wäre tatsächlich ausgefal- len. Oder war es so?“ NBX__NRWTZ_44_1652 Von Sara Schurmann Düsseldorf. Raus aus dem Alltags- trott, rein in die Natur! Wie das am besten geht, zeigt Jessica Niederge- säß mit „52 Eskapaden in und um Düsseldorf“. In ihrem gerade erst erschienen Buch gibt sie Tipps für kurze Abstecher, nimmt aber auch mit auf längere Ausflüge außerhalb der Landeshauptstadt. Dabei lan- det die 31-jährige Mülheimerin im- mer wieder amNiederrhein –wo sie mit Alpakas schmust, durchs Mais- labyrinth irrt und somanch anderes unvorhergesehenes Abenteuer er- lebt. Was machen Sie, wenn Sie nicht gerade ein Buch schreiben? Jessica Niedergesäß: Für meinen ku- linarischen Reiseblog „Yummy Tra- vel“ bin ich seit 2015 unterwegs in Städten, Regionen und Ländern, immer auf der Suche nach neuen Gerichten. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass Schreiben und Foto- grafieren meine Leidenschaft ist. Eine Leidenschaft, mit der sich auch Geld verdienen lässt? Irgendwann habe ich mich mit mei- nem Reiseblog selbstständig ge- macht. Außerdem habe ich eine Weiterbildung zur Social Media Managerin abgeschlossen und helfe jetzt Kundinnen und Kunden, digi- tal sichtbarer zu werden. Wie kam es dann zu Ihrem Buch- projekt? Durch meine Arbeit bin ich nicht unbekannt in der Reiseblogger-Sze- ne. Deshalb ist der Verlag Ende 2019 auf mich zugekommen und hat mich gefragt, ob ich nicht „52 kleine & große Eskapaden in und um Düsseldorf“ schreiben möchte. Da haben Sie natürlich sofort „Ja“ gesagt. Klar habe ichmich sehr über dieAn- frage gefreut. Aber ichwar auch lan- ge skeptisch, ob ich das Projekt um- setzen kann. Denn jedes einzelne Kapitel musste ich selbst recher- chieren, und ich habe mich gefragt, ob ich dem gerecht werden kann. Aber wann bekommt man schon wieder so eine Chance. Wie ging es dann los? Der Verlag hat mir zumGlück keine Vorgaben gemacht, das Buch ist al- so komplett mein Gedankengut. Ein paar Punkte, die ich vorher schon kannte, konnte ich mitein- fließen lassen. Aber ich habe auch viel Neues kennengelernt. Zum Beispiel? Als ich vom Kloster Kamp nach Kempenwollte, bin ichdurchZufall an dem Maislabyrinth in Wachten- donk vorbeigefahren. Das fand ich so cool, dass es dann als eigenstän- diges Kapitel den Weg ins Buch ge- funden hat. Haben Sie sonst noch andere Lieb- lingseskapaden? Ganz verliebt war ich indieAlpakas in Niederkrüchten. Das war auf je- den Fall eines der Highlights. An- sonsten fand ichnochdie Tulpenfel- der in Grevenbroich toll, die übri- gens auch nur durchZufall imBuch auftauchen. Denn parallel zu mei- nen festen Eskapaden habe ich auch immer auf Facebook recher- chiert und bin dort unter anderem auf diesenTipp gestoßen. Zwei Tage später bin ich einfach mal hingefah- ren. Brauchten Sie selbst auch manch- mal eine Flucht aus dem Corona- Alltag? Das Buch war mein Pandemie-Ret- ter! Ichwar vonMärz bisAugust ins- gesamt rund 60 Tage unterwegs und meistens nur in der Natur. Das heißt, immer wenn die Sonne schien, bin ich einfach losgefahren. Mal alleine, mal mit einer oder einem meiner Freundinnen und Freunde. Die waren übrigens alle sehr dankbar fürs Buch und fragen schon, wann das nächste kommt. Und? Ist das schon geplant? Mir wurde das Buchschreibenwirk- lich noch einmal schmackhafter ge- macht und das Ergebnis jetzt in den Händen zu halten, ist sehr schön. Einen kleinen Traum habe ich tat- sächlich auch noch, aber darüber kann ich aktuell nicht mehr verra- ten. Haben Sie den Niederrhein als Ausflugsregion neu für sich ent- deckt? Das Schöne am Niederrhein ist, dass er durch die viele Natur eine beeindruckende Ruhe ausstrahlt. Das hatte ichnie so auf demSchirm, dabei ist derNiederrhein vomRuhr- gebiet – wo ich schon immer wohne – gerade einmal eine halbe Stunde Autofahrt entfernt. Und ich war im- mer wieder überrascht, was man dort alles entdecken kann. Von der Sequoiafarm hatte ich vorher zum Beispiel noch nie etwas gehört. Und was hat Sie in Düsseldorf am meisten überrascht? Die Urdenbacher Kämpe! Das ist eine der letzten Auenlandschaften, undmankanndort traumhafte Son- nenuntergänge bestaunen. Auf dem neun Kilometer langen Rundweg habe ich Schildkröten und Schafe gesehen, sogar einen Sandstrand gibt es. Und der Botanische Garten auf dem Gelände der Uni ist toll für alle Hobbygärtner und solche, die gerne das perfekte Instagram-Bild schießen. Und der Besuch ist kos- tenlos. Welche Eskapade steht als Nächs- tes bei Ihnen an? Ein zweites Date mit den Alpakas steht auf jeden Fall noch aus. Und vor Kurzem habe ich zu einer Freundin gesagt, dass ich noch ein- mal nach Xanten und auf die Bisli- cher Insel möchte. Einfach raus in die Natur! Der Medienhafen in Düsseldorf ist fotogen. Vor der beeindruckenden Kulisse lohnt sich ein Selfie. FOTO: JESSICA NIEDERGESÄß Unterwegs auf neuen und alten Wegen in Düsseldorf und am Niederrhein Alpakas streicheln, durchs Maislabyrinth irren oder Mammutbäume bestaunen – Jessica Niedergesäß gibt Tipps für Ausflüge in Düsseldorf und am Niederrhein. Bei ihren Kurztrips hat sie einige überraschende Orte entdeckt Abstecher und Ausflüge n Das Buch „52 Eskapaden in und um Düsseldorf“ ist im Du- Mont Verlag erschienen, hat 232 Seiten und kostet 16.95 Euro. Die Eskapaden sind unterteilt in drei Kapitel: Ab- stecher, Ausflüge und Mini- urlaube. n Jeder Tipp ist reich bebil- dert, dazu kommen jeweils Boxen mit praktischen Infos zur Anreise oder auch zur Län- ge und Dauer der Strecke. WIR FEIERN DAS LESEN Jessica Niedergesäß mit ihrem neuen Buch. FOTO: JESSICA NIEDERGESÄß

RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4