WR I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW Von Maren Schürmann gelsenkirchen. „Ich habe einen See- fahrerarm“, sagt Sarah Schwarz. Neben Anker und Steuerrad ist dort aucheingroßes Segelschiff zu sehen. Darunter steht: „Wir für immer.“ „Es war mein Hochzeitsgeschenk an meinen Mann“, so die 33-Jährige. Auch er wünschte sich ein schönes Tattoo. Sie zeichnete das Schiff, das für Heimathafen und zugleich für Abenteuer steht. Nun tragen beide die gehissten Segel. Und der vierjäh- rige Sohn Vinzent auch. Aber natür- lich nicht auf der Haut, sondern auf einem Shirt. Das Motiv hat Sarah Schwarz mit Siebdruck aufs Textil gebracht. „Maaten“ heißt ihre maritime Marke, die Anker und Steuerrad auf geringeltem Grund zeigt. Und das bereits für die Kleinsten. Ein paar Shirts gibt es zudem für die komplet- te Mannschaft, also auch für Papa und Mama. Beim Foto-Shooting ist Hund Henri mit an Bord. Sarah Schwarz bindet ihm ein geringeltes Halstuch um. „Unser Leichtmatro- se.“ Als ihr Sohn auf die Welt kam, ge- fielen Sarah Schwarz vieleKindersa- chen nicht. Alles wirkte so zucker- süß. Hier einDonaldDuckmit Kapi- tänsmütze, dort noch eine Krabbe. Und: „Es gibt Marken, die man sich nicht leisten kann – und trotzdem ist das Produkt aus China.“ Zeit für eine Meuterei: Vor drei Jahren gründete sie ihr eigenes La- bel. Die Modedesignerin, die in Stuttgart an einer Privatschule stu- diert hat, kaufte sich ein Starterset für Siebdruck und dann hieß es: Lei- nen los! „Jeder, der das gelernt hat, „Das Meer trägt man im Herzen.“ sarah schwarz (33) Designerin Volle Kraft voraus Maaten macht maritime Klamotten für kleine und große Matrosen Kinder nicht „kribbelbunt“ anzie- hen – empfiehlt Sarah Schwarz. Lieber Basicteile nehmen und dazu etwas Besonderes kombinieren. aber insgesamt den Look nicht überladen. „Es ist wie ein zu volles Kinderzimmer, das bringt Unruhe“, sagt die Mutter. Und ganz wichtig: Bequem sollen die Klamotten sein. „Kinder müssen sich bewegen kön- nen.“ Mein stylingtipp Alle an bord: leichtmatrose Henri (l), Käpt’n sarah schwarz mit dem seefahrerarm sowie sohn Vinzent und der sohn einer Freundin – baby emil. Foto: ingo otto (3), privat rinnen angemessen entlohnt wer- den. Und: „Keine Kinderarbeit!“ Sarah Schwarz kann von „Maa- ten“ allein noch nicht leben. Sie muss nebenbei arbeiten, wird künf- tig als Projektleiterin in einem sozia- lenVerein tätig sein. Siemag es, Neu- es zu gestalten. Als Zehnjährige hat sie bereits per Hand aus alten Vor- hängen Kleider genäht. Aber: „Ich bin keinModeschnittchen“. Sie mag nicht Trends hinterherjagen. Sie macht das, was ihr gefällt. Mehrere Jahre hat sie in Berlin ge- lebt und gearbeitet, immer imMode- bereich: Verkauf, Shopleitung, Vor- bereitung für die Fashion Week. Aber es sollte zurückgehen in die Heimat. In Gelsenkirchen ist sie groß geworden, hier ging sie wieder vor Anker. „Es musste nicht Gelsen- kirchen sein, aber das Ruhrgebiet schon.“ Das ist nicht immer schön, so Schwarz, aber immer praktisch. Man kann dort schnell die Ruhe im Wald genießen und genauso schnell wieder den Trubel der Großstadt. Aber warumhat sie sich für mariti- me Motive entschieden und nicht zum Beispiel für die Grubenlampe? „Das machen alle im Ruhrgebiet.“ Es stört sie nicht, dass die nächste Küste weit weg ist „Das Meer trägt man im Herzen.“ Und mit ihren Shirts auch ein bisschen amHerzen. Der Maat ist ein alter Begriff für den Gehilfen des Steuermanns auf einemSegelschiff. „Ich habeMaaten daraus gemacht.“ Auf einem Strampler bildet ein Tau den Schrift- zug „Kojenheld“. Die Kleidung sei natürlich nicht nur für Jungs, aber Sarah Schwarz mag die weiblichen Endungen in der deutschen Sprache nicht: Kojenheldin? Matrosin? Das sei einfach nicht schön. „Es gibt bei mir auch kein Pink. Warum müssen Mädchen immer Rosa tragen?“ Obwohl auch ihr Sohn diese Farbe mag, sind die Streifen klassisch blau oder rot auf weißem Grund. Das können alle tragen. Ebenso die Klamotten in grau-weiß. Außer- dem gibt es ja auch neutrale Be- griffe wie der auf dem süßen – aber nicht zu süßen – Body: „Heulboje“. Shirts für kleine Matrosen ab 26,90 €, für große: ab 30,90 €, Body: 31,90 €, Onlineshop: maaten.de , oder bei Kommabei, Gemarkenstr. 102, Essen. würde die Hände über demKopf zu- sammenschlagen“, gibt sie heute la- chend zu. Denn so leicht sei Sieb- druck nun wirklich nicht. „100 Jute- beutel später hat es geklappt.“ Normale Siebdruck-Holzrahmen kann sie nicht nehmen. Denn die Platte, auf der man das Shirt spannt, ist für Erwachsene gedacht -- viel zu groß für die Baby-Klamotten. So hat Sarah Schwarz zusammen mit ihrem Stiefvater einen eigenen Rah- men gezimmert. Nun kann sie auch einen Strampler schön stramm über das Holz spannen. Da schlägt kein Textil mehr Wellen. Die Farben seien ungiftig, lösemit- telfrei, auf Wasserbasis und nach Öko-Tex 100Standardhergestellt. In ihrem Arbeitszimmer, das direkt neben demWohnzimmer liegt, näht sie manche Sachen selbst, zum Bei- spiel die Mützen. Aber den größten Teil bestellt sie als Rohware bei einem britischen Hersteller. In Deutschland gebe es keinen Anbie- ter, der bei Kinderkleidung diese Auswahl und zugleich die Qualität habe. Der Stoff ist schön dick gewebt und hat einen kleinen Elasthan-An- teil. Und dann ist er auch noch gerin- gelt. „Ich liebe Streifen.“ Die Firma stelle derzeit auf Bio- Baumwolle um. Aber das sei ihr nicht das Wichtigste. Denn Bio erkläre noch nicht, unter welchen Be- dingungen ein Shirt entsteht. Ethisch vertretbar sollen die Sachen herge- stellt und die Nähe- serie Heute: Maaten aus gelsenkirchen Sarah Schwarz mag Sachen, die man das ganze Jahr über tragen kann. Daher liebt sie diesen schwarzen taillentellerrock. „im Sommer mit t-Shirt und Sanda- len, im Winter mit Strickjacke und dicken Strumpf- hosen.“ Den Stoff mit Lochspitze hat sie in Berlin gekauft, kurz bevor es zurück in die Heimat ging, nach gelsenkirchen. Mein lieblingsteil Anzeige am Sonntag WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 8. Dezember 2019 Mittendrin und bestens versorgt Selbstbestimmt leben bis ins hohe Alter. Barrierefrei in einer modernen Wohnung, lichtdurchflutet und mit Pflegeservice, falls gewünscht. Tür an Tür mit netten Nachbarn und immer nur einen Sprung entfernt vom Geschäftstreiben der Mülheimer Innenstadt oder der erholsamen Ruhe der Natur. Im StadtQuartier Schloßstraße ist all das möglich. Genießen Sie Ihren Freiraum und verlassen Sie sich zugleich auf den Grund- service unserer langjährigen Partner „die pflegepartner“ – ein Konzept, das mit dem „Qualitätssiegel für Betreutes Wohnen NRW“ ausgezeichnet wurde. 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