TLZ | Ihre digitale Zeitschrift | KW 41

Nr. 9 / 2 0 2 2 R O Y A L 55 W enn die Herde mit wehen- denMähnen in das Gatter galoppiert und der Boden von hunderten Hufen bebt, dann ist wieder die Zeit für den jährlichen Wildpferdefang in Dülmen gekommen. Seit dem 14. Jahrhun- dert leben hier im Naturschutzgebiet Mer- felder Bruch die kleinwüchsigen Tiere mit dem charakteristischen Aalstrich auf dem Rücken. Um den Bestand zu regulieren und gefährliche Rangkämpfe zu ver- meiden, werden imMai die einjährigen Hengstfohlen aus der Herde gefangen – ein einmaliges Spektakel, das regel- mäßig rund 15 000 Besucher anlockt. Rudolf von Croÿ, dessen Familie sich seit Generationen um die ursprüngli- chen Tiere kümmert, erklärt im Inter- view mit ROYAL: „Die meisten Fän- ger sind aus der Region, da gibt es richtige Traditionen: Das wird vom Vater auf Sohn oder vom Onkel auf den Neffen weitergegeben. Das sind alles Leute, die selber sportlich sind und Ausdauer haben. Aber es sind nicht ausschließlich Männer, zumin- dest nicht mehr, in diesem Jahr hat- ten wir zum ersten Mal eine Frau da- bei.“ Wer im kommenden Jahr (27. Mai 2023) selbst dabei sein will, soll- te sich rechtzeitig Karten sichern (In- fos unter wildpferde.de ). Von März bis Oktober können Besucher die wilden Pferde auch in ihrem natürlichen Lebens- raum beobachten, die Wildbahn ist dann an Wochenenden und Feiertagen geöffnet. Das Münsterland ist natürlich nicht nur für Pferdeliebhaber eine Reise wert: Die ty- pische kleinteilige Park-Landschaft mit ih- ren unzähligenWasserschlössern lockt auch kulturhistorisch Interessierte in die Gegend rund um Münster. Vor allem bei Rad- Im Herzen des Münsterlandes sichert Rudolf von Croÿ den Bestand der letzten Wildpferdebahn Europas – eine alte Familientradition und ein Publikumsmagnet Die Familie von Croÿ wohnt seit 1945 im Haus Merfeld in Dülmen, nachdem ihr eigentliches Schloss im Krieg zerstört worden war RUDOLF VON CROŸ wuchs mit Pferden auf und hält die Tradition seiner Familie am Leben Die Herde von rund 400 Tieren bleibt weitgehend sich selbst überlassen und lebt auf einem eingezäunten Gebiet von 400 ha HAUS MERFELD Zum jährlichen Wildpferdfang im Mai kommen bis zu 15000 Besucher

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