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109 Beratung as gibt es Gemütlicheres als ein prasselndes Kaminfeuer, während es draußen stürmt oder schneit? Und lieben wir nicht alle die Romantik eines Lagerfeuers? Es ist, als seien dies Relikte aus einer fernen, fer- nen Zeit, als das Entfachen, das Bewahren, das Einhegen und nicht zuletzt das Nutzbarma- chen von Feuer eine der entscheidenden Etap- pen der Menschheitsgeschichte waren. Ohne Feuer keine Wärme, kein Licht, kein Schutz vor wilden Tieren. Ohne Feuer aber auch kei- ne warme Nahrung, die vom menschlichen Verdauungstrakt besser aufgespalten werden kann und dadurch wesentliche Entwicklungs- schritte des menschlichen Gehirns ermöglich- te. Ohne Feuer keine Keramik, in der man die Rohstoffe zubereiten konnte. Und ohne Feuer kein Räuchern, um Nahrung über den Winter hinaus haltbar zu machen. Pyritknolle und Zunderpilz Kurzum: Das Entfachen eines Feuers war einst eine lebensnotwendige Kulturtechnik, ohne die „Homo erectus“ niemals sesshaft geworden wäre. Die wohl älteste offene Feuerstelle, die von Menschenhand angelegt worden war, fand man in der Wonderwerk-Höhle in Südafrika. Man schätzt, dass sie rund eine Million Jahre überdauert hat. Im europäischen Raum konn- W te man aus der Brandschicht einer Feuerstelle in der württembergischen Vogelherdhöhle ein steinzeitliches Schlagfeuerzeug bergen, das rund 32.000 Jahre alt ist. So ein Schlagfeuer- zeug bestand aus einer sogenannten Pyritknol- le – einem Mineral, das auch als Katzengold oder Schwefelkies bezeichnet wird. Schlägt man mit einem harten Feuer- oder Schlagstein Pyrit-Splitter ab, so entzünden sich diese an der Luft und verbrennen. Ein weiteres Element dieses steinzeitlichen „Feuerzeugs“ war der Zunderschwamm, ein Baumpilz, dessen innere Schicht den Funkenschlag sofort aufnahm, zu glimmen begann und so beim Entfachen der Flammen half. Der Zunderschwamm blieb bis in die Neuzeit ein wichtiges Utensil zum Feu- ermachen und wurde bereits in prähistorischer Zeit in einem am Gürtel befestigten Lederbeu- tel aufbewahrt. So fand man im Leibgurt des „Ötzi“, der legendären Gletschermumie, Reste solch eines steinzeitlichen Schlagfeuerzeugs. Weniger populär als das Schlagfeuerzeug war das Erzeugen von Feuer durch Reibung, zu- mindest, was den europäischen Raum betrifft. Beim sogenannten „Feuerbohren“ wurde ein hölzerner Stab so lange per Hand in ein flaches Holzstück gebohrt, bis glühender Holzstaub entstand. Diese Methode war weitaus anstren- gender als das Funkenschlagen und wurde nur manchmal im Mittelalter angewendet. Feuermachen Heutige Experimente mit Holzstäben zeichnen die Kunst des Funkenschlagens nach Römischer Ofen Zum Bewahren und Einhegen von Feuer entstanden bald Öfen und Kamine Bis heute lässt uns die Pracht der Christbaumlichter staunen Feuerbohrer Bei dieser Methode, die in Europa kaum Anhänger fand, bohrt man ein Holz gegen ein Holz, bis die Asche glimmt
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