WAZ I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW der Stahl kommt. Aber ihre Stahl- Idee vom Anfang ist noch nicht be- graben. Lucas Heinen: „Vielleicht machen wir mal ein Gehäuse aus Ruhrstahl.“ pottwatch.ruhr Die Uhren kann man sich auch bei „Blumen Heinen“ an- sehen. Das Gartencenter an der Erz- bergerstraße in Oberhausen gehört den Eltern von Lucas Heinen. Auf Papas Schultern durfte Damian te Heesen als Kind sein erstes großes Konzert in Essen sehen: von Eminem. Danach bekam er ein Shirt des Rappers. Und das trägt er noch heute – und so lange, wie es geht. „Irgendwann wird es ein- gerahmt.“ So besonders war dieser Abend für ihn. „Ich habe da viel ge- lernt“, sagt der 27-Jährige halb im Scherz. Denn er habe nicht nur eini- ge „Schimpfwörter“ während des Konzerts gehört, er ist auch selbst auf den Geschmack gekommen: „Das hat dazu beigetragen, dass ich heute selbst elektronische Musik ma- che, hauptsächlich Hip-Hop.“ MEIN LIEBLINGSTEIL ne“. Das Rädchen, mit demman die Zeit einstellt, wie Uhrmacher-Meis- ter Patrick Engemann erklärt. Der 44-Jährige setzt die Uhren in seiner Werkstatt „Zeitpunkt Chronomet- rie“ in Duisburg zusammen. „Ich bekomme die Legobausteine und darf daraus den Turm bauen“, sagt er lachend – und bescheiden zu- gleich, denn er berät das Pottwatch- Team auch in technischen Fragen. Der Kunde kann wählen, was er gerne zum Ronda-Uhrenwerk aus der Schweiz tragen möchte: ein Armband in Schwarz, Braun oder Beige? Ein schwarzes oder weißes Ziffernblatt? Und auch das 41 mm- Gehäuse ist in Schwarz, Gold oder Silber erhältlich. „Es gibt 18 ver- Von Maren Schürmann (Text) und Ingo Otto (Fotos) Oberhausen/ Duisburg. Zunächst war da die Idee der drei Freunde aus Kindheitstagen, sich selbstständig zu machen. Lucas Heinen erinnert sich grinsend: „Wir dachten, wir treffen uns eh jeden Tag, da können wir auch etwas Sinnvollesmachen.“ Also nicht nur Playstation spielen und Sport treiben. Schließlich machte es beim Eisen-Stemmen im Fitnessstudio Klick. Sie hatten von Plänen eines Bekannten gehört, der Uhren für den Norden herstellen wollte – mit Zei- chen für Ebbe und Flut. Warum nicht einen Zeitmesser fürs Land der Ze- chen erfinden? Die Pottwatch. Und zwar aus Stahl von Förder- türmen – das war zumindest der ers- te Einfall von Lucas Heinen (26), Ja- son Sell (26) undDamian teHeesen (27), wie die drei Freunde aus Ober- hausen-Königshardt heißen. Träu- men kommt schließlich vor demEr- folg. Stahl klopft man natürlich nicht mal eben so vom Förderturm ab. Außerdem ist Stahl nicht gleich Stahl. Was Kohle fördern kann, muss ja nicht ein Uhrwerk tragen. Also kamen sie doch direkt zum eigentlichen Rohstoff. Sechs große Säcke voll Kohle spendete der Kon- zern RAG den drei Jungunterneh- mern. Das Grubengold zählt zu der letzten Kohle, die in der Region ge- fördert wurde, bei Prosper-Haniel in Bottrop, dem letzten aktiven Steinkohle-Bergwerk im Ruhrge- biet, das schließlich Ende 2018 ebenfalls schließen musste. Aber mit der schwarzen Kohle al- lein kann man noch keine Uhr bau- en. Dafür braucht man Geld. Doch woher diese Kohle nehmen? Hei- nen: „Wir hatten alle nicht groß ge- spart.“ Sollten sie es mit Crowdfun- ding probieren? Also der Finanzie- rung durch Frem- de, denen sie sich auf einer Plattform im Internet vorstel- len. „Andere ha- ben uns davon ab- geraten. Es ist sehr transparent, wenn es nicht klappt.“ Aber sie wagten – und gewannen. Das Projekt warMitte 2019 finan- ziert, bevor sie auch nur eine Uhr hergestellt hatten. Der Name: „Gru- benlicht 5.1“, sie sollte an die rund 5,1 Millionen Einwohner im Ruhr- gebiet erinnern und wurde in einer limitierten Stückzahl hergestellt: 510. Ausverkauft! Stattdessen gibt es nun: „Heimat- erde“. Das hat nichts mit dem Mül- heimer Stadtteil oder dem gleichna- migenFilmzu tun. „DieKohle ist für uns die Heimaterde“, so Heinen. Drei bis fünf Gramm Kohle ziert – wie beim Vorgänger – die Rückseite der Armbanduhr. Wie in einer Mini- Vitrine ist sie hinter Glas ausge- stellt. Der Träger kann sich daran er- freuen, die Uhr abnehmen und die Kohle zeigen. Und so die Geschich- te des Reviers erzählen, sagt Lucas Heinen, der in einer dualen Ausbil- dung „Internationales Manage- ment“ in Stuttgart studiert. Für ihn ist die Uhr: „Ein Stückchen Heimat am Handgelenk.“ Die Uhr wirkt elegant, klassisch. Nicht sowie dieKlamottenvon eini- gen anderen Pott-Labels, die mit großer Pott-Schrift auf sich auf- merksammachen oder bildgewaltig mit Schlägel und Eisen zuschlagen. Pottwatch ist dezent. Das Symbol für denBergbaumussman schon et- was suchen – es sitzt auf der „Kro- SERIE Heute: Pottwatch schiedene Kombinationsmöglich- keiten“, so der Grafikdesigner Da- mian te Heesen. 229 Euro kostet eine Uhr für Damen und Herren. Obwohl die drei Oberhausener im „Schatten der Fördertürme“ groß geworden sind, waren sie lei- der nie unter Tage. Ihren Imagefilm haben sie im Besucherbergwerk Graf Wittekind in Dortmund und auf der Zeche Nachtigall in Witten gedreht, wo sie dann auch auf der „Extraschicht“ waren. Bei der Kul- turveranstaltung lernten sie „Regen- bogen“ aus Duisburg kennen. Die Organisation, die unter anderem seelisch kranke Menschen unter- stützt, hat den Versand von Pott- watch übernommen. Die Uhren-Einzelteile bezieht das Pottwatch-Te- amvon einemLieferanten aus Delmenhorst. Um welches Leder es sich han- delt und wie es gegerbt wurde, können sie nicht sagen. Auch nicht, woher Pottwatch-Team: Lucas Heinen, Damian te Hee- sen, Jason Sell (v.l.). Ihr Uhrenmacher: Patrick En- gemann. FOTO: OTTO, DAHLKE(1) „Ärmel hochkrempeln“, lau- tet der Pottwatch-Stylingtipp. Nicht nur die Jeans am Knö- chel hochrollen, wie das Mo- debewusste heute so ma- chen, sondern auch die Handgelenke zeigen. Es wäre doch viel zu schade um so eine schöne Uhr, wenn sie sich unter einem Hemd oder einem Pulli verstecken müss- te. Außerdem passe dieses Styling sehr gut zu der Malo- cher-Region, so Damian te Heesen: „Ärmel hochkrem- peln und anpacken.“ MEIN STYLINGTIPP Ein Stückchen Heimat am Handgelenk Das letzte Grubengold der Zeche Prosper-Haniel in Bottrop ziert heute die Zeitmesser von Pottwatch Anzeige WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 31. Mai 2020 Seite 50
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