HA I Hamburg mit Kindern
Constantin bearbei- tet ein Stück Holz mit Schleifpapier. Und Marias Pferd- chen hat nun auch einen Ledersattel. Fotos: Marcelo Hernandez Sägen, feilen, schleifen – passt! W o gehobelt wird, fallen Späne – und das Hobeln ist ziemlich laut. Hoch konzen- triert stehen zehn Vier- bis Zwölfjährige in der Werkkiste in Ottensen um einen großen Werktisch herum, vor sich jeweils ein Holzstück unterschiedlicher Größe, das sie mit ganzer Kraft bearbeiten. Maria ist die Älteste. Eine Woche zuvor hat sie ein kleines Pferd ausgesägt, dem sie jetzt versucht, einen Ledersattel aufzukleben. „Eine Mähne soll es auch bekommen“, sagt sie. Ob sie diese auch aus Leder her- stellt? Wenn ihr neunjähriger Bruder Paul noch braunes Leder übrig gelassen hat, fände sie das eine gute Idee. Doch Paul hat gerade einen ziemlich hohen Verbrauch an Lederstücken, denn In der Werkkiste in Ottensen lernen Kinder, aus Holz selbst Spielzeug zu bauen. Wir haben beobachtet, wie stolz sie das macht TEXT: KATJA DEUTSCH er ist dabei, seinen Schild fertigzuma- chen. „Den habe ich zuerst ausgesägt und danach die Ecken abgefeilt“, beschreibt er seine Vorgehensweise. „Anschließend habe ich Löcher hineingebohrt. Durch die muss später eine feste Schnur gezo- gen werden.“ Aber das kann er erst in einer halben Stunde versuchen, so lange müssen die Lederstücke, mit denen er seinen Schild von gut einem halben Me- ter Durchmesser beklebt hat, von zehn Klemmen fixiert werden. Diese Zeit nutzt er, um einen Griff zu sägen. Im Frühjahr 2013 haben der Musik- wissenschaftler Pelle Krautwald und der Tischler Tobias Trölsch die Werkkiste ge- gründet. Seitdem bieten sie Kurse an wie den Werkzeugführerschein, der an fünf Tagen jeweils den richtigen Umgang mit Hammer, Säge, (Hand-)Bohrer, Zange und Feile lehrt. Verwendet werden hei- mische Hölzer. „Am längsten haben wir dazu gebraucht, das richtigeWerkzeug für Kinder zu finden“, sagt Pelle. Der Vater zweier Söhne kam über sein Nebenfach Holzphysik auf den Spaß am handwerk- lichen Arbeiten. „Die meisten Werkzeuge waren zu schwer oder zu groß. Und die Billigimporte für Kinder waren sofort kaputt.“ Nun arbeiten sie mit stabilen und trotzdem kindgerechtem Werkzeug wie Japansägen, Feinsägen, Puksägen, Laubsägen, Handbohrmaschinen, Fei- len, Nagelbohrer, Schleifpapier, Ham- mer, Schraubendreher, Schraubzwinge, Kneifzange, Zollstock und Bleistift. Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann auch Bausätze erwerben: Schiff, Vogel- häuschen, Katamaran und vieles mehr. Nach zwei Stunden Arbeitszeit pa- cken die Kinder stolz ihre Werke ein: Marias Pferdchen ist so, wie sie es wollte, Timo hat sein Schiffchen ausgesägt, Paul hat noch einen Schildbuckel gefertigt und diesen auf seinen Schild gehämmert. „Ein Spielzeug, das man selber baut, er- fährt eine ganz andere Wertschätzung“, sagt der Gründer. Einmal imMonat gibt es am Sonnabend ein Fami- lienwerken (10-13 Uhr). Kosten: für Kind und ein Eternteil 39 Euro. Infos: www.die-werkkiste.de 14 Hamburg mit Kindern
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