75 Jahre NRZ

Berühmte Trauergäste: Auch TV-Entertainer Harald Schmidt und Kabaret- tist Dieter Nuhr (links) wohnten der Beisetzung in Moers bei. FOTO: DPA 53 Jahre auf der Bühne n Hanns Dieter Hüsch (Jahr- gang 1925) galt mit über 53 Bühnenjahren und 70 eigenen Programmen als einer der pro- duktivsten sowie erfolgreichs- ten Vertreter des literarischen Kabaretts in Deutschland. n Ab 1999 war er Schirmherr des Kabarettpreises „Das Schwarze Schaf“ . Johannes Rau nannte ihn einmal den „Poeten unter den Kabarettisten“. Auch wenn Hüsch später unter ande- rem in Mainz und Köln lebte, sagte er: „Alles, was ich bin, ist niederrheinisch.“ Hüsch trat bereits während seiner Studentenzeit auf. FOTO: DPA Hüsch in den 1980er-Jahren bei einer Lesung. FOTO: UNITED ARCHIVES 2001. Was geschieht, wenn die Bilder eines Ereignisses schon überall zu sehen sind – aber noch niemand Antworten auf die drängendsten Fragen hat? Vor dieser Situation steht die NRZ am 11. September. Der damalige Chefredakteur Kiess- ler bilanziert rückblickend: „Auch die Leser wissen in einer Zeit, in der sie ständig mit ver- meintlich schnellen Antworten konfrontiert werden, den Wert der fundierten Nachricht, der soliden Analyse zu schätzen. (...) Wir nehmen uns auch wei- terhin Zeit für Recherche. Das schafft Vertrauen.“ NBX__NRWTZ_66_1419-142109937 Samstag, 03. Juli 2021 Glückauf, Glückauf, der Steiger kommt und er hat sein helles Licht bei der Nacht... FOTO: FABIAN VOGEL Von Stephan Hermsen Essen. Es war ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk, das da am14. Dezember 2001 der Stadt Essen überreicht wurde – ungefähr so wie ein Legobausatzmit tausenden Teil- chen: Ein Geschenk, das reichlich Arbeit mit sich bringt – und vor al- lem -- eher ungewöhnlich für ein Geschenk – reichlich Geld kostet. Aber das wussten Oberbürgermeis- ter, Kulturdezernent und Wirt- schaftsförderer auch schon vorher. Auch, dass es das Geschenk geben würde. Aber wie das so ist: Ehe nicht nach der 25. Sitzung der Unesco-Weltkulturerbe-Kommis- sion jemand – genauer: in diesem Fall der finnische Landeskonserva- tor, sagt: „Adopted: Zeche Zollver- ein“ ist die Aufnahme, die Adoption des Erbes halt nicht offiziell. „Dass dieses Erbe nicht nur Sa- che einer Stadt, einer Region, eines Landes sein kann, haben die 21Mit- glieder des Unesco-Welterbe-Komi- tees unter dem Vorsitz des Finnen Henrik Lilius gestern in der finni- schen Hauptstadt Helsinki besie- gelt“, notierte Wolfgang Kintscher für die NRZ am Folgetag. Bis dahin war es ein langer, fünf Jahrewähren- der Weg des Wünschens und Wer- bens gewesen, bis dann diese 25. Weltkulturerbestätte in Deutsch- land nominiert und einstimmig auf- genommen wurde. Bei der Begutachtung im Jahr 2000wurde dann auchnoch einiges moniert: Das in die Koksofenbatte- rie eingebaute Riesenrad, die ge- plante Größe des Areals und die Pläne, die Kohlenwäsche aufzusto- cken mit etlichen gläsernen Ge- schossen, die – Gott bewahre – das Ding beinahe so hätten aussehen lassen wie die Elbphilharmonie. Und vor allem – und das besonde- re und auch das besonders kostspie- lige an diesem Erbstück: Anders als die Dome in Aachen und Köln und die Schlösser in Brühl war diese vierte Kulturerbestätte in NRW eben nicht für die Ewigkeit erbaut worden – Zollverein war erst das zweite Industriedenkmal nach der Völklinger Hütte im Saarland, das es auf die Liste der deutschen Welt- erbestätten schaffte. Die Architekten Schupp und Kremmer hatten die Zeche 1932 nicht als „die vielleicht schönste der Welt“ konzipiert – so nannte sie SPD-Ministerpräsident Wolfgang Clement mal. Sondern unter den Kriterien der optimalen Nutzung, der einfachsten Fertigung aus Stahl- gevierten und Backsteinmauern. EineKathedrale des Kohlebergbaus vielleicht, aber auch ein Denkmal des optimierten Einsatzes von Mensch und Material. Nur zögerlich unter Denkmalschutz Dass Industrie und Kultur, Zeche und Denkmal überhaupt zusam- mengedacht werden konnten, war ein weiter Weg ge- wesen und hatte aufmerksamer Pa- ten bedurft. Wäre es nach dem Wil- len des Essener Oberstadtdirek- tors knapp 15 Jah- re zuvor gegangen, Zollverein wäre nicht einmal unter Denkmalschutz gestellt worden. Ein Ministerent- scheid musste her, die Stadt Essen musste zu ihrem Glück und dem glücklichen Tag rund 14 Jahre später gezwungen werden. Und ein wenig liest man das Fremdeln den Kommentaren in der NRZ von damals auch an: Dass je- nes kohlenstaubverdreckte Areal im Nordosten der Stadt nunmehr unter Druck zum Diamanten mit funkelnder Ausstellung für die gan- ze Industrieregion werden sollte – man mochte es nicht recht glauben. „Eine Garantie, dass sich künftig wahre Besucherströme aus Nah und Fern im Schatten der Schacht- anlage ihre Vor- urteile über den Kohlenpott aus dem Kopf schla- gen, gibt es jeden- falls nicht“, beton- te der damalige Leiter der NRZ- Stadtredaktion, Ulrich Führmann. Nicht ganz zu Unrecht: Vermut- lich war es erst die Ernennung des Ruhrgebiets zur Kulturhauptstadt im Jahre 2010, die Das Riesenrad wurde von der Unesco moniert. FOTO: KERSTIN KOKOSKA „Zollverein ist ein Koloss, der von Brotsamen nicht leben kann, ein Erbe, das man nutzen und mehren, sanft wandeln muss, damit es bleibt.“ Jörg Bartel, NRZ-Feuilleton-Chef über die Zeche im Land und vermutlich auch bei vielen Menschen in der Region ins Bewusstsein gerückt hat, welchen Reichtum an industriekulturellem Erbe die Region birgt. Und: Wie vie- ler Gelder und Ideen es bedarf, um aus den vielenErbstücken derMon- tanindustrie auch Kernorte für die Zukunft werden zu lassen. „Zollverein ist ein Koloss, der von Brotsamennicht lebenkann, einEr- be, das man nutzen und mehren, sanft wandeln muss, damit es bleibt“, formulierte seinerzeit Feuil- leton-Chef Jörg Bartel den Auftakt zum millionenschweren Wandel des Industrieareals zu einem mo- dernen Campus, an dem sich Frei- zeitgestaltung, Dienstleistungsjobs und kulturelle Angebote zu einer Melange vermischen, die nun tat- sächlich immer mehr Menschen in ihren Bann schlägt. Auch, wenn aus manchenPlänenwie der einerWelt- messe für Design nicht so richtig was wurde. Doch mittlerweile wird daran ge- dacht, dass das Welterbe Zollverein noch einmal antritt, mit allen ihren Brüdern und Schwestern im schwer industriellen Geiste und so gleich die gesamte „Industrielle Kultur- landschaft Ruhrgebiet“ zum Welt- erbewerden kann und soll. Über die Sinnhaftigkeit wird gerade gestrit- ten, wie so vieles im Ruhrgebiet droht auch hier mal wieder eine Chance auf der Strecke zu bleiben. Stand derzeit: Mancher Kommu- ne ist das zu viel Nostalgie, eine Fachjury auf Landesebene fand die Bewerbung methodisch zu mittel- mäßig. Also wird noch eine Weile debattiert. Dumm nur, dass die Unesco imOktober erstmal die Lis- te für die nächste Dekade schließt. Selbst die Chance für die nächste scheiternde Ruhrolympia-Bewer- bung kommt früher. Es ist ein viel sagender Zufall, dass in der NRZ-Ausgabe, die die Ernennung von Zollverein zum Weltkulturerbe vermeldet, auch ge- meldet wird, dass spätestens 2003 die Nahverkehrsunternehmen von Essen, Mülheim und Oberhausen fusioniert sein werden… Es scheint bis heute manchmal, als wolle man das Kirch- äh-- Förderturmsdenken zumeigentlichen, immateriellenEr- be der zerrissenen Region machen. Und dazu erklingt dann das Abstei- gerlied... Der lange Weg von der Zeche zum Welterbe GESCHICHTE AUSFLUG IN DIE Die Zeche Zollverein Industriehistorie an der einst größten Zentralkokerei der Welt Essen. Es ist ein Ort der Superlative, und er steht wie kein anderer in Deutschland für Industriegeschich- te: DieZecheZollvereinwar einmal die größte und leistungsstärkste Steinkohlenzeche der Welt und die größte Zentralkokerei Europas. Be- sonders lohnt sich bei einem Be- such in Essen daher der Denkmal- pfad Zollverein, bei dem man den Weg der Kohle am besten nachvoll- ziehen kann. Gigantische Maschi- nen, Transportbänder, Förderwa- gen, Bunker und Trichter stehen für eine bewegte und lange Geschichte. Wo einst bis zu 12.000 Tonnen Koh- le am Tag gefördert, aufbereitet und schließlich zu Koks veredelt wur- den, erleben Besucher jetzt die ArbeitsortemehrererGenerationen von Bergleuten und Kokereiarbei- tern. Alltagsleben in der Zechensiedlung Neben technischen Details zur Ze- che und Kokerei gibt es auf dem Denkmalpfad viele Infos über die damaligen Arbeits- und Lebensbe- dingungen der Kumpel und Koker: über die Gefahren im Bergbau, die Auswirkungen von Rationalisie- rung und Stilllegung und das All- tagsleben in der Zechensiedlung. Undnatürlich erfahrenBesucher al- les über die Entwicklung Zollver- eins vom aktiven Industriekomplex zum Unesco-Welterbe. Dass das nicht alles auf der „schönsten Zeche der Welt“ ist, ist bekannt. Museen, Kulturwerkstatt, Künstlerhaus und Restaurants la- den dazu ein, direkt den ganzen Tag auf Zollverein zu verbringen. Luftbild-Ansicht der Zeche Zollverein mit Fördergerüst und Ruhrmuseum. FOTO: OLAF ZIEGLER / FUNKE FOTO SERVICES GESCHICHTE AUSFLUG IN DIE Das Museum des Bergbaus Ausblick übers ganze Ruhrgebiet Bochum. Schon von außen ist das Deutsche Bergbaumuseum in Bo- chum imposant. Und seit der Sanie- rung im Inneren gibt es auch eine neue Dauerausstellung. Vier Rund- gänge führen nun die Besucherin- nen und Besucher durch das Haus. Dabei dreht sich naturgemäß alles um die Geschichte der Steinkohle, Bergbau, Bodenschätze und Kunst. Mit ganz unterschiedlichen Ver- mittlungsangeboten spricht das Museum Erwachsene und Kinder an – ob als interaktives Spiel, multi- mediale Station, Kinderspur oder Exponaten zum Anfassen. Im Anschauungsbergwerk und mit dem Seilfahrtsimulator werden Einblicke auch unter Tage ermög- licht. Das Streckennetz unter Tage ist über einen Kilometer lang. Und vom Fördergerüst der ehemaligen Zeche Germania aus reicht der Blick weit über das Ruhrgebiet und die durch die Zechenlandschaft ge- prägte Region. Mittlerweile ist das 1930 gegründete Museum das welt- weit größte Bergbaumuseum. Mehr Infos zu einem Besuch auf www.bergbaumuseum.de . Das Deutsche Bergbaumuseum mit dem Förderturm. FOTO: HANS BLOSSEY Der Sitz der RAG-Stiftung ist auf dem Zechengelände. FOTO: DPA Auf dem Gelände lässt sich ein gan- zer Tag verbringen. FOTO: OLAF ZIEGLER Immer wieder finden hier auch Aus- stellungen statt. FOTO: SOCRATES TASSOS Industriekultur? Mit dem Begriff fremdelte lange nicht nur die Region – sondern auch die Unesco. Dennoch wurde Zollverein 2001 Weltkulturerbe Anzeige Von Thomas Wittenschläger Moers. „Es war der anrührendste Moment des Tages, und er war laut, ja tosend.“ Mit diesen Worten be- ginnt der Bericht der NRZ über den 12. Dezember 2005, den Tag der Be- erdigung von Hanns Dieter Hüsch inMoers. AmEnde seiner Trauerre- de hatte Holk Freytag, Gründungs- intendant desMoerser Schlossthea- ters, um einen letzten Applaus für den großen Kleinkünstler gebeten. Und wie die Trauergemeinde ap- plaudierte, stehend und minuten- lang. 1200 Menschen – unter ihnen HüschsWitwe Christiane und seine Tochter Anna – nahmen Abschied von dem eineWoche zuvor imAlter von 80 Jahren verstorbenen Kaba- rettisten. Vielen war „HDH“ Kolle- ge, Vorbild und Mentor. Fast voll- ständig war die deutschsprachige Kabarettszene nach Moers gekom- men, um einem ihrer Größten die Reverenz zu erweisen. Tatsächlich hat die Grafenstadt so viel Prominenz auf einmal nicht mehr erlebt wie an dem Tag, als einer ihrer angesehensten Söhne in seiner Geburtsstadt zu Grabe getra- gen wurde: Jürgen Becker, Wilfried Schmickler, Dieter Nuhr, Harald Schmidt, Thomas Freitag, Volker Pi- spers, Piet Klocke, Konrad Beikir- cher, Stephanie Überall, Matthias Richling, Emil Steinberger und vie- le mehr hatten sich aufgemacht zur Stadtkirche, dazu alte Weggefähr- tenwie Bill Ramsey, HannesWader, Dieter Süverkrüpp. Ministerpräsident unter Trauergästen Auch der damalige NRW-Minister- präsident Jürgen Rüttgers war unter den Trauergästen in und vor der Evangelischen Stadtkirche, in der Hanns Dieter Hüsch vier Wochen nach seiner Geburt getauft und 1939 konfirmiert worden war. Wäh- rend des Gottesdienstes mutmaßte der Kölner Pfarrer Uwe Seidel, dass Hüsch in diesemMoment wohl mit Jesus im „Café Pilatus“ sitze und „Mensch ärgere dich nicht“ spielen würde, „selbstverständlich ohne Rauswerfen. Hüsch hat nie jeman- den rausgeworfen“. Holk Freytag, seinerzeit Inten- dant des Staatstheaters Dresden, würdigte mit seiner Trauerrede den Künstler. Er habe die „Geburt der Sprache aus der Trivialität des All- tags“ betrieben, sei mehr als ein Ka- barettist gewesen, „er war ein Dich- ter und Schauspieler – seine Bühne war seine Orgel und seine Protago- nisten hießen Ditz Atrops und Ha- genbuch“. Freytag, ein enger Vertrauter Hüschs, verschwieg dabei nicht, dass die Liebesbeziehung zwischen dem„schwarzen Schaf vomNieder- rhein“ und seinem Moers „schwer erarbeitet“ werden musste. Hüsch hatte die Stadt schon 1946 verlas- sen und zunächst Mainz, zeitweise die Schweiz und später Köln zu sei- nemLebenspunkt gemacht. Erst als anderenorts die Menschen dank des Poeten bestaunt hätten, so Frey- tag, welche philosophischen Di- mensionen im Alltäglichen verbor- gen sind, „da dämmerte es uns hier auch allmählich, mit welchem Meister der Sprache wir es hier zu tun hatten“. HDH besuchte seine Heimat seit der zweiten Hälfte der 70er-Jahre häufig. Wenn eben möglich, kehrte er in der Gaststätte „Zum kleinen Reichstag“ ein, aß dort und traf sich mit Freunden. Die Wirtschaft hatte einst dem Großvater gehört: „Hanns Dieter hat als Kind dort oft gespielt“, erzählt Willi Brunswick, ebenfalls ein enger Freund des Ka- barettisten und von 1978 bis 1999 Moerser Bürgermeister. Das Schlosstheater Moers (STM) wusste ihn fest an seiner Seite. Hüsch unterstützte es durch jährli- che Gastspiele und „mit Gagen, die meist nicht die Kosten der Anreise deckten“, erinnert sich Holk Frey- tag, damals STM-Intendant. Zu- dem war er Initiator des Moerser Litera- turpreises, der Nach- wuchsautoren för- dert. 1995 verlieh die Stadt Hüsch die Eh- renbürgerschaft – über keine Ehrung „Hanns Dieter hat als Kind dort oft gespielt.“ Willi Brunswick enger Freund des Kabarettisten über die Gaststätte „Zum kleinen Reichstag“ Diana Finkele handelt es sich „um eine echte Fundgrube für Hüsch- Forscherinnen und -Forscher“. Vor dem Hüsch-Bildungszentrum steht eine Skulptur des Bildhauers Karl- heinz Oswald. Sie zeigt den Kaba- rettisten leicht nach vorn geneigt, den Menschen zugewandt, mit sei- ner Milde, seiner Freundlichkeit und seinem Schmunzeln über die Brille hinweg. Enthüllt wurde sie 2015 anlässlich des 90. Geburtsta- ges. Einer der bewegendsten Mo- mente bei der Zeremonie erinnerte andieBeerdigung zehn Jahre zuvor: Die Gäste spendeten dem großen Kleinkünstler stehend Applaus. Der Kabarettist vor dem Pantheon-Theater in Bonn. 2005 starb Hanns Dieter Hüsch im Alter von 80 Jahren. Seit einem Schlaganfall Ende 2000 hatte er zurückgezogen in seinem Haus in der Nähe von Köln gelebt. FOTO: DPA Hanns Dieter Hüsch: Der bekannteste Moerser 2005 starb der berühmte Künstler und wurde unter Anteilnahme vieler Prominenter beigesetzt. Dabei war die Liebesbeziehung zwischen Hüsch und seiner Heimatstadt hart erarbeitet 1946 BIS 2021: DIE CHRONIK Seite 66 und 67 habe er sich so gefreut, sagt Freytag. So war es denn auch der Wunsch von Hanns Dieter Hüsch, in seiner Heimatstadt die letzte Ruhe zu fin- den. Die Beerdigung war angesichts der vielen Gäste und hohen Promi- nenzdichte auch eine organisatori- sche Herausforderung. Für Stadt und Polizei bedeutete es Großein- satz, für denKonvoi aus Bussen und Limousinen von der Stadtkirche zum Hauptfriedhof im Ortsteil Hülsdonk wurden die Straßen ge- sperrt. Am Eingang begrüßte ein Ehrenspalier von Bergknappen die Trauergäste, von denen die meisten die Aussegnungszeremonie im nie- derrheinischen Nieselregen erleb- ten, weil die Friedhofshalle für die Menschenmenge zu klein war. Er habe schon viele große Trauer- gemeinden erlebt, zitierte die NRZ damals in einemBericht den Betrei- ber einer Friedhofsgärtnerei: „Aber dies hier übertrifft alles.“ Der Sarg war bedeckt mit roten und weißen Rosen, seinen Lieblingsfarben. Rot undweiß sind auchdie frischenBlu- men, die stets auf dem Ehrengrab stehen. Es befindet sich im hinteren Teil des Friedhofs zwischen Rhodo- dendron und unter einer Eiche. Auf einer Granit-Stele ist ein Fünfzeiler des Dichters zu lesen: „Ich bin ge- kommen Euch zum Spaß / und ge- he hin, wo des Leides ist / und Freu- de / und wo Beides ist / zu lernen MenschundMaß.“ZurGrabanlage gehört auch ein Bänkchen. Ein Platz in der Altstadt Der „Hüsch-Garten“, wie Ehefrau Christiane das Ensemble liebevoll nennt, soll eine Einladung an alle sein, mit einem Buch des Dichters zu verweilen oder dort mit ihmüber Gott und die Welt zu reden. Die Stadt hält ihren Sohn heute in Eh- ren. Ein Platz in der Moerser Alt- stadt trägt seinen Namen, ebenso das Haus, das Zentralbibliothek und Volkshochschule beherbergt. Das Grafschafter Museum wird ihm eine eigene Abteilung widmen, in der nicht nur die berühmte Orgel und der rote Pullover mit Dreispitz zu sehen seinwerden. Beides gehört zum Teilnachlass, den Hüschs Wit- we der Stadt übergeben hat. Der größte Schatz dabei ist eher unscheinbar: handgeschriebene Notizbücher undManuskripte. Aus Sicht von Museumsleiterin Die Hüsch-Skulptur von Karl Heinz Oswald in Moers. FOTO: DIANA ROOS

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