WAZ I Aus dem Nähkaestchen

FUNKE MEDIEN NRW Schöne Pelze ohne Nerz, Fuchs und Zobel Anstatt den Tieren das Fell über die Ohren zu ziehen, macht das Label „Anstatt“ Mäntel aus warm-flauschigemWebpelz Von Maren Schürmann (Text) und Lukas Schulze (Foto) Kaarst. Schiebtman ethischeBeden- ken beiseite und schlüpft in einen echten Pelz, genießt man, wie warm und weich er ist. Mit solchen Fellen und mit Leder hat Desny Sabanant- ham rund 15 Jahre lang gearbeitet und für LuxusfirmenMäntel designt – dabei waren die ethischen Beden- ken immer präsent: Welche Tiere mussten dafür sterben? Wurden sie artgerecht gehalten? Dann sah die Designerin erstmals bei Prada, wie täuschend echt Webpelz wirken kann. „Das war für mich eine große Inspiration: Es geht auch anders!“ Und so machte sie sich vor fünf Jahren selbstständig mit „Anstatt Eco Fur“. Leicht war das nicht, denn sie musste lange nach Herstel- lern suchen, die den hochwertigen Stoff auch weben können. Denn: „Webpelz ist nicht gleich Webpelz“, so die 44-Jährige. Die Bandbreite reicht von billigem Plüsch bis zu ed- lem Webpelz aus Mohair, Alpaka oder Kaschmir. Hauptsächlich kommt der Luxus-Stoff, meist ein Materialmix, nun aus Belgien oder Frankreich. Und dann hat sie ent- deckt, dass sie gar nicht soweit hätte fahren müssen. Die Steiff Webma- nufaktur in Duisburg gibt nicht nur Teddybären ein flauschiges Fell, auch sie stellt feine Webpelze her. Der Unterschied zwischen den Stoffen ist fühlbar. „Die Leute müs- sen den Pelz anfassen.“ Um den Ku- schelfaktor zu spüren. Auch an den Preisen ist der Unterschied ables- bar.Währendbei „Anstatt“ einMan- tel aus einem Baumwoll-Mix rund 400 Euro kostet, muss man – ähn- lich wie bei einem Pullover – für einen reinen Alpaka-Mantel deut- lichmehr bezahlen, über 1000Euro. „Wir produzieren nur in Europa“, verspricht Desny Sabanantham aus Kaarst. Für Webpelze benötige man keine speziellen Nähmaschinen und auch keinen Kürschner, trotz- dem sei der dicke Stoff herausfor- dernd. Für die ersten Muster beauf- tragt sie eine Schneiderei in Heili- genhaus. Ist sie mit dem Ergebnis zufrieden, lässt sie inTschechiennä- hen. Die Jacken und Mäntel gibt es in Klassik-Tönen wie Schwarz oder Cognac, aber auch in kräftigen Far- ben. Ein Bestseller sei ein Oversize- Mantel mit Kapuze inHimmelblau. „Ich habe ein gutes Auge für Far- ben“, sagt Desny Sabanantham und fügt einemögliche Erklärung hinzu: „Ich bin mit den ganz bunten Saris meiner Mutter groß geworden.“ Mit neun Jahren ist sie mit ihrer Familie aus Sri Lanka nach Deutschland gekommen. In ihrer Heimat herrschte Bürgerkrieg, als Tamilen wurden sie verfolgt. Die El- tern wünschten sich, dass die Kin- der Ärzte oder Juristen werden. Aber die kleine Desny fertigte be- reits mit zwölf Jahren Modeskizzen an. „Weil wir keinen Zeichenblock hatten, habe ich auf die Rückseite eines Kalenders gemalt.“ Erst einem Lehrer fiel das Talent auf: „Daraus kannst du etwas machen!“ Mit 17 fuhr sie nach Paris, um die Mode in den Schaufenstern zu be- staunen. Plötzlich folgten ihr ein Mann und eine Frau. „Möchtest du Model werden?“, fragten sie. Das war ihr nicht geheuer. Aber die Visi- tenkarte nahmsie trotzdem. IhreEl- ternwaren dagegen, aber zwei Jahre später rief sie die Nummer an – es war die einer seriösen Agentur. „Eigentlich hat mich die Bühne nicht interessiert, nur Backstage.“ Sie konnte als Model beobachten und Kontakte knüpfen. Schließlich machte sie ein Praktikum bei einem Designer für Haute Couture. Mit ihrer Model-Arbeit finanzierte sie erinnert. Da in Deutschland der Winter meist kurz ist, plant sie nun Wende-Regenmäntel für die lange Übergangszeit: „Mit einerNylonsei- te und einem Kuschelfell.“ Shop: anstatt.de; Oder z.B. Pure in Kleve, Morgaine in Mönchengladbach SERIE Heute: Anstatt Eco Fur ihr Design-Studium in Düsseldorf. Wer in ihreWebpelze schlüpft, be- staunt auch das schöne Innenfutter. Besondere Muster, fast zu schade, um sie zu verstecken. Zu ihrer Som- merkollektion zählen daher auch Seidenblusen und -Kleider mit aus- gefallenen Prints. Wenn es abends kühl wird, passt dazu ein violettfar- benes Cape oder eine lange weiße Weste, die an Lamm- und Ziegenfell Von ihrem ersten Designer-Gehalt wollte sie sich etwas gönnen: Pra- da-Pumps in Lackleder. „Ich fand die Farbe so toll“, schwärmt Des- ny Sabanantham. Electric Blue. Dazu rot lackierte Fußnägel – ein schöner Kontrast. Die Schuhe würde sie genauso wenig herge- ben wie die Umhängetasche . Im Vor- beigehen auf einem Flohmarkt in London vor über 20 Jahren „sprang“ ihr das braun-glänzen- de Leder ins Auge. Könnte es von einer Python sein? Der damalige Lederfan griff sofort zu. MEIN LIEBLINGSTEIL Lieblingsteile: Prada-Pumps und Flohmarkt-Tasche. „Ich bin mit den ganz bunten Saris meiner Mutter groß geworden.“ Desny Sabanantham , Designerin Für kühle Sommerabende: Desny Sabanantham, Inhaberin und Designerin von „Anstatt Eco Fur“, trägt das violettfarbene Webpelz-Cape zur Seidenbluse. Schön locker: cognacfarbe- ner Pelz zu Bluejeans. Zur Sommerkollek- tion zählen auch Sei- denkleider. Dazu: eine lange Weste, die an Lammfell erinnert. Blusen! Desny Sabanantham möchte nicht darauf verzich- ten. Zu Jeans und Sneaker, zum Bleistift- oder Minirock – eine ausgefallene Bluse passe immer. Auch klassische Teile bekommen mit Gürtel oder Brosche eine neue Wirkung, so die Designerin. „Und wenn das Gewicht schwankt: Eine Bluse schmeichelt.“ Da müsse man nicht ständig wie bei einem T-Shirt gucken, ob alles perfekt sitzt und bloß kein Röllchen zu sehen ist. MEIN STYLINGTIPP Anzeige WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 7. Juni 2020 Ihr Ausflugsziel in NRW Bis Oktober 2020 • aktuelle Gartentrends • faszinierende Blütenpracht • wechselnde Blumenhallenschauen • vielfältige Veranstaltungen • spannende Bergbautradition www.kamp-lintfort2020.de Seite 51 14,95€ 104 Seiten zahlreiche farbige Abb., Broschur Jetzt bestellen! Online: mein-medienshop.de Telefonisch: 0800 / 60 60 760 (kostenfrei) Auch im LeserLaden und Buchhandel erhältlich. Klangvoller Lesesto Augenzwinkerndes, Wissenswertes und Skurriles zum Komponisten.

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