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27 In der Volksheilkunde spielte das sagenumwobene ehemalige „Ackerunkraut“ seine magischen Kräfte als Allheilmittel gegen Hühneraugen und Warzen aus: Diese mussten bei Neumond abgerieben werden – und zwar mit einer Erbse, die danach in feines Leinen gebunden und weggeworfen wurde. Die Warze sollte daraufhin von allein abfallen. Schabernack mit Bohnen Wie die Erbse wurde ihre Verwandte, die Bohne (Vicia faba), schon in vorchristlicher Zeit kultiviert – obwohl im antiken Griechenland vor ihrem Genuss gewarnt wurde: Man glaubte, sie beherberge die Seele eines Toten, weil der Samen in der Schote an einen Embryo erinnert. Weniger zimperlich waren die Menschen im Umgang mit dem Schmetterlingsblütler im ausgehenden Mittelalter. Am Dreikönigstag feierten sie das Bohnenfest, bei dem nicht nur reichlich gezecht, sondern ebenso allerlei Schabernack getrieben wurde. Etwa zu dieser Zeit wurde in der Klosterheilkunde viel mit der eiweißreichen Frucht experimentiert. In den Krankenstuben setzten Mönche eine Abkochung aus ihren Hülsen als harntreibendes Mittel bei Rheuma, Ischias und Nierenleiden ein. Ausschläge, Ekzeme und Hautjucken wurden von ihnen erfolgreich mit Bohnenmehl eingepudert. Gicht- und Rheumageplagte wussten auch den Rettich (Raphanus sativus) als entwässerndes „Medikament“ zu schätzen. Diese Gemüsepflanze war eines der beliebtesten Heilmittel der Bauern, wobei sie vor allem den schwarzen Rettich (nicht gesalzen) verwendeten. Sein schleim- und krampflösender Saft wird bis heute bei Husten, Heiserkeit und Bronchitis als Getränk empfohlen. Genauso hat’s der Meerrettich (Armoracia rusticana), sein kleiner Bruder, in sich: Kinder auf dem Land bekamen früher bei einer Erkältung eine Halskette, auf die sieben Scheiben der Wurzel aufgefädelt waren. So gelangte das Senföl, das für die Schärfe verantwortlich ist und eine antibakterielle Wirkung hat, in die Atemwege. Das linderte und half sogar, Fieber zu senken. Und ein Stück davon im Geldbeutel konnte angeblich NICHT NUR ZUM ESSEN Ob magische Wurzel, Zukunftsorakel oder natürlicher Heiler – Gemüse war in früheren Zeiten meist mehr als nur Nahrungsmittel BLATTGEMÜSE Ob bei innerer Uruhe oder Darmträgheit – schon früh vertrauten die Menschen dann auf die heilenden Kräfte des Mangolds EINST GIFTIG Tomaten wurden bis ins 18. Jahrhundert nur als Zierpflanzen kultiviert – sie galten als giftig

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