75 Jahre NRZ

NBX__NRWTZ_58_1419-142108811 rer Mitschüler vom Helmholtz- Gymnasium nahm mich mit nach Altenessen, da haben wir dann wil- de Baumpflanzaktionen durchge- führt“, erzählt er. Seitdem hat Fliß nicht mehr aufgehört mit dem Pflanzen - und bis heute über jede einzelne Aktion Buch geführt. Rund 15.000Bäume hat er in die Er- de gesetzt. „Es war die Zeit des dsterbens und von Pseudo- upp und der Schornsteine ohne ntschwefelungsanlage“, so Fliß. „Für mich klang es sehr plausibel, dass wir dringend Emissionen reduzieren und den Umweltschutz verstär- ken müssen.“ So wurde er auch Teil der Dellwiger „Interessengemein- haft gegen Luftverschmut- gsschäden und Luftverunreini- “ (IGLU), nahm an Anti-Atom- kraft- und Friedensprotesten teil und war beim Gründungsparteitag der Grünen 1980 in Karlsruhe da- bei. In die Partei trat er erst einige Jahre später ein. „Wirwolltenbei der Energiewende Pioniere sein“, sagt Fliß, der 1984 bei den Kommunal- wahlen in Essen erstmals gewählt wurde und seitdem durchgehend in verschiedensten Kommunalparla- menten sitzt. „Alle Themen von heute – ÖPNV-Ausbau, E-Mobilität, alternative Energien, die Suche nach Atomendmülllagern – haben damals ihrenUrsprung und sind ak- tuell.“ Seine aktuelle Amtszeit widmet er ganz dem Klimawandel. „Wir müssen viel schneller agieren“, sagt er. Die Unterstützung durch die Fri- days-for-Future-Proteste sei dabei besonders wichtig. „Ich hoffe, dass die Bewegung nach der Corona-Kri- se genauso stark zurückkommt.“ Zurück kam in den 1980er-Jahren auch der Smog ins Revier. Zwar war die Inversionswetterlage, die am17. Januar 1979 zumersten Smogalarm geführt hatte, schnell vorbei. Genau sechs Jahre später, am 18. Januar 1985, wurde aber erstmals die höchste Warnstufe ausgelöst. Mit gravierenden Folgen: Straßen wur- den gesperrt, Schüler durften zu- hause bleiben, Krankenhäuser stockten ihre Sauerstoffvorräte auf. Straßensperre in Dortmund auf- grund des Smogalarms. FOTO: IMAGO man spürte das auch in der Lunge“, erinnert er sich. Das sei „gespens- tisch“ gewesen. „Passanten tauch- en aus dem Dunst auf und ver- chwanden wieder.“ Überall habe man die Durchsa- gen gehört, es seien aber trotzdem einige Menschen unterwegs gewe- sen. „Die Leutemussten ja arbeiten, mein Vater wäre auf keinen Fall we- gen so etwas zu Hause geblieben“, sagt Fliß. Viele innerstädtische Stra- ßen wurden aber für den Autover- kehr gesperrt. „Auf der A40 (damals A430) lief der Verkehr, doch auf den Abfahrten mussten die Fahrer ihre Wagen stehen lassen. Die Abfahr- ten wurden so zu Parkplätzen und die Menschen mussten in ihre Stadtteile laufen“, so Fliß, der da- mals wie heute inRüttenscheid lebt. „Das fand ich schon bemerkens- wert.“ Einige stiegen auf denÖPNV um. Das hat gut funktioniert, die Straßenbah- nen haben ihren Takt erhöht und fuhren - ohne Pause zu machen - durch die Wendeschleifen und so- fort wieder zurück. Großartig!“ In Aufregung seien die Einwohner da- mals nicht verfallen. „Wir im Ruhr- gebiet sind ja ohnehin recht ent- spannt, aber die Verwandtschaft von außerhalb rief schon an, um zu fragen, ob wir noch leben“, erinnert sich der Bürgermeister. Verschönerung des Essener Nordens Für den Studenten war der Smog- alarm nicht das erste Mal, dass er sich mit Natur- und Umweltschutz auseinandersetzte. Bereits mit 15 Jahren engagierte er sich in der Bür- gerinitiative Aktionsgemeinschaft A31, der es zwischen 1973 und 1982 gelang, den Ausbau der Auto- bahn zwischen Bottrop und Bonn zu verhindern. „Meine Bürgerinitia- tive Essener Aktion gegen Umwelt- zerstörung e.V. hatte damals über 1500 Mitglieder und war mit der Aktionsgemeinschaft A31 einer der Vorläufer der Grünen“, sagt Fliß. „So hattenwir uns zumZiel gesetzt, den Stadtnorden ebenso schön zu machen wie den Süden Essens.“ Das sollte durch das Pflanzen von Bäumen erreicht werden. „Ein älte- 1946 BIS 2021: DIE CHRONIK Von Anika Bloemers Essen. „Smog bedrohte das Revier“ titelte die NRZ am 18. Januar 1979, einen Tag, nachdem die Behörden zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Smogalarm, Warnstufe eins, ausgelöst hatten. Im westlichen Ruhrgebiet und am Nie- derrhein waren Essen, Bottrop, Mülheim, Oberhausen, Duisburg, Krefeld, Moers und Teile des Krei- ses Wesel betroffen. Straßen wur- den gesperrt, alle 30 Minuten kam im WDR-Radio in mehreren Spra- chen eine Durchsage und Men- schen mit Atemwegserkrankungen sollten zuhause bleiben – aber die meisten Bürger nahmen die Situa- tion gelassen. Schlechte Luft und Nebel kannten sie im Ruhrgebiet schon lange, der Rauch strömte seit Anfang des 19. Jahrhunderts fast ungehindert aus den Schloten der Hütten und Kokereien. Und der da- malige NRW-Arbeitsminister Fried- helm Farthmann sprach beim Smogalarm nur von einer reinen „Vorsichtsmaßnahme“. Manchmal dauerte Smog tagelang Doch bereits seit Stunden, warnte der WDR am Morgen des 17. Janu- ar, liege der Schwefeldioxid-Gehalt in der Luft über den Grenzwerten. Schuldwar eine Inversionswetterla- ge, an windstillenWintertagen kam es vor, dass sich eine warme Luft- schicht etwa 300 Meter über dem Land festsetzte. Sie verhinderte, dass dieAbgase aufsteigenkonnten, so dass sie dunstartig über dem Bo- den hängen blieben. Rolf Fliß, der Grünen-Ratsherr und ehrenamtlicher Bürgermeister in Essen ist, erinnert sich genau an diesen Tag vor mehr als 42 Jahren. Der heute 61-Jährige studierte da- mals Jura an der Ruhr-Universität Bochumundwar mit Bus und Bahn unterwegs. Der 19-Jährige schnapp- te sich seine Kamera und machte Bilder des besonderen Ereignisses. „Der Geruch ist mir im Gedächtnis geblieben“, erzählt Fliß Es roch schwefelig, un war diesig. Es kam Tröpfchen herunte und auf der Haut lag eine Feuchtigkeit, Smogalarm im Ruhrgebiet: Die Luft war schlecht im Januar 1979. FOTO: NRZ Eine leere Kreuzung in Essen: Während des Smogalarms durften keine Autos in der Innenstadt fahren. FOTO: KLAUS ROSE t s Schwefeldunst überm Ruhrgebiet Am 17. Januar 1979 wurde im westlichen Ruhrgebiet zum ersten Mal Smogalarm ausgelöst. Der Essener Grünen-Politiker Rolf Fliß erinnert sich . „ d es en r Wal kr E sc zun gung „ „Der Geruch ist mir im Gedächtnis geblieben.“ Rolf Fliß erinnert sich an den ersten Smogalarm im Revier Rolf Fliß F: SOCRATES TASSOS Smog-Problem rückte in den 70ern in den Vordergrund n Für die Menschen im Revier war eine „Inversionswetterlage“ nichts Neues, manchmal dauerte der Smog mehrere Tage. Das Wort setzt sich aus smoke (Rauch) und fog (Nebel) zusam- men. n Auch wenn die meisten Einwoh- ner des Reviers den Smog klaglos hinnahmen, tötete er bereits 1962 mehr als 150 Menschen. Langzeitschäden an Lunge und anderen Organen wurden be- kannt. Die NRW-Regierung erließ ein Gesetz, um die Luftver- schmutzung zu bekämpfen, sie stellte Messstationen auf und legte Fahrverbotszonen für den Ernstfall fest. Eigentlich änderte sich aber erstmal wenig. n Das Smog-Problem rückte erst 70er-Jahren durch das Erstarken der Öko-Bewegung mehr in den Vordergrund, 1973 beschloss der Bundestag das Immissions- schutzgesetz. NRW verringerte die Grenzwerte für den Smog- alarm auf 0,8 Milligramm Schwe- feldioxid pro Kubikmeter Luft: Niedriger als in der ersten Verord- nung, aber noch immer mehr als das Eineinhalbfache von heute. n Auch die Kohlekrise und viele bereits geschlossene Zechen ver- hinderten nicht, dass dieser Grenzwert 1979 zum ersten Mal überschritten wurde. Einsteigen lohnt sich jetzt besonders: • Sofort verfügbar – als Tageszulassung zum Vorteilspreis • Bis zu 3,5 Tonnen Anhängelast in Verbindung mit Automatik und Allradantrieb • Hoher Fahrkomfort und umfangreiche moderne Fahrassistenzsysteme 1 Fünf Jahre Fahrzeuggarantie und fünf Jahre Mobilitätsgarantie (bis maximal 150.000 km). 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