Hamburger Abendblatt | Nord-Ost-See

gehört: 46 Minuten Mittagsschlaf, 55 Mi- nuten fernsehen, 73 Minuten Meditation oder Gebet und 57 Minuten telefonieren. Für einen Tag zu Hause mag das ja per- fekt klingen – aber für einen Tag auf Sylt? Da geht eindeutig noch mehr! Mit nackten Füßen am Strand ent- langlaufen und die Sorgen vom Herbst- sturm fortreißen lassen. Mit einem Stock Bilder und Botschaften in den nassen Sand malen und beobachten, wie die Wellen alles fortspülen. Eine Flaschen- post oder eine exotische Muschel am Strand verstecken und sich über die ver- wunderten Gesichter der Finder freuen. Vor einem Regenschauer Zuflucht in ei- nem kleinen Geschäft suchen, das man sonst nie betreten hätte – und irgendein verrücktes Andenken kaufen. Das mag nicht für jeden perfekt klingen. Ist es auch nicht! Denn den universell perfek- ten Tag gibt es nicht. Weil jeder eine an- dere Vorstellung davon hat, was perfekt ist. Und weil jeder es selbst in der Hand hat, ob ein Tag perfekt wird oder nicht. Ob man sich über die lange Schlange an der Eisdiele ärgert – oder das Gesicht während des Wartens einfach in die Son- ne reckt. Ob man über das schlechte Wet- ter schimpft – oder mit nackten Füßen durch den Sturm stapft und sich danach in der Sauna aufwärmt. Perfekt ist, was wir daraus machen. Übrigens: Perfektion alleine macht nicht glücklich. Aber glück- lich sein ist perfekt. Also geht’s doch! Der (Strand-)Spaziergang Dem Himmel so nah: Über die soge- nannte Himmelsleiter (in der Nähe des Sylt-Aquariums) geht es hoch hinaus auf eine Aussichtsplattform mit einem sen- sationellen weiten Blick über Teile Wes- terlands. Von dort führt eine Holztreppe zum Strand hinunter. Am schönsten läuft es sich natürlich barfuß direkt amWasser ( ja, auch im Herbst!). Wer nicht durch den Sand stapfen möchte, kann Teile der Strecke auch über einen extra angelegten Holzsteg laufen – bis zur Friedrichstraße oder weiter, immer weiter. Das Kulturerlebnis Wenig Kultur, ganz viel Erlebnis. Der Name hält, was er verspricht: Im Erleb- niszentrum Naturgewalten erfährt man die Natur mit allen Sinnen. Auch wer schon da war, kann noch mal hin. Es gibt immer wieder Neues zu entdecken – und zu erleben. Was in anderen Museen ver- boten ist, ist hier ausdrücklich erwünscht: anfassen und ausprobieren. Ein bisschen kleiner, aber trotzdem großartig: Das Na- tionalpark-Haus „Arche Wattenmeer“ in Hörnum mit seiner begehbaren Arche. Das perfekte Essen Je nachdem, ob mit oder ohne Kinder ge- gessen wird: Für ein stilvolles und gedie- genes Dinner empfehlen wir das Ebbe & Food (Schützenstraße 20–24). Mehr Meer gibt es kaum: Fangfrischen Fisch, Mee- resfrüchte und viele regionale Zutaten. Ungewöhnliche Menüs, ungewöhnlich lecker. Ein bisschen lockerer – aber trotz- dem sehr lecker – geht es im Café Extra­ blatt (Friedrichstraße 44) zu. Hier gibt es zwar keine kulinarischen Meisterwerke, aber großartige amerikanische Küche (Ja genau: Pommes, Burger & Co., aber auch Vegetarisches, Cocktails und Kuchen). Rustikal und unkompliziert. Genau rich- tig, um nach dem Strandspaziergang mit sandigen Füßen oder Gummistiefeln einzukehren. Das besondere Erlebnis Das Gefühl ist mit nichts zu vergleichen: Wer einmal auf einem Bungee-Trampolin dank der elastischen Sprungseile mehre- re Meter hoch gesprungen ist und sich für einen Moment schwerelos gefühlt hat, vergisst das nie wieder. Möglich ist das zum Beispiel in Westerland direkt an der Strandpromenade (mit Blick auf die Nordsee) oder in Wenningstedt oder Hörnum. Im Winter werden die Out- door-Trampoline meist abgebaut. Die Übernachtung In kleine Kojen kuscheln und von Wei- tem das Rauschen der Nordsee hören – besser geht es wirklich nicht. Möglich ist das im Dorint Strandhotel in Wester- land. In einigen Familiensuiten gibt es ein separates Kinderzimmer mit Kojen. Viele der Zimmer haben Blick auf die Dünen – und die Himmelsleiter, die zum Strand führt. Wer hier im Bett liegt, auf die Dünen schaut und die Wellen hört, der will nie wieder weg. Egal, ob der Tag perfekt war oder nicht – die Nacht wird es sicher. G eht’s noch? Forscher wollten tatsächlich wissenschaftlich erfasst haben, wie der perfekte Tag aussieht. Nach einer Befra- gung haben sie ermittelt, dass zu einem perfekten Tag unter anderem Folgendes Barfuß den Herbststrand genießen, Naturgewalten erleben und schwerelos in die Luft gehen TEXT: MIRIAMOPRESNIK Nord? Ost? See! 15

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