WAZ I Aus dem Nähkaestchen

FUNKE MEDIEN NRW Nicht verkäuflich! Diesen Gürtel gibt es nur einmal. Jörn Gedig hat ihn in der Manufaktur „Lebens- werk“ in Mülheim anfertigen las- sen. Etwas Geduld musste er ha- ben, bis das gute Stück fertig war. „Thorsten Maass musste erst je- manden finden, der die Schnalle macht.“ Umso mehr freut sich Ge- dig nun über das Ergebnis. Ihm ge- fällt es, dass der Gürtel mit dem Le- der einer „süddeutschen Kuh“ lo- kal hergestellt wurde. Und dass der Riemen eine Sonderanfertigung ist mit seinem Logo: 4330 Mülheim. Eine Sonderanfertigung: Jörn Gedigs liebster Gürtel mit dem eigenen Logo. MEIN LIEBLINGSTEIL färbt, und, und, und? So soll deutlich werden, wie viel Wasser, Emissionen und Pestizide man mit einem fairen Bio-Shirt einsparen kann. Zurzeit errichtet Gedig neben seiner Werkstatt, die ebenfalls nur ein paar Schritte entfernt liegt, einen Show- room für Vereine, Schulen, kleine und mittelständische Unternehmen. Dort können sie ihre Mer- chandising-, Mitarbei- ter- oder Mitglieder- Klamotten nicht nur anfertigen lassen, son- dern den Kunden auch präsentieren. Gedig, der mittlerwei- le vierMitarbeiter hat, sucht noch einen In- vestor. Als Angestell- ter hätte er locker einen Kredit für eine weitere Maschine bekommen können. Nun als Selbstständiger seien die Ban- ken vorsichtiger. Eine neue Industrie- stickmaschine hat er sich trotzdem ge- leistet, damit er die Shirts, Pullis und Ja- cken nicht mehr nur mit „4330 Mül- heim“ bedrucken, sondern auch besti- cken kann. Andere Revier-Labels, dessen Shirts Gedig teils auch verkauft, setzen gleich auf das ganze Ruhrgebiet und erzählen zum Beispiel die Bergmann-Geschich- te. Der Kundenkreis für reine Mül- heim-Sachen ist da doch recht klein? „Ja“, gibt Gedig lachend zu. Aber Mül- heim sei nie eine richtige Zechenstadt gewesen, da passe die Kumpel-Malo- cher-Idee gar nicht so gut. Und dann zeigt er die Mütze aus der eigenen Kol- lektionmit der Aufschrift „Pott-Mädel“ und erzählt von seinen neuen Plänen, künftig Shirts für den Online-Shop nicht mehr nur mit „4330Mülheim“ zu bedrucken, sondern auch mit „4100 Duisburg“ oder „4690 Herne“ oder „4390 Gladbeck“. . . Wallstraße 10 - 12, Mülheim, 4330mh.de Von wegen nur für Mädchen: Auf die Kordel fürs Han- dy möchten sowohl Jörn Gedig als auch „Store-Ma- nager“ Markus Gees (35) nicht mehr verzichten. Schließlich sei das Smartphone heute ein ständiger Begleiter. Doch entweder beult es die Hosentasche aus oder es ist garantiert wieder unauffindbar, so- bald man es nur einmal zur Seite gelegt hat. Dann doch lieber immer dabei – an der Kordel. Gedig: „Wir sind der Meinung, das ist absolut unisex. Das können auch Männer tragen!“ MEIN STYLINGTIPP Von Maren Schürmann (Text) und Ingo Otto (Fotos) Mülheim. Erst gab es die Schnapsidee: Jörn Gedig und seine zwei Töchter wa- ren 2018 gerade in die Mülheimer Alt- stadt gezogen, als der Adventsmarkt – wie es dort Tradition ist – auch von den Anwohnern bereichert werden sollte. Aber jeden Tag Schnaps aus dem Kü- chenfenster des Fachwerkhauses ver- kaufen? Da müsste man ja immer einen mitheben. . . Keine gute Idee, dachte sich Gedig, und besann sich auf das, was er kann: T-Shirts drucken. Anstatt wie zuvor dieNamen vonFir- men oder Bands sollten nun aber Auf- drucke mit einem Schuss Lokalpatrio- tismus auf den Stoff kommen. Über eineMülheimer Facebook-Gruppe ließ der Mediengestalter zwischen mehre- renMotiven abstimmen. UnddieLeute wählten „4330 Mülheim“. In Berlin oder Köln hatte der 48-Jährige so etwas schon mal gesehen: Die Stadt mit der Postleitzahl. Allerdings mit der alten, die vor der Wiedervereinigung galt. Und so bildeten sich bald Schlangen in seiner Küche, wo er die Shirts frisch mit einer Presse druckte. Noch heute werden viele Stücke „on demand“ ge- fertigt, wie das Neudeutsch heißt. Da- mals meinten manche: Die Shirts sind zu kalt. Wie wäre es mit warmen Hoo- dies? Also besorgte Gedig auch Kapu- zenpullis. Bis eines Tages ein Grüpp- chen von Offiziellen imAnzug vor ihm stand. Finanzamt? Ordnungsamt? Mist! „Ich hatte ja kein Gewerbe dafür angemeldet“, bibberte Gedig. Aber nein, die Leute waren von der Wirt- schaftsförderung und luden ihn ein, an einem Wettbewerb um einen Pop-up- Store teilzunehmen. Das Ganze pro- fessionell in einem eigenen Ladenlo- kal für begrenzte Zeit ausprobieren, ohne Miete dafür zahlen zu müssen? Die Idee klang zu verlockend. Gedig bekam den Zuschlag und eröffne- te im Februar 2019 den Laden, der neben weite- ren Neulingen die In- nenstadt beleben soll- te. Und es stellte sich heraus: Das war keine Schnapsidee! Gedig gab seinen Vertriebs-Job auf. Heute hat er nur wenige Schritte ent- fernt einen eigenen Laden, in dem er auch Kappen und Bauch- taschen mit dem Logo verkauft so- wie eine Pommesschale aus schwar- zem Porzellan. Immer wieder werden ihm als Motiv auch kritische Mülheim- Ideen vorgeschlagen, etwa ein für die Stadt so oft sichtbares Einbahnschild. „Nörgler gibt es viele“, sagt Gedig grin- send. Er möchte das Positive der Stadt hervorheben. „Wir verkaufen Heimat und wir geben Heimat“, sagt er voll- mundig. Die alte Post- leitzahl wirkt etwas nostalgisch, aber es gibt auch Motive, die jüngere Mülheimer verstehen. Wie etwa das Shirt, das den Um- riss von Mülheim zeigt, indemalle Stadt- teile aufgezählt sind. Oder dasmit derNum- mer 0208 – der Vorwahl der Stadt. Oder das mit den BuchstabenMH und R für Ruhr sowie der Zahl 45 – die An- fangsziffern der neuen (!) Postleitzahl. Wer in die Shirts (21,50 €) schaut, liest heute noch zum Beispiel: „Made in Bangladesch“ und auch Polyester enthält so manches Kleidungsstück. „Wir wollen nach und nach eigene Shirts machen und nicht mehr nur Fremdware bedrucken.“ Und die sol- len dann aus zertifizierten Bio-Stoffen sein. Zum Teil bietet das Label bereits heute diese Qualität an (24,50 €). Und auch ein Rucksackbeutel aus recycel- ter Baumwolle ist imAngebot. Die Leu- te würden immer mehr nachfragen, woher ein Stoff kommt – über einen QR-Code in je- dem Shirt will Gedig künftig die Ge- schichte abrufbar machen:Wer hat die Baumwolle geerntet, wer hat den Stoff ge- sponnen, genäht, ge- SERIE Heute: 4330 Mülheim Bald gibt es das Shirt auch mit Postleitzahlen von anderen Revier-Städten – Jörn Gedig kam auf die Idee und machte daraus eine Marke: „4330 Mülheim“. „Pott-Mädel“: Mediengestal- terin Hanja Litzba (37). Mit Käppi und Hoodie: Store- Manager Markus Gees. 45 – so beginnt die neue Postleitzahl von Mülheim. Eine große Nummer unter den Revier-Labels 4330 lautet die alte Postleitzahl von Mülheim. Jörn Gedig machte sie zum Hit seiner Stadt. Bald gibt es das Logo auch für andere Revierorte Anzeige WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 15. März 2020 Seite 39 14,95€ 89 Der König der Wälder ist ein Warmduscher Laut röhrt er im Wald und stolz trägt er sein Geweih. Doch tatsächlich ist der Rothirsch ein ziemliches Weichei, haben Verhaltensforscher festgestellt. Schon beim leisesten Anzeichen von Regen verlassen Rothirsche die Lichtung und suchen ein trockenes Plätzchen unter Bäumen. Die erheblich kleineren, unscheinbaren Weibchen aber bleiben weiter auf offener Weide und futtern Gras – auch wenn es noch so heftig regnet. Ach so! Von wegen A en ä en alles nach Jetzt ist es raus: Menschen äffen Affen nach – und nicht umgekehrt! Aufgepasst, wenn du im Zoo vor den Affen stehst. Könnte sein, dass du heimlich beobachtet wirst. Im Zoo von Chester in England nahmen Psychologen am Freigehege der Schimpansen die Besucher heimlich mit der versteckten Kamera auf. Danach zählten sie, wie oft die Menschen Faxen machten, Grimassen schnitten, mit den Armen ruderten, sich auffällig kratzten und wie oft sie den Affen die Zunge rausstreckten. Das Ergebnis der Studie: Nicht die Menschenaffen machen uns nach – viel häufiger äffen Menschen die Affen nach. Meist machten sich die Besucher zum Affen, indem sie sich so benahmen, wie sie es wohl von den Affen erwartet hatten. 104 Seiten zahlreiche farbige Abb., Broschur Jetzt bestellen! Online: mein-medienshop.de Telefonisch: 0800 / 60 60 760 (kostenfrei) Auch im LeserLaden und Buchhandel erhältlich. Überraschende Fakten aus der Tierwelt (nicht nur) für kleine Forscher und Tierschützer. lt r n g h t e 62 Dieses Zebra weiß sich zu wehren: Da hat der Löwe keine Chance auf seine Beute! Von wegen„König der Tiere“ Ach so! ... und dieser Löwe ist vor dem Dickhäuter auf einen Baum ge üchtet! Dieser Löwe nimmt reißaus vor einer Horde Ka ernbü el ... Der Löwe gilt ja allgemein als mutig und stark. „König der Tiere“ wird er genannt, obwohl er nur die zweitgrößte Raubkatze der Welt ist – Tiger si nd nämlich größer! Aber mit seiner Mähne sieht der männliche Löwe tatsäc hlich ganz schön königlich aus, oder? Die Haarpracht könnte auch seine Krone sein. Auch sein Gebrüll ist herrschaftlich und über einige hundert Meter weit z u hören. Aber selbst ein Löwe kann mal in Situationen kommen, in denen i hn der Mut verlässt ... 63

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