WR I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW Von Valerie Becker (Text) und Ingo Otto (Fotos) bochum. „Create, don’t imitate“ – Sei kreativ und imitiere nicht. Das ist das Motto von Sibylle Boveleth, die hinter demBochumer Label „Bee by Bill“ steckt. Ihre Mode zeigt legere Schnitte, inspirierende Botschaften und eine kleine Biene – das Marken- zeichen, das sich auf all ihren Klei- dungsstücken versteckt. Die erfahre- ne Designerin orientiert sich nicht an internationalen Trends, sondern hat mit der Zeit ihre eigene Hand- schrift entwickelt: Mode, die die eigene Persönlichkeit unterstreicht und in der man sich wohlfühlen kann. Demokratische Mode „Ich möchte demokratische Mode machen“, so die Bochumerin. Das bedeute Mode für dicke und dünne, kurze und lange Menschen – die Bo- chumerin bietet ihre Kleidungsstü- cke von XS bis 4 XL an. Mit ihren ausgefallenen Schnitten schwimmt sie gerne mal gegen den Strom: „Ein Blazermuss nicht immer eng und ge- rade sein, sondern kann auch mal wie einKimono geschnitten sein. Da gibt es kein richtig oder falsch“, fin- det die 50-Jährige. Sie selbst beschreibe den Stil ihrer Marke als „harmonisch, individuell und immer etwas gegensätzlich.“ Da wäre zum Beispiel das Kleid, das oben wie ein Hemd geschnitten ist und untenmit einemFaltenrock auf- hört. Oder die Bluse aus zwei ver- schiedenen Stoffen. Eben kleine De- tails, die Spannung in ein eher gegründet. „Bee“, weil der Spitzna- me von Sibylle „Biene“ ist. „Das war während der Wirtschaftskrise. In so einer Zeit einModeunternehmen zu gründen, machen vermutlich nur Verrückte“, sagt sie lachend. Doch für ihrenTraum,Mode zu entwerfen, die den Zeitgeist widerspiegelt, ist sie das Risiko eingegangen. Schon während ihrer Zeit an der Modeschule in Antwerpen habe sie gelernt, sich nicht nur zu fragen, was Frauen tragen wollen, sondern eher einBlick auf dieWelt zuwerfen:Was passt da rein?DieAusbildung inBel- gien habe sie stark geprägt und ihre eigene Kreativität gefördert. „Die Modewelt befindet sich gera- de imWandel. In einer Zeit, in der so viel auf der Welt passiert, wird die Mode immer politischer und vermit- telt ein klares Statement.“ Deshalb zieren kleine Aufnäher mit Sprü- chen wie „Bee careful“ (Sei vorsich- tig) und „Bee good for a better to- morrow“ (Sei gut für eine bessereZu- kunft) ihre Blusen, Blazer und Klei- der. Auf Wunsch mit eigenen initialen Die Wortspiele, die ihr Bienen-Mas- kottchen einbeziehen, sollen die Kunden inspirieren. Die kommen nicht nur aus dem Ruhrgebiet, denn Sibylle Boveleth verkauft ihre Klei- dung nicht nur in ihrem Bochumer Geschäft, sondern an kleine Bou- tiquen in ganz Deutschland, der Schweiz und England. Umsich einenNamen zumachen, hat sie „Bee by Bill“ zunächst auf kleinen Events, bei Freunden und in Pop-up-Stores vorgestellt. Mittler- weile habe sie einen treuen Kunden- kreis, der sich auf neue Kollektionen der Designerin freue. Die Kunden seien bereit, etwas mehr auszuge- ben, wählten dann aber gezielt aus. Das sei eine Form von Nachhaltig- keit. „DieMenschenmüssen sichauf das besinnen, was sie wirklich brau- chen. Also lieber weniger, aber dafür in guter Qualität kaufen.“ Die Klei- dungsstücke lässt die Designerin in einem kleinen Nähbetrieb in Portu- gal anfertigen, die Stoffe – meist aus Naturmaterialien – kaufe sie in Europa. Auf Wunsch wird das neue Lieblingsteil mit den eigenen Initia- len personalisiert. schlichtes Kleidungsstück bringen – nicht das, was man in jedem Ein- kaufszentrum an der Stange findet. „Mein Label ist ein Nischenpro- dukt.“ Dabei hat die Designerin eigentlich gelernt, sich an den Lauf- stegen der internationalen Top-De- signer zu orientieren: Nach einem Studium an Modeschulen in Berlin und Antwerpen hat Sibylle Boveleth jahrelang für große Modeunterneh- men in ganzDeutschland gearbeitet. „Da habe ich gelernt, wie der Ein- zelhandel funktioniert. Damit kann man viel Geld verdienen und viel rei- sen, doch irgendwann habe ich be- schlossen, das zu machen, was ich wirklich möchte und mein eigenes Ding gestartet.“ Die Bochumerin hatte nicht immer vor, eine Karriere in der Modewelt zu machen – zu Schulzeiten wollte sie noch Grafike- rin werden. Doch die farbliche Ge- staltung im Raum fand sie viel span- nender, als zweidimensional auf dem Papier zu arbeiten. Mode, die den Zeitgeist widerspiegelt Vor elf Jahren hat sich die damals 39- jährigeDesignerin schließlich selbst- ständig gemacht und „Bee by Bill“ „In so einer Zeit ein Modeunter- nehmen zu gründen, machen vermutlich nur Verrückte.“ sibylle boveleth, Modedesignerin Aber bitte mit biene: Das insekt ist das Markenzeichen von „bee by bill“, oft in Verbindung mit inspirierenden slogans. „Beeyou“, also „Sei du selbst“. Diesen Ratschlag will Sibylle Frauen und Män- nern mit auf den Weg geben, die sich un- sicher sind, was in ihre Garderobe gehört und was nicht. Das bedeute, sich nicht an der Masse zu orientieren und einfach das anzuziehen, worauf man gerade Lust habe. „Zieh dich an, wie du dich heute fühlst und nicht wie du denkst, wie es richtig sein könnte. Dann wird es auch zueinander passen“, findet die Desig- nerin. Ihr bestes Beispiel: Auffällige Accessoires, die sich von der Masse abheben. Die Bochumerin trägt aktu- ell gerne bunte Federbroschen, mit denen sie Jacken, Blazer und Blusen aufpeppt. „Die machen die Welt bunter und zaubern jedem Menschen ein Lä- cheln ins Gesicht.“ Mein stylingtipp indigoblau steht jedem Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, gilt nicht nur für Sibylle Boveleths Mode, sondern auch für ihr Privatle- ben. Kürzlich ist sie 50 gewor- den – Zeit, mehr Gelassenheit in ihren Alltag zu bringen. „Nicht immer mit der Hand in der Steckdose leben und mehr Ruhe zulassen“, sagt dieDesig- nerin. Für ihre Mode hat sie sich vorgenommen, ihre inspirierenden Slogans in Zukunft großflächiger auf ihren Kleidungsstücken zu plat- zieren. In ihremGeschäft dominiert gerade die Farbe Indigoblaubei ihrer aktuellen Winterkollektion. „Das steht jedem und passt zu allem.“ Einen Online-Shop betreibt die Bo- chumerin nicht – Farben und Stoffe müsse man schließlich im Ge- schäft sehen und nicht zuhause am Bildschirm, findet sie. Außerdem wolle sie nicht noch mehr Müll produzieren als not- wendig ist. Bee by Bill, Hunscheidtstraße 146, Bochum. Mittwoch, Donnerstag, Freitag, 11 bis 18 Uhr, Samstag von 10 bis 14 Uhr. serie Heute: bee by bill aus bochum sibylle boveleth hängt an ihrem grauen Kaschmirpullover. Wenn Sibylle Boveleth in ihrem Atelier arbeitet, trägt sie meist ihr Lieblings- teil: einen grauen Kaschmirpullover , der seit 30 Jahren nicht mehr aus ihrem Kleiderschrank wegzudenken ist. „Er war damals sündhaft teuer“, er- innert sich die Designerin. Außerhalb ihres Ateliers könne sie ihr Lieblings- teil gar nicht mehr tragen. Es ist an ei- nigen Stellen kaputt und nach etlichen Waschgängen eingelaufen. Aber aus- sortieren will die Designerin ihren Pul- lover nicht. „Ich ziehe den mittlerweile falsch herum an. Aber er ist wie eine Rüstung, die mich gut fühlen lässt.“ Mein lieblingsteil Diese Biene fliegt nicht mit dem Schwarm Sibylle Boveleth entwirft mit ihrem Bochumer Label „Bee by Bill“ Mode, die dicke und dünne, kurze und lange Menschen tragen können Anzeige am Sonntag WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 27. Oktober 2019 PIPPI-LOTTA Ruhrstr. 26 Witten meets fashion *ab 199 € Einkaufswert 50 €* Gutschein By Cl a i re Campbe l l Bitte Gutschein abfotografieren Seite 21
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