75 Jahre NRZ

1975. Am 23. Oktober 1975 gibt NRZ-Chefredakteur Jens Feddersen dem WDR ein Inter- view. Sein Ziel: Deeskalation. Erst wenige Stunden vorher war die Betriebsversammlung zu Ende gegangen. Dort hatte Ver- leger Dietrich Oppenberg be- kanntgegeben: Ab 1. Januar 1976 wird die NRZ im Zeitungs- verlag Niederrhein herausge- geben, der zur WAZ-Gruppe ge- hören wird. Im Rückblick si- chert diese Kooperation die Unabhängigkeit der Zeitung. Vor allem in Moers gab es 2012 einen Sturm auf die MO- Kennzeichen. FOTO: VOLKER HEROLD NBX__NRWTZ_57_1652 | Samstag, 03. Juli 2021 Seite 56 und 57 Anzeige Von Stephan Hermsen An Rhein und Ruhr. Von Bergamo bis ins Herz von knapp 5000 Nieder- rheinern zu treffen: Robin Gosens kann so etwas. Von weitem ist er ein deutscher Nationalspieler, der in Italien sein Ciabatta verdient. Für einige wenige ist der Linksverteidi- ger von Atalanta Bergamo „der Na- tionalspieler aus Emmerich“. Spä- testens da rufen knapp 20.000 Em- mericher und gut 5000 Eltener „Foul“. Denn für die Eltener ist Go- sens einer von ihnen. Und für Em- mericher ist ihr Nationalspieler im- mer noch Rainer Bonhof, der Welt- meister von 1974. Denn zwischen Bonhof und Go- sens liegt nicht nur eine Fußballer- generation, sondern auch eine Ge- bietsreform. 1975 wurde das Land neu zusammengepuzzelt, für besse- re Verwaltung, professionellere Strukturen. Klingt kühl, ist es auch und hat das Heimatgefühl vieler Menschen nicht verändert. Abzulesen daran, dass sich mitt- lerweile mehrere Hunderttausend Autofahrer ab 2012, als eswieder er- laubt war, fast vergessene Auto- kennzeichen wie MO, GEL, DIN, BOC, WAT ans Auto schraubten. Ganz so, als würde es damit zum Fluxmobil, mit dem man zurück in die Zukunft reisen könne. Es ist schon komisch, dass wir Menschen meinen, die Ordnung, die wir als Kinder vorfinden, müsse für immer Bestand haben. Dabei hätten gera- de die Eltener wissen können, dass nichts so beständig ist wie der Wan- del, waren sie doch erst 1963 der Auftragsverwaltung der Niederlän- der entgangen. Wobei das Verhältnis der Men- schen diesseits und jenseits der Grenze recht gut ist, Robin Gosens jedenfalls hat eine deutsche Mutter und einen niederländischen Vater. Vielleicht aber traf sie deswegen der Verlust der Eigenständigkeit nur zwölf Jahre später besonders hart. Und schmerzt bis heute, nicht nur in Elten. Als im Sommer vergange- nen Jahres das Dörfchen wieder einen Bahnhof erhielt, wurden in einer Nacht- und Ne- belaktion die Schilder überklebt und aus „Em- merich-Elten“ wurde wieder „Elten“. Tausende Menschen demonstrierten Auch mit legalen Aktio- nen hielten die Eltener nicht hinter ihrem 80 Meter hohen Berg: Für viel Geld ließen sie eine flammende Streitschrift gegen das drohende Ungemach drucken: „Elten – ein brennendes Problem“. Da half es nichts, dass NRW-Innenminister WilliWeyer denEltenern eine Spiel- bank versprach – die Kugel imCasi- no rollte nie. Stattdessen zahltendie Eltener gutes Geld für einen Gut- achter und prozessierten vor dem Verfassungsgerichtshof. Es half nichts. Gleichwohl brachten die Reform- pläne Tausende Menschen auf die Straße – überall in NRW: Die Kett- wiger, deren katholische Einwoh- ner bis heute nicht zum Bistum Es- sen gehören, aber zur gleichnami- gen Stadt. Und das, obwohl sie für sich in Anspruch nehmen können, neben Werden als einziger Stadtteil Essens südlich der sprachlich be- deutsamen „Benrather Linie“ zu lie- gen. Mit gewissem Recht könnten die Kettwiger argu- mentieren, dass sie von Menschen re- giert werden, die nicht einmal die gleiche Sprache sprechen. Im „Kettwiger Kreis“ verbünde- ten sich noch zwi- schen 1983 und 1990 Bürger von Kettwig, Watten- scheid, Hohenlim- burg, Porz, Rheinhausen und Rheydt mit dem Ziel, die Gebietsre- form rückabzuwickeln. Daran sind viele gescheitert -- mit einigen pi- kanten Ausnahmen: Das früh be- spöttelte Flickwerk „Glabotki“wur- de wieder getrennt: Gladbeck be- kam seine Eigenständigkeit zurück, genauso wie Wesseling (südlich von Köln) und das wiederbelebte Städtchen Monheim am Rhein, das Langen- feld, Düsseldorf und Leverkusen gern unter sich aufgeteilt hätten. Nicht nur imDüssel- dorfer Rathaus wird man sich angesichts der sehr eigenständi- gen, kommunalen Steuerpolitik in Mon- heim ärgern, dass das Urteil damals so und nicht anders ausgefal- len ist. Homberg zieht’s nach Moers – und das nicht nur, wenn Karnevalszug ist. Moers hin- gegen, obschon seit 1975 seines Kreisstadt-Status verlustig gegan- gen, scheint eine attraktive Stadt zu sein. Noch 2014 suchten rund 70.000 Duisburger aus Homberg und Baerl den Anschluss an die Stadt, mit der sie ohnehin die Vor- wahl 02841 teilen. NRZ-Chefredakteur Manfred Lachniet erinnert sich auch noch an das Schicksalsjahr 1975: „Mein Vater und viele andere hatten Autos und Wände mit Aufklebern „Wal- sum, nur nicht nach Duisburg!“ ver- sehen.“ Die selbstständige Stadt (PLZ 4103) wollte lieber nachDins- laken. Aber es kam leider anders. Genauso dachten die Menschen in Homberg und Rheinhausen, die wollten selbststän- dig bleiben oder notfalls zum Kreis Moers gehen. Teure Projekte aus Trotz Aus Daffke schaff- ten sich diese Ge- meinden teurePro- jekte an, die Duis- burg bezahlte: die Rheinhausenhalle, das Allwetter- bad in Walsum, das Bad in Hom- berg. Noch heute haben viele Men- schen dort das Gefühl, dass Duis- burg sie nicht glücklicher gemacht hat. Aber um Glück ging es dabei ja nie, nicht einmal um Heimatgefüh- le. Sondern um eine (vermeintlich) einfachere, schlankere Verwaltung. Kein Thema, mit demman punkten kann – oder auf Interesse stößt. Selbst der seinerzeit verantwortli- che Ministerpräsident Heinz Kühn (SPD) bekundete später, er habe sich bei diesem Thema oft gelang- weilt „wie die Eule imMauerloch“. Die Eltener wollten partout nicht zu Emmerich gehören. Aller Protest half aber nicht. 1975 kam die Neuordnung. FOTO: DPA Aus Trotz schafften sich viele Ge- meinden teure Projekte an. Hier ist das Allwetterbad in Walsum zu se- hen. FOTO: HANS BLOSSEY „Mein Vater und viele andere hatten Autos und Wände mit Aufklebern ‘Wal- sum, nur nicht nach Duisburg!’ versehen.“ Manfred Lachniet , Chefredakteur Geldern, Lünen, Bocholt und Cas- trop: Als im Jahr 2012 die alten Kfz- Kennzeichen wiederkamen, war der Ansturm riesig. FOTO: DPA Gebietsreform 1975: (Neu-)Ordnung muss sein Von Aldekerk bis Wattenscheid, von Elten bis Kettwig: Auch 46 Jahre nach der kommunalen Neuordnung haben viele noch keinen Frieden damit gemacht – und waren froh, als sie 2012 wenigstens die alten Kennzeichen zurück bekamen NRW-Minister- präsident Heinz Kühn war für die kommunale Neu- ordnung verant- wortlich. FOTO: DPA Nur für Gewerbetreibende professi DER NEUE PEUGEOT e-EXPERT JETZT MIT ATTRAKTIVEN JUBILÄUMS-ANGEBOTEN onal.peugeot.de Beispielfoto von Fahrzeugen der Baureihe, die Ausstattungsmerkmale der abgebildeten Fahrzeuge sind nicht Bestandteil des Angebotes. 1) Ein Free2Move Lease Kilometerleasingangebot der PSA Bank Deutschland GmbH, Siemensstraße 10, 63263 Neu-Isenburg, für Gewerbe- treibende mit einem Fuhrpark <50 für den PEUGEOT e-Expert L2 Pro Elektromotor 136 PS 50 kWh Batterie – Leasingsonderzahlung: 6.000,– € 2 ; Laufzeit: 48 Monate; Leasingrate: 159,– €/mtl. zzgl. 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