Sonderbeilage | 75 Jahre WAZ

Auch inDeutschlandwürdenElektrolyseure gebraucht. „Gerade mit einer guten Anbindung an Windpark-Standorte – etwa an der Nordsee – können sie auf einer guten Kostenbasis betrieben werden.“ Imniederländischen Eemshaven will der Essener Energiekonzern RWE einen Dreh- und Angelpunkt für die Wasserstoff-Wirtschaft entwickeln. Über Strom aus Windkraftanlagen auf hoher See könnte der Standort künftig grünenWasserstoff produzieren. Deutschlands Industrie hat sich ein großes Puzzlespiel vorgenommen. „Ein etablierter Prozess zur Ermittlung des Bedarfs für eineWasserstoff-Infrastruktur besteht bisher nicht“, räumt das grün geführte NRW-Wirtschaftsministerium zu burg stößt Thyssenkrupp eigenen Angaben zufolge rund 20 Millionen Tonnen Kohlendioxid(CO2) proJahr aus–etwa2,5Prozent der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland. Mit der neuen DR-Anlage, die nur einen von vier Hochöfen ersetzt, könnten immerhin mehr als 3,5 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden. „Was die Infrastruktur und unser technologisches Wissen in SachenWasserstoff angeht, spielt Deutschland global vorne mit“, erklärt Joachim Jungsbluth. Aber auch andereNationen–Schwedenetwa,Australien und Länder aus demNahen Osten – investieren derzeit gezielt in Wasserstoff. Vom Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur in Deutschland hänge ab, ob es gelingt, energieintensive Betriebe hierzulande zu halten. Der Stahl sei einBeispiel dafür, ähnlich ist die Situation in der Chemieindustrie. „Wenn die Transformation in Duisburg nicht gelingt“, sagt Jungsbluth, „dann gelingt sie voraussichtlich nirgendwo“. Die Silhouette der Hochöfen könnte bald ergänzt werden durch den Turm einer Reduktionsanlage. STEFAN AREND Warum das Revier in Wasserstoff die Zukunft sieht Der Strukturwandel ist nicht beendet. Duisburg steht als Standort im Fokus der nächsten Runde. Hier soll bald klimafreundlicher Stahl entstehen Die Wirtschaft Mittwoch, 19. April 2023 – Seite 30/31 Ulf Meinke Als sich Olaf Scholz im Februar auf einem Testfeld inDuisburgmit einemWasserstofftank fotografieren lässt, steht Joachim Jungsbluth an seiner Seite. Seit vielen Jahrengehört JungsbluthzudenForschern, die das Zentrum für Brennstoffzellen-Technik aufbauen. Scholzmüht sich, Pioniergeist zu versprühen. „Dass das jetzt derMoment ist, wo es losgeht, das kann man hier spüren“, sagt er.Wasserstoffwerdeeinezunehmende Bedeutung für Deutschlands Energieversorgung bekommen. Wo heute Gas, Kohle oder Öl eingesetzt würden, komme künftig in vielen FällenWasserstoff zumEinsatz. „Wasserstoff ist einHype-Thema“ – so formuliert es Jungsbluth. Insbesondere im Ruhrgebiet wird das sichtbar. Die Liste der Revierunternehmen, dieProjektevorantreiben, ist lang. Von der Erzeugung über den Transport bis zur Speicherung und AnwendungvonWasserstoff reichendieVorhaben. Die beiden größten deutschen EnergieversorgerEonundRWEmischendabei ebenso mit wie die Pipeline-Betreiber Open Grid Europe (OGE) undThyssengas sowiegroße Verbraucher aus der Industrie, der Stahlhersteller Thyssenkrupp und der Chemiekonzern Evonik. Wasserstoff sei „längst nicht mehr ein Thema nur für Fachleute“, sagt RWE-Chef Markus Krebber schon Ende 2020. Denn es sei klar, dass eine Dekarbonisierung der Industrie ohneWasserstoff nicht funktionieren werde. Gleiches gelte für die Luftfahrt und den Schwerlastverkehr. RWEwill daran mitverdienen. Als Uwe Lauber, Vorstandschef der VWTochterfirmaMANEnergySolutions, Ende 2022 den Standort Oberhausen besucht, versprüht er Aufbruchstimmung. Sein Unternehmen, das seit Jahrzehnten Chemie-, Öl- und Gaskonzerne beliefert und Bauteile für Schiffsmotoren herstellt, will zunehmendAnlagen fertigen, die imKampf gegen den Klimawandel nützlich sein können. Ein Beispiel: Elektrolyseure für die Wasserstoffproduktion. „Wir rechnen fest damit, dass Elektrolyseure für uns spätestens 2030 ein Geschäft sein werden, das jährlicheinAuftragsvolumenüber eineMilliarde Euro bringt“, so Lauber. Wasserstoff komme dann zumEinsatz, wenn die Elektrifizierung nicht möglich oder sinnvoll sei. Doch welche Rolle kann dabei das Ruhrgebiet spielen?„EineVoraussetzung ist jede Menge erneuerbare Energie“, erklärt Lauber. „Daher haben Länder mit viel Sonne oder Wind Vorteile – Australien, Chile oder der Mittlere Osten zum Beispiel.“ Jahresbeginn ein. Besser soll es mit einer Netzplanung werden. Die „Sektoren Strom, Gas undWasserstoff“ müssten „miteinander verzahnt werden“, sagt Hendrik Neumann vom Stromnetzbetreiber Amprion. Pipeline-Betreiber wie OGE und Thyssengas, die vor allemErdgas transportieren, bereiten den Umbau ihres Leitungsnetzes für dieWasserstoff-Versorgung vor. Das Ende der Hochöfen Einer der großen Verbraucher von Wasserstoff wird Thyssenkrupp sein. In Duisburg will der Ruhrkonzern bis Ende 2026 eine Direktreduktionsanlage für die Produktion von klimafreundlichem Stahl bauen. Rund 150 Meter hoch soll die neue Anlage werden – und damit die Hochöfen überragen. Ein radikaler Wandel in einer der deutschen Schlüsselindustrien bahnt sich an. Mit den sogenanntenDR-Anlagen könnten dieHochöfen in einigen JahrenGeschichte sein. „Die kohlebasierte Stahlerzeugung hat in Europa keine Zukunft mehr“, sagt Bernhard Osburg, der Chef von ThyssenkruppSteel. „Aber Stahl hat Zukunft, wenn er grün produziert wird.“ Seit Jahrzehnten gehört die Stahlindustrie zu den größtenVerursachern von klimaschädlichemGas. Allein amStandort DuisWenn die Transformation in Duisburg nicht gelingt, dann gelingt sie voraussichtlich nirgendwo. Joachim Jungsbluth, Zentrum für Brennstoffzellen-Technik ULFMEINKE ist Wirtschaftsredakteur und schreibt seit vielen Jahren über die Industrie imRuhrgebiet. Auf die nächsten 75 Jahre! vonovia.de Lokal, vor Ort, immer nah am Menschen. Wir danken der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung für 75 Jahre engagierte Berichterstattung und Meinungsvielfalt im Ruhrgebiet. Guter Journalismus ist und bleibt unverzichtbar für ein demokratisches Miteinander. Wir wünschen Ihrer Zeitung weiterhin eine starke, unabhängige Stimme in der Gesellschaft und eine treue Leserschaft. Viele Grüße aus Bochum! DUISBURG DORTMUND BIELEFELD AUCH DIESEN WINTER WIEDER DREI X-MAS-SHOWS IN NRW! ACTION, ADRENALIN & ARTISTIK PUR! WWW.FLICFLAC.DE

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