NRZ I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW Hut drauf Ulrike Strelow näht und formt seit 20 Jahren Kopfbedeckungen aller Art in ihrer Essener Hutmanufaktur. Von einem Accessoire, das wieder gefragt ist SERIE Heute: Hutmanufaktur Ulrike Strelow Nie oben ohne: zur Hochzeit (l.) oder bei Sauwetter. Monique Stahl trägt zum Fest Kunstseidenblume, Schleier und Hahnenschlappen, also Schwanzfedern vom Hahn. Die Softshell-Kappe schützt sie wie eine Outdoorjacke vor Regen. Von Maren Schürmann (Text) und Ingo Otto (Fotos) Essen. „England ist ganz weit vorne“, sagt Ulrike Strelow und ergänzt: „Was die Hut- mode betrifft.“ Insbesondere zu festlichen Anlässen geht man in Großbritannien gern wohlbehütet. Die Hutmacherin zeigt eine Kopfbedeckung im Leo-Look mit Federn. Den könnte man glatt in Ascot tragen, zum berühmten Pferderennen, wo die Rösser nur noch Zaungäste sind. Das eigentliche Schaulaufen liefern sich die Hutträgerin- nen – so extravagant sind diemit Blüten und Bändern besetzten Kopfbedeckungen. Je ausgefallener, desto besser. Und nicht nur die Queen, auch die Frauen der jüngeren Generation am Palast seien wahre Hutbot- schafter. Ulrike Strelow setzt sich ein fla- ches, weißes Modell auf. Danach würde hierzulande schon eher gefragt, nach einem sie denStoff perHand so, dass auf derKrem- pe kein Stich zu sehen ist. „Dafür muss man Ruhe und Muße haben.“ Je nach Pracht, braucht sie daher ein paar Tage für einen Hut. Eine Baskenmütze gibt es schon für 25 €, ein aufwändiger Kopfputz kostet 120 bis 180 € oder mehr – je nach Aufwand. Oh, wie schön ist „Panama“: Monique Stahl, die bei Ulrike Strelow eine Ausbil- dung gemacht hat, setzt sich einen braunen Hut aus fein geflochtenem Stroh auf ihr blondes Haar. Es handelt sich bei diesem Panama-Hut um eine Herrenform. Aber das nimmt heute keiner mehr so genau. Wo- bei die 23-Jährige eh aufsetzenkann, was sie will – alles scheint ihr zu stehen. Die Hutmode ist abhängig von der Frisurmode Nicht jeder hat ein Hut-Gesicht etwa mit hohen Wangenknochen. Aber jeder könne Hut tragen, so Ulrike Strelow. Man müsse nur etwas probieren, bis die Proportionen passen. Wenn eine Kundin sich mit einem Hut für einFest herausputzenmöchte, emp- fiehlt sie, Kleid, Schuhe, Tasche und Schmuckmitzubringen – so könne man am besten den richtigen Hut zum Outfit wäh- len. „Damit das Gesamtbild stimmig ist.“ Vor langer Zeit trugen viele Menschen selbstverständlichHut, dannwar er verpönt – man könne sich damit ja die Frisur ruinie- ren. Mittlerweile ist es wieder alltäglich, das Haupt zu bedecken. Mützen sind stylisch – und im vergangenen Sommer fragten mehr Frauen und Männer bei Ulrike Strelow nach einem Sonnenschutz. Manche Kunden, die sich das erste Mal einen Hut aufsetzen, sind etwas unsicher. Sie gefallen sich zwar damit, aber fürchten die Blicke der anderen. Dann gibt Ulrike Strelow zu Bedenken: „Die Leute gucken ja auch, weil es gut aussieht.“ hutmanufaktur.com Ascot-tauglich: Monique Stahl mit einem ausgefallenen Leo-Hut. dern vom Gänsehals oder Hahnen- schwanz. Ein Regal zeigt Bänder in allen erdenklichen Tönen. Und in einer Vitrine, die schon dem Laden-Vorgänger gehörte, einem Schuster, blüht ein buntes Beet mit Kunstblüten. Und da hat man noch nicht einen Blick ins eigentliche Lager geworfen. Ökologische Stoffe hat sie nicht dabei, aber die würden auch nicht nachgefragt. Dafür verwerte sie jeden Fitzel. Ulrike Stre- low näht Mützen an der Maschine, auch für Krebspatientinnen während der Che- mo. Sie formt Filzkappen mit dem Hut- dämpfer oder steckt festliche Hüte aus Si- namay, einem Naturgewebe aus Asien, auf einer hölzernenFormfest. Danach vernäht Oh, wie schön ist „Pana- ma“: Frau trägt heute auch Herrenhut. dezentenPutzwieHerzoginKate oderMeg- han ihn getragen hat. Ein Hutgummi, versteckt unter dem Haar, hält das edle Stück auf dem Kopf. Aber wird es einem Sturm wie „Sabine“ standhalten? Ist das nasse Wetter nicht ein Graus für alle Hutträger? Ulrike Strelow schüttelt den Kopf. Gerade jetzt sei eine Kopfbedeckung ideal. Die 49-Jährige zeigt eine mit Blumenmuster (120 €), die in eine Handtasche passt. Der Stoff ist Softshell – wie bei einer Outdoorjacke. Das hält den Regen schön fern. In jungen Jahrenweckte ein Artikel in einer Frau- enzeitschrift über die Hut- macherin Elke Martensen die Neugier von Ulrike Strelow auf den Beruf der Modistin – der korrekte Begriff für eine Hutmacherin. Doch die Aussichten für dieses Handwerk waren nicht rosig. Also fing Ulrike Strelow ein BWL-Studium an. Schnell merkte sie: „Das geht gar nicht.“ Ihr fehlte dieArbeitmit den Händen. Sie ging als Au-Pair nach Na- mibia. Und als sie nach einem halben Jahr zurückkam, verfolgte sie ihren Traum, fing in Oldenburg eine Ausbildung zur Modistin an. Viele Praktika und Stationen folgten, da- runter bei Elke Martensen in Norddeutsch- land. In diesem Jahr wird Ulrike Strelows Hutmanufaktur in Essen 20 Jahre alt. „Es gibt unendlich viele Sachen, die man machen kann, die man verwenden kann“, schwärmt Meisterin Strelow, die auch Theater- und Musical-Produktionen ausstattet. In ihrerWerkstatt liegen zig Stoff- rollen, stehen Gläser voll farbenfroher Fe- Warum Menschen gerne Jeans tragen, konnte Ulrike Strelow lange Zeit nicht nachvollziehen. Viel zu unbequem erschienen ihr die Hosen. Dann brachte ihr eines Tages die jüngere Schwester, die die gleiche Größe trägt, diese eine Jeans mit und sag- te: „Zieh mal an!“ Die große Schwes- ter war misstrauisch, so eine enge Hose? Aber sie gehorchte – und wollte sie dann gar nicht mehr aus- ziehen. „Es ist die perfekte Jeans“, sagt Ulrike Strelow heute. „Ich bin nur etwas traurig, sie wird langsam dünn an den Knien.“ Die Jeans sei nicht nur bequem, sie kann sie zu Pumps genauso tragen wie zu Snea- kern. Und zu einem Hut im Stil der britischen Herzoginnen. MEIN LIEBLINGSTEIL MEIN STYLINGTIPP „Wenn man die Haare noch nicht ge- macht hat, zieht man eine Kappe auf, bei Sonnenschein zieht man eine Kappe auf, bei Regen . . .“ Ulri- ke Strelows Stylingtipp ist natürlich ganz klar: Immer an die Kopf- bedeckung den- ken! Dabei muss es nicht immer etwas Neues sein. „Einen vorhandenen Hut kann man unterschied- lich stylen“, rät die Exper- tin. Indem man zum Bei- spiel ein buntes Tuch um den Hut wickelt. „Oder man kann eine Brosche anstecken oder eine Stoffblüte.“ Anzeige am Sonntag WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 16. 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