Reif für die Emscherinsel: Die Fußgängerbrücke „Slinky Springs to Fame“ von Tobias Rehberger, einst errichtet für die „Emscherkunst“, führt nicht nur vom Oberhausener Festland auf den Landstreifen zwischen Rhein-Herne-Kanal und Emscher. Sie steht für den Sprung vom alten zum neuen Ruhrgebiet. Ilja Höpping Von der Kohle zur Kultur Die Industriedenkmäler verfestigen Klischees und schaffen Identität. Sie locken Touristen und fördern die Lebensqualität Mit der Industriekultur kamen die Radwege: Sie gehören ebenso zur Transformation der Region wie die Haldenkunst, hier auf Hoheward in Herten. imago stock Das ist aber grün hier imRuhrgebiet! Gutmeinender Erstbesucher der Region FUNKE Mediengruppe Die Industriekultur Jens Dirksen Als die schottische Krimischreiberin Val McDermid einmal durchs Ruhrgebiet fuhr, entging sienur knappeinerKinnladen-Starre:McDermid, die als Kind viel Zeit bei den Großeltern in einer schottischen BergbauOrtschaft verbracht hatte, fuhr hier in ihre Jugend zurück: „Bei uns“, sagte sie, „siehst du nichts mehr von den alten Zechen, alles demErdboden gleichgemacht, ausradiert.“ Das Ruhrgebiet von heute hat, von der überlebensnotwendigen Wasserhaltung einmal abgesehen, mit Bergbau noch weniger zu tun als Bayern mit fröhlichen Sennern und glücklichen Kühen auf saftigen Almwiesen. Und doch kursiert im Rest der Republik offenbar immer noch die Vorstellung von fliegenden Briketts und rußverschmierter Bergmannskluft. Warum sonst bekäme man von Auswärtigen keinen Satz häufiger zu hören als den, über den sich manche hier schon kohlrabenschwarz ärgern: „Das ist aber grün hier im Ruhrgebiet!“ Da ist man kurz davor, die Fingernägel vorzuzeigen, um klarzustellen, dass sie auch keine schwarzenRändermehr haben. Alleinstellungsmerkmal Kohle und Stahl Dass Auswärtige immer noch mit Qualm und Ruß aus Koksöfen rechnen, liegt vielleicht auch ein bisschen an der Industriekultur. Also dem möglichst originalen Erhalt alter Fabriken, Schlote, Hochöfen, Fördertürme und Zechenhallen, der Val McDermid aus dem Staunen nicht mehr rauskommen ließ. Und die Illusion zulässt, man könnte hier gleichwieder loslegenmit der Kohleförderung. Die Industriekultur trägt enormzumGeschichtsbewusstseinbei, zumechtenSelbstbewusstsein des Ruhrgebiets – und sie war lange Zeit das, was Kaufleute einen „Unique Selling Point“ nennen, ein vermarktbares Alleinstellungsmerkmal. Mit ihm hat sich die touristische Vermarktung des Reviers in ungeahnte Höhen aufschwingen können – Urlauber auf Halden statt in alpinen Regionen, wer hätte das vor drei Jahrzehnten für möglich gehalten! Die „Route der Industriekultur“, die aus Dutzenden von Teil- und Themenrouten bestehet, hat sich zu einem ungeahnten Kassenschlager entwickelt – undwird in anderenRegionen kopiert, etwa im Rhein-Main-Gebiet oder als „Nordbayerische Industriestraße“. AuchSachsenhat seineIndustriekultur entdeckt, und, na klar, auch ein „Berliner Zentrum Industriekultur“ gibt es inzwischen. Im Umgang mit seinem industriellen Erbe ist das Ruhrgebiet aber noch so weit vorneweg.Nicht vonungefähr reisenFachleute von China bis Chile nach Oberhausen und Meiderich, wenn sie wissen wollen, wie manambestenmit denbaulichenund technischen Hinterlassenschaften des Industriezeitalters umgeht. Welche Erfahrungen es da gibt. Welche Irrwege man vermeiden, welche Abkürzungen man nehmen kann. Einst unterm Rad, jetzt obenauf Die Industriekultur wäre aber nicht einmal halb so viel wert, wenn nicht dieMenschen im Revier selber auch Gebrauch machen würden. Man blicke nur in all die stolzen, faszinierten Gesichter während der „Extraschicht“, der „Nacht der Industriekultur“, die nebenbei auch Jahr um Jahr beweist, dass ein sinnvoll ausgebauter öffentlicher Nahverkehr auch genutzt werden würde. Da staunt das Ruhrgebiet über sich selbst. Und auch die neuen Radwege auf den alten Bahntrassen eröffnen ja nicht nur Touristen neue Einblicke. Da, wo einst die höhergelegten Zechen- und Stahlwerksbahnen verliefen, können sich nun zahllose Radler das Ruhrgebiet „von hinten“ ansehen. Und das auch noch von oben herab. Man glaubt ja nicht, wie viele Schrebergärten und Hinterhöfe einst an den Bahnstrecken gelegen haben müssen. Und noch immer genießen viele Ruhrgebietler, dass sie nunmit ihrenZweirädern, die längst nichts mehr von „Drahteseln“ haben, Vorfahrt auf den kurzen Wegen haben, die einst den Stahlrössern der Industrie gebaut wurden. ArschbombenContest auf dem Welterbe Zollverein in Essen: Denkmal-Puristen ist das „Werksschwimmbad“ ein Dorn im Auge. Aber es bringt Leben in die Kulisse. Vladimir Wegener MERKUR SPIELBANKEN NRW Zutritt ab 18 Jahren – bitte Ausweis nicht vergessen! Glücksspiel kann süchtig machen. Hilfe erhalten Sie über die kostenfreie Hotline 0800 077 66 11, die von der Landesfachstelle Glücksspielsucht der Suchtkooperation NRW betrieben wird: www.gluecksspielsucht-nrw.de www.casino-duisburg.de ROULETTE · BLACK JACK POKER · AUTOMATEN
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