Hamburger Abendblatt | Dossier | Die 20 besten Bücher

5 DIE 20 BESTEN BÜCHER BUCHEMPFEHLUNGEN UND BESTSELLER 2 ABENTEUER OST Alexander Osang kann nicht nur gut schreiben, sondern auch gut erzäh- len. In „Fast Hell“ geht es vordergrün- dig um den Ostdeutschen Uwe, der ihm auf einem Kreuzfahrtschiff De- tails aus seinemwundersamen Leben offenbart. Gleichzeitig erfährt man viel Autobiografisches von Osang selbst, sein Korrespondenten- und Reporterjob führt ihn nach der Wende um die ganze Welt, New York, Tel Aviv, und im Flugzeug trifft er schon mal Oscarpreisträger. Aber auch er merkt: Die wahren Abenteuer findet man in den Gärten von Berliner Datschen. In Journa- listenkreisen wird Alexander Osang zumindest heimlich sehr verehrt. Und „Fast hell“ ist fast genial. SH Alexander Osang, Fast hell, Aufbau, 22 Euro 3 ALLES AUSSER EGAL Dieser Roman ist speziell, aber das war Hannah Arendt auch. Eine jüdische Intellektuelle, die in NS-Monster Adolf Eichmann das obrigkeitshörige Banale sah, wofür Freunde sich von ihr abwandten und was die Zeitgenossen wahlweise als arrogant oder brillant beschrieben. Bis heute gibt es keine Biografie, die der Philosophin gerecht zu werden scheint. Die Schweizer Schriftstellerin Hildegard E. Keller hat mit „Was wir scheinen“ deshalb lie- ber gleich ein literarisches Porträt verfasst, in dem sie frei ist zu erfinden, wie es 1975 gewesen sein könnte. Kurz vor ihrem Tod reist Hannah Arendt ins Tessin. In Rückblenden zieht ihr bewegtes Leben vorbei, inmitten einer Landschaft, die so anders ist als die scharfsinnige Denkerin, näm- lich lieblich und schwelgend. Ganz fügt sich das über – durchatmen – 576 Seiten nicht zusammen. Andererseits: Wer lehrt einen besser, Brüche und Widersprüche auszuhalten, als diese Frau? ML Hildegard E. Keller, Was wir scheinen, Eichborn, 24 Euro „Sie wusste, warum sie noch einmal ins Tessin gekommen war. Tegna war sehr weit weg von allem. Einen Sommer lang faulenzen und träumen.“ „Was wir scheinen“

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