FUNKE Mediengruppe ViRtuelle Realität adobe Stock Sport als Simulation Noch nie wie ein Profi geboxt? An einem Hochhaus geklettert? Oder durch einen Ozean getaucht? Virtual Reality macht’s möglich – und katapultiert Nutzer in digitale Welten. Wie neueste Technik den Sport der Zukunft prägt Eine Küstenmetropole, imSommer: Ich binumringt von Wolkenkratzern und amHorizont sehe ich das Meer. Konzentriert und mit festem Griff klammere ich mich an zwei Backsteinen eines Hochhauses fest. Mein Blick schweift über die Stadt, dann nach unten.Bis zumBodensindesmindestens100Meter. SchwindelerregendeHöhe. Aber bis zumDach ist es nicht mehr weit. Ich schaue nach oben: Wo ist ein Vorsprung, an dem ich mich hochziehen kann? Dort, eine Kante, nur ein paar Zentimeter über mir. Ich greife nach ihr, aber bekomme keinen Halt. Ich stürze. Game over. In Wahrheit bin ich nicht abgestürzt. Denn das Hochhaus existiert nur in einer virtuellen Realität, die ein Computer simuliert. Meine Hände, die ich eben noch zumKlettern genutzt habe, halten Controller, wie man sie von Spielekonsolen kennt. Umschauenkann ichmich indieserWelt durch eine besondere Brille. Wenn ich sie abnehme, stehe ich in einem Raum der Uni Bochum. Größer könnte die Distanz zu einer Küstenmetropole wohl nicht sein. Ruhr-Uni lässt virtuell boxen Solche Brillen haben es erst in einige wenigeWohnzimmer geschafft. Und doch scheint es nur eine Frage der Zeit, bis die Technik in der Gesellschaft ankommt. Die Ruhr-Universität Bochum hat für rund 14.000 Euro Technik angeschafft, die den Zugang zur Welt der Virtual Reality (VR) ermöglicht, finanziert aus Fördermitteln. An der Uni nutzen Studierende diese Technik vor allem zu Lehrzwecken. In der Sportwissenschaft! Boxen wie ein Profi vor Tausenden Zuschauern, Tischtennistraining ganz ohne Tisch und Schläger, Joggen auf dem Laufband mit Blick auf die Alpen – alles, ohne dasHaus zu verlassen. Sieht so der Sport der Zukunft aus? Vorne einWhiteboard. Tische undStühle sind zur Seite geschoben. Wer den Computer und ein paar Kabel ausblendet, sieht, dass das VR-Labor der Uni Bochum ein normaler Seminarraum ist. Seit 2019 forschen sie hier daran, wie Computersimulationen denSport bereichernkönnen. Daraus ist schnell ein Großprojekt geworden: „Sportlehrkräfte sind verantwortlich für heranwachsende Kinder. Deshalb sollten sie soprofessionalisiert sein, dass siemit neuen Technologien umgehen können“, sagt ProfessorinAntjeKlinge. Sie leitet denTeil desGroßprojekts, der sichmit VRbeschäftigt. Boxen, Tennis, Klettern, Schwimmen – viele Sportarten sind in einer virtuellen Version imBochumer Seminarraummöglich. Die Technik findet Anklang bei den Profis Auch im Profisport machen sich Vereine längst die Technik zunutze. In den USA trainieren Profisportler schon seit Jahren im virtuellen Raum, vor allem beim Basketball, Baseball und American Football. Auch bei den deutschen Profis ist die Technik zum Teil schon angekommen. Der Deutsche FußballBundsetztVirtual Realitybei denJuniorenmannschaften ein. „Durch die VR-Brille sehen Sportlerinnen und Sportler das Spielfeld so, wie sie es in echt sehen“, erklärt Prof. Andreas Hebbel-Seeger von der Macromedia-Hochschule in Hamburg, der seit knapp 20 Jahren zumEinsatz von VR im Sport forscht. „So wird eine spielentscheidende Situation simuliert, in der der Sportler entscheiden muss, wohin er blickt, läuft oder den Ball abspielt.“ Die Vorteile: EineMannschaft kann in der spielfreien Zeit trainieren, während die Spieler nicht an einem Fleck sind. Und verletzte Sportler können zumindest taktisch trainieren, obwohl sie noch nicht fit sind. Mit der VR-Brille auf der Nase bin ich wieder in der digitalen Welt. Das Hochhaus ist verschwunden. Jetzt ist meine Umgebung abstrakter, dunkelblau, durchzogen von roten und blauen Laserstrahlen. „Willkommen zurück im Wunderland“, denke ich. Inmeiner linkenHand halte ich ein rotes Lichtschwert, in der Rechten ein Blaues. Der Beat eines Rock-Songs setzt ein. Rote und blaueWürfel fliegen auf mich zu. Passend zumRhythmus muss ich den richtigenMoment abpassen, umzumSchlag auszuholen. Eine schnelle Bewegung mit beiden Armen von oben nach unten und die ersten beiden Würfel sind zerstört. Ein Würfel folgt dem Nächsten. Jetzt schlage ich von links nach rechts, so wie es mir die Pfeile auf den Blöcken angeben. Manchmal mache ich es intuitiv anders und verpasse die richtige Schlagrichtung. Doch meine Bewegungen passen sich schnell dem Rhythmus der Musik an. Als der letzte Ton erklingt, merke ich, wie sehr ich in dieser abstraktenWelt versunken war. Die Ruhr-Uni Bochum nutzt VR ganz anders als professionelle Sportvereine. Oft fühlen sich die Übungen im virtuellen Raumnicht wie realer Sport an, denn anstrengend sind sie nur für den Kopf und selten für den Körper. Viele Anwendungen sprengen die Grenzen analoger Sportarten. „Bewegen, Kalorien verbrennen, schwitzen – viele denken, dass Sport so auszusehenhat. Und dass VR-Brillen nur dann legitim sind, wenn Sportler damit auch ordentlichschwitzen“,meintMedienwissenschaftlerin Nicola Przybylka, die ebenfalls beimVR-Projekt mitwirkt. Zusammen mit Antje Klinge will sie mit diesemSportverständnis brechen: „Es geht darum, neue Sinne und Körpererfahrungen kennenzulernen, und nicht um Schweiß und den Wettkampfgedanken“. Das soll Schüler in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voranbringen: „Es soll keine Bankwärmer geben, diesichschämenmüssen,weil sie als letztes gewählt werden“, ergänzt Klinge. Der spielerische Reiz Auch Entwickler von VR-Geräten und -Anwendungenwollen oftmals nicht nur den Sport aus der echtenWeltnachahmen, sonderndiesenmit einem spielerischen Reiz verknüpfen. So macht es auch dasMünchnerUnternehmen „Icaros“, das Fitnessgeräte mit VR-Option herstellt. Die Geräte stehen schon jetzt in einigen Reha-Praxen und Fitnessstudios, aber auch in manchen Wohnzimmern. Dadurch wird der Unterschied zwischen Sport mit VR-Technik und E-Sports an der Konsole besonders deutlich: Bei diesen Computer- und Videospielen sitzen Nutzer vor einem Bildschirm, während sie nur die Finger am Controller bewegen. Beim VR-Sport bewegen sie sich meist mit dem ganzen Körper und stehen in einem virtuellen Raum. Das Flaggschiff des Unternehmens ist ein Gerät für mehrere Tausend Euro, in dem sich Nutzerinnen und Nutzer in Unterarmstütz-Position auf einem Gestell hin- und herbewegen, je nachdem, wiesie ihrGewicht verlagern. Ziehensiedabei eine VR-Brille auf, können sie virtuell durch die Tiefen des Ozeans schwimmen oder mit futuristischen Flugzeugen über die Alpen fliegen. Beim Online-Spiel „Icarace“ können sie auch gegeneinander antreten und als Piloten in einer Rennliga um die Wette fliegen, seit 2018 sogar bei einer Weltmeisterschaft. Die Virtualisierung nähert sich der Realität an, ist aber nicht so gut wie das Original. Andreas Hebbel-Seeger Medienwissenschaftler INGABARTSCH (24), WAZ-Volontärin, hat mit dem DFB-Trainer und einem Experten über VR gesprochen. NICKKASPERS (23), WAZ-Volontär, hat mit Experten und Praktikern über den Einsatz von VR im Sport gesprochen. LUISAHERBRING (26) schreibt als Volontärin für die WAZ undhat dieVR-Brilleander Ruhr-Universität Bochum getestet. 25.10.23 ESSEN PHILHARMONIE 06.10.23 DORTMUND KONZERTHAUS KONSTANTIN WECKER - UTOP I A 2.0 - Foto: © Thomas Kersten FLYING STEPS - FLY ING HÄNSEL & GRETEL - 10.10.23 14.10.23 ESSEN BOCHUM LICHTBURG RUHRCONGRESS Foto: © Flying Steps FERDINAND VON SCHIRACH - REGEN - E I N B Ü H N E N S T Ü C K V O N U N D M I T Foto: © Peter Rigaud / Shotview T I C K E T S A N A L L E N B E K A N N T E N V V K - S T E L L E N BEN BECKER 23.+24.+25.11.23 - ICH, JUDAS - BOCHUM CHRISTUSKIRCHE Foto: © faceland.com MACH DEN GLASFASER-TEST! 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