WR I Aus dem Nähkaestchen
FUNKE MEDIEN NRW „T-Shirt anziehen – und schon bist du Aktivist “ Für Sascha Ivan sind T-Shirts mehr als Klamotten. Mit ihnen kommen Menschen ins Gespräch über Kinder, die kaum einer hört. Die Jugendlichen sind bei Tellavision selbst die Designer auch andere faire und Bio-Klamot- ten. Heute arbeitet er in der Erwach- senenbildung, sieht Tellavision als nützliches Hobby, mit dem er sich für eine gerechtere Welt einsetzt. „Ich muss damit nicht Geld verdie- nen“, so Sascha Ivan. Das ist für ihn eine Erleichterung, zumal die Klei- serie Heute: tellavision Die schwarzen Schnürschuhe würde Sascha Ivan niemals hergeben. Der 38-Jährige hat sie vor etwa neun Jahren auf einem Secondhand- Markt in Brasilien entdeckt. Sie sind nicht nur „superbequem und ro- bust“, so der Duisburger. „Ich kann sie auch zu vielen Sachen anzie- hen.“ Er mag Dinge, die handge- macht sind. „Sie erfahren dann eine ganz andere Wertschätzung.“ Und wenn sie wie seine Schuhe auch noch recycelt sind, trägt er sie umso lieber: „Die Sohlen sind aus alten Lkw-Reifen.“ Mein lieblingsteil „Bleibt bitte außergewöhnlich“, sagt Sascha Ivan, der kein Freund von Trends ist. „Passt Euch nicht an“, lautet sein Stylingtipp. Statt- dessen sollte man mehr Individuali- tät wagen. „Ich mag es, wenn die Leute den Mut haben, eigene Dinge zu kreieren.“ Dabei ginge es nicht darum, immer mehr Klamotten an- zuhäufen. „Wir dürfen nicht noch mehr verbrauchen.“ Es gebe Millio- nen von Menschen allein in Indien, die in den Mittelstand wollten. Da- bei sei die Natur bereits heute am Ende. Mein stylingtipp sascha ivans lieblingsteil: recycelte schuhe aus brasilien. Das seien sklavenähnliche Zustände gewesen. Die Frauen wurden teils auf dem Gelände eingesperrt. „100 Mädchen mussten sich eine Toilette teilen.“ Die ungewöhnlichsten Motive lässt Sascha Ivan auf T-Shirts und Hoodies drucken. Stolz seien die Ju- gendlichen, wenn er ihnen das Er- gebnis zeige und sie erfahren, dass sie nun Designer sind. Etwa 5 Euro jedes verkauften Kleidungsstücks fließt zurück in das jeweilige Projekt, das vor Ort eine Hilfsorganisation betreut. In Indien kauft man damit zum Beispiel Nähmaschinen. „Dann können sich die Mädchen selbstständig machen.“ Fair und bio Ivan lässt die Motive in Leipzig auf Rohlinge von Stanley/Stella dru- cken. Das ist eine mehrfach zertifi- zierte Firma, die Textilien in Bio- Qualität und unter fairen Bedingun- h rstellen lässt und von der Fair oundation geprüftwird. Auch rwendeten Siebdruckfarben eien ökologisch. Ein Shirt – bisher hat Sascha Ivan rund 500 verkauft – kostet 4,95 Euro, ein Hoodie zur- eit 39,95 Euro. Im Online- hop steht zu jedem Klei- ungsstück, welcher junge De- gner am Werk war und im ahmen welchen Projekts es ntstanden ist. Zwei Jahre lang hatte Sascha an auch einen Laden amDell- tz in Duisburg. In der „Oase“ kaufte er bis Mitte 2017 nicht seine eigenen Shirts, sondern Von Maren Schürmann (Text) und Andreas Buck (Fotos) Duisburg. Alles fing mit einem Pferd mir viereckigen Beinen an, einem fliegenden Haus, einem lachenden Herz – und was die Nichten seiner Freundin noch so alles auf ein wei- ßes Shirt gekritzelt haben. Fremde sprachen Sascha Ivan auf die lusti- gen Motive an. Da dachte der Duis- burger: „Es wäre doch cool, wenn du nicht nur Geschichten von deut- schen Nichten erzählen könntest.“ Seitdemnutzt er Shirts, umvergesse- nen Kindern eine Stimme zu geben. „Tellavision“ heißt seinmittlerwei- le zehnjähriges Label. Das hat nichts mit Fernsehen zu tun, sondern mit „Tell a vision“ – Erzähle deine Vi- sion. Auf einem farbenfrohen Shirt steht unter einer gelbenGiraffe etwa „We are one“ – Wir sind eins. Das wünscht sich Amani Mosha, ein Jugendlicher in Afrika. „P trees and keep themalive“ Pflanzt Bäume und erhal- tet sie am Leben – steht unter einer in die Luft ge- reckten Faust, auf der Mano har Mangala Madhe Blätter g zeichnet hat. Der 13-Jährige Indien will damit ein Zeic gegen die Abholzung von W dern setzen, die das Klima sch zen und Tieren eine Heimat ben. „Das sind schlaue Aussage sagt Sascha Ivan. „Das ist sehr greifend.“ Die Wünsche der Kinder Seine erste, selbst bezahlte Reise führte den heute 38-Jährigen nach Afrika, nach Tansania in ein „Albi- no-Center“. Dem Aberglauben zu- folge haben diese Menschen glücks- bringende Kräfte. Deshalb werden sie immer wieder verfolgt und er- mordet, weil Heiler mit deren Kör- perteilen Zaubertränke brauen wol- len. Die Jugendlichen, die in diesem Center betreut werden, sollen dort mehr Bildung und so auch Selbstbe- wusstsein erfahren. Sascha Ivan, der früher als Mediengestalter bei einer Werbeagentur gearbeitet hat, lud sie ein, mit ihm zu zeichnen. Und so malten und schrieben sie auf, was sie bewegt, was sie sich wünschen. „Es kommen Sachen dabei heraus, die man nicht annähernd planen kann.“ Wie etwa der schlichte Schriftzug „Fight Patriarchy“ mit dem Chenna- jammei Dhodasidha aus Indien for- dert: „Die Unterdrückung von Frau- en muss aufhören. Wir brauchen mehr Gleichberechtigung.“ Sie und andere junge Frauen sind in einer Spinnerei in der Nähe von Mumbai massiv ausgebeutet worden, so Ivan. lant – - e- aus hen äl- üt- ge- n“, er- Die Designerin Mary aus indien hat die blätter gezeichnet. gen e Wear F die ve s 1 3 z s d si R e Iv pla ver nur Kämpferische Faust: sascha ivan beleuchtet mit seinen shirts die menschlichen schattenseiten. dung stets Mittel zum Zweck war. „Wir haben uns immermehr alsHilfsorgani- sation gesehen als ein rei- nes Modelabel.“ Heute denkt Sascha Ivan, dass er nicht immer „über den großen Teich“ fliegenmuss, umdie Leute wachzurütteln. „Auch hier gibt es Kinderarmut, Misshandlungen.“ Und für die Integration von Flüchtlingskindern müsste man ebenfalls mehr tun. Kleidung mit dem richtigen Motiv könnte da wieder den Anstoß geben. „T-Shirt anziehen – und schon bist du ein Aktivist.“ Onlineshop: tellavision- clothing.com „We are one“ – Wir sind eins, lautet eine der shirt-botschaften. Anzeige s Sparkasse Mülheim an der Ruhr Taten statt Karten! In diesem Jahr spenden wir, anstelle von gedruckten Weihnachtsgrüßen, 10.000 Euro an die Hilfsaktion Lichtblicke von Radio Mülheim zu Gunsten des „Café Ziegler“ * der Caritas Mülheim. Wir wünschen allen unseren Kunden ein erfolgreiches Jahr 2020. *Kinder- und Jugendtreff am Karl-Ziegler Gymnasium. am Sonntag WREG3_G MEIN SONNTAG Sonntag, 29. Dezember 2019 Seite 29 SPEKTAKULÄRE VERBRECHEN AUS NRW DER der-gerichtsreporter.de JETZT REINHÖREN! GERICHTS REPORTER Alle zwei Wochen erscheint montags eine neue Krimi-Folge: Echte Fälle und ihre Hintergründe spannend und seriös au ereitet.
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