WR I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW Von Maren Schürmann (Text) und Ingo Otto (Fotos) Essen. Tags zuvor kameineneueStoffladung. Birgit Kropff schaut in einen Karton und ihr Gesicht erhellt sich wie beim Öffnen einer Schatztruhe. Wunderschöne Stoffe gleiten durch ihre Hände: Schwarz mit aufwendi- gen floralen Mustern in Rot. Oder hier: ge- stickteVögel, die über den hellblauenGrund wie am Himmel fliegen. Besondere Stoffe, schlichte Schnitte – das ist Vavite in Essen. Zudem ist das Geschäft ein Stoffladen. Aber die Kundinnen kommen gerne rein und schauen, was die gelernte Damen- schneiderin und studierte Modedesignerin schon fertig auf der Stange hat. Wobei es bei Birgit Kropff nichts wirklich „von der Stan- ge“ gibt. Ihre Kleidungsstücke sind zwar nicht alle Unikate. Aber keine Kundin muss befürchten, dass sie ihrem neuen Kleidungs- stück mehrmals in der Stadt begegnet. Auftragsnäharbeiten macht die 52-Jährige nicht, sie möchte ihre eigenen Ideen umset- zen, den Stil vorgeben. Aber kleine Abwei- chungen sind erlaubt. Hier darf der Saum mal etwas länger werden, dort der Ärmel ein wenig kürzer – wie es der jeweiligen Frau am besten steht. Zurzeit macht sie Mut zu lan- genRöcken, die übersKnie gehen. „Ich finde es sehr feminin.“ Ohne dass man dabei viel Bein zeigenmuss, wie etwa beimglänzenden Glockenrock mit Dahlienprint. Ihre Kun- dinnen sind zwischen 20 und 70, diemeisten mittleren Alters. Birgit Kropff schneidert aber auch Kommunionkleider. Mit Kinderkleidung fing Vavite 2003 an: Mit ihrer Freundin Erica Holtherm, die in München lebt, entwickelte Birgit Kropff Nähsets mit zugeschnittenen Stoffen, Na- deln, Garn, Anleitung zum Selbermachen. Daher auch der französische Name Vavite – „schnell gemacht“. Dann nahmen sie T- Shirts hinzu, die sie in Deutschland produzieren und besticken lie- ßen. Aber die Menschen, mit denen sie zu- sammenarbeiteten, zogen sich zum Teil aus Altersgründen vom Markt zurück. Die eige- nen Töchter wuchsen aus demKindermode- Alter heraus. Und so widmete sich Birgit Kropffmehr undmehr derDamenmode: „Es läuft viel besser, die Leute sind eher bereit, ihr Geld für Damensachen auszugeben.“ Auch vom Online-Geschäft, das ja eigent- lich boomt, hat sie sich verabschiedet. „Mei- ne Stoffe sind limitiert.“ Vielleicht macht sie drei Teile daraus. Die können schon weg sein, kurz nachdem sie das Kleid (120 - 190 €) oder das Oberteil (ab 60 €) ins Netz gestellt hat. Außerdem sollen die Frauen die Stoffe sehen und fühlen. „Die sind hochwer- tig ausWolle, Seide, Baumwolle.“ Imkleinen Verkaufsraum schneidet sie die Stoffe zu, die sie oft inMünchen von einer anderen Desig- nerinkauft – es sindÜberhänge. Die Produk- tionskette könne sie zwar nicht nachweisen, aber garantieren, dass nicht überproduziert wird. Sie und eine Mitarbeiterin schneidern nur das, was die Kundinnen wünschen. Das Atelier liegt hinter dem Verkaufsraum, in dem gleich mehrere Maschinen ste- hen: eine zumSticken, eine zumSäu- bern der Kanten, ein Industrienäher – „mein Schatz ist das.“ Aber: „Man muss aufpassen mit den Fingern.“ Birgit Kropff holt einen Stoff hervor, der ein Rubensbild mit üp- pigen Frauen zeigt. So kreativ wie die Designerin auch ist, die zün- dende Idee dafür ist ihr auchnach 30 Jahren noch nicht gekommen. Trotzdem würde sie sich niemals von ihm trennen. Er war ein Ge- schenk, das man ihr in London machte: Da hat sie für drei Monate bei Vivienne Westwood gearbeitet. Rellinghauserstr. 277, Essen, vavite.de So lässig können Nadelstreifen aussehen: Birgit Kropffs Lieblingsteil ist eine Kombi aus einem schwarzen Stretch-Stoff mit dezenten weißen Streifen. Das eng angliegende Oberteil trägt sie zu der leicht ausgestellten Hose – oder auch mal solo als Kleid. Das Outfit ist schlicht und zugleich raffiniert: Es hat einen Stehkragen, Raffungen am Rücken und an den Ärmeln, zudem Reißverschlüsse an den Hosenbeinen – auf Kniehöhe. Die hätte sie dann aber doch noch nie geöffnet, erzählt Birgit Kropff lachend. Seit bald 25 Jahren begleitet das Lieblingsteil die 52-Jährige. Sie hat es erworben, als sie bei der Designerin Sibilla Pavenstedt in Hamburg gearbeitet hat. „Ich denke gerne an die Zeit zurück“, sagt Birgit Kropff. „Ich habe es damals mitproduziert. Und ich finde es immer noch modisch.“ MEIN LIEBLINGSTEIL Dahlienprint auf Glockenrock (l.) oder Kleid (r.). Wenn es kühl wird, empfiehlt Birgit Kropff Cashmere: den karierten Poncho oder den weichen Mantel, mit dem man wie aus dem Ei gepellt ist: Egg-Shape nennt die Expertin den Schnitt. SERIE Heute: Vavite aus Essen Der Stoff-Schatz Birgit Kropff verkauft nicht nur besondere Stoffe mit Blumenprints oder aus Seide. Die Schneiderin und Designerin entwirft auch schöne, schlichte Schnitte. Ein Besuch bei Vavite Es braucht nur einen breiten Gürtel mit einer auffälligen Schnalle und schon verwandelt sich ein langes (Herren-)Hemd oder ein gerade geschnittener Mantel in ein neues Kleidungsstück. Der Gürtel muss keine Neuanschaffung sein, ein Flohmarkt- Fund oder ein breites Stoff-Band tut es auch, so Birgit Kropff. Sie empfiehlt die Kombi: langer weiter Pulli mit Gürtel und dazu eine weitere, ein wenig kürzere Hose. „Es sieht lässig aus, hat aber trotzdem etwas Form.“ Die Expertin weiß: „Taillenbetonung ist wieder aktuell.“ Eine alte Jeans , die gerade geschnitten ist, lässt sich mit der Schere aufpeppen: knöchelhoch abschneiden und am Saum ausfransen. Mit einer Drahtbürste geht das besonders schnell. Und noch einen Tipp hat Birgit Kropff: Zwei Tücher nehmen, etwa rechteckige Schals, die einen schönen Farbkontrast ergeben, und zusammennähen. Dann eine Kante aus Fransen dransetzen, die man zum Beispiel in Stoffläden bekommt. Oder man umhäkelt das Ganze. Und schon hat man ein neues Tuch. MEIN STYLINGTIPP Anzeige am Sonntag WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 29. September 2019 - Anzeige - Englisch lernen für „Senioren” Sprachen zu lernen macht Spaß – auch jenseits der 50. Das möchte ELKA mit ihrer Schule vermitteln. Unterricht folgt altersgerechtem Konzept. Neue Kurse starten im Oktober in Bochum und Dortmund. Bochum - Kleine Gruppen, wenig Grammatik, viel sprechen und ein be- sonderes Lehrmaterial, das genau auf die Lernbedürfnisse älterer Erwachsener zugeschnitten ist, stehen bei ELKA (Er- folgreich lernen. Konzepte im Alter) im Vordergrund. Ab Oktober beginnen die besonderen Sprachkurse, die schon seit etlichen Jahren in ganz Deutschland mit großem Erfolg durchgeführt werden, für aktive Menschen ab 50 Jahren wieder in Bochum. Vielseitige Übungen und direktes Sprachtraining von Dialogen - die üb- rigens jeder Teilnehmer auf CD auch daheim üben kann, machen das Lernen leicht. Erfahrene Dozenten, die überwie- gend selber der Generation 50+ angehö- ren, leiten die speziellen Englischkurse. Mit Geduld und Humor motivieren sie die Lernenden ab der ersten Stunde zum freien Sprechen. „Sprechen, sprechen und nochmals spre- chen sind die Faktoren, um möglichst die Grundlagen einer Sprache zu be- herrschen. Und das geht eben nicht mit zu vielen Teilnehmern und einem Lehr- buch, das zur Hälfte aus Grammatik be- steht.“ Tatsächlich wird Grammatik nur am Rande behandelt. Die Kursziele decken sich mit den Er- wartungen der Teilnehmer. Ein paar Worte auf Englisch mit den Enkeln spre- chen können, englische Begriffe verste- hen, die einem im Alltag immer häufiger begegnen oder sich im Auslandsurlaub verständigen zu können - ohne sich zu blamieren. Die Sprachkurse finden einmal pro Wo- che statt. Das Tempo ist etwas langsamer, dafür wird die Sprache durch Wiederho- lungen besser verinnerlicht. Ab Oktober sind neben den Englisch-Kursen auch Spanisch-, Französisch- und Smart- phone-Kurse geplant. Das Angebot richtet sich speziell an Menschen über 50. Viele Teilnehmer waren Jahrzehnte nicht in einer Schulsituation gewesen. • Wer Interesse an den Kursen hat, kann sich bei Ana Gomez melden 0234/ 53 06 23 51 (Bochum) ana.gomez@elka-lernen.de oder bei Gordana Bursac melden 0231/ 3 30 31 61 (Dortmund) Dortmund@elka-lernen.de www.elka-lernen.de Sprechen und Hören stehen im Fokus • Die Kurse des Elka-Instituts (Elka = Erfolg- reich lernen. Konzepte im Alter) finden nur tagsüber statt, da hier die Aufnahmefähig- keit am höchsten ist. • Das Angebot richtet sich an Menschen ab 50 . So muss niemand Hemmungen gegen- über jüngeren, schnelleren Teilnehmern haben. • Unterricht in Kleinstgruppen • Die Stunden orientieren sich genau am Lehrmaterial . Wer fehlt, kann mithil- fe des Buchs und eines Onlinetrainings nach- arbeiten. Außerdem beginnt jede Stunde mit einer Wiederholung. • Der Fokus liegt auf dem Sprechen und Hören der Sprache, die Grammatik wird nur am Rande behandelt. • Schwerpunkt sind die Dialoge im Lehr- buch , die Alltagssituationen darstellen. Diese sind auf Deutsch und in der Fremd- sprache abgedruckt. Seite 17
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