NRZ | Dossier | Akte NRW - Wahre Verbrechen
12 AKTE NRW WAHRE VERBRECHEN Die 36-Jährige ist verzweifelt, lässt ihr Handy nicht mehr aus den Augen. Die Mutter glaubt fest daran, dass ihre Tochter am Leben ist. Zehn Tage nach Rebeccas Verschwinden er- hält die Polizei einen Hinweis auf einen 17-jährigen Berufs- schüler aus Rebeccas Nachbarschaft. Die beiden kannten sich, eher flüchtig. Andreas N. (Name geändert), so wollen es Zeugen gesehen haben, sei an jenem Sonntag, 7. April, gegen 15 Uhr mit Rebecca an einer Straßenbahnhaltestelle in Zündorf gesehen worden. Die Ermittler befragen Andreas N.. Er bestätigt, was die Zeugen sagen. Er sei tatsächlich mit Rebecca an der Haltestelle ein paar Meter spazieren gegan- gen, dann habe sie umgedreht und sei zurückgelaufen. Mehr wisse er nicht. Den erfahrenen Polizisten kommt N. verdächtig vor. Warum hat er sich nicht freiwillig gemeldet? Immerhin scheint er der Letzte zu sein, der die Gesuchte gesehen hat. Bei einer weiteren Vernehmung verwickelt N. sich in Widersprüche. Mit Suchhunden, einem Hubschrauber und einer Hundert- schaft durchkämmt die Polizei das wild bewachsene Brach- gelände einer alten Glasfabrik an jener Haltestelle, an der Andreas N. Rebecca getroffen haben will. Aber die Polizisten finden nichts. Es bleibt dabei: Sie können nichts Handfestes gegen Andreas N. vorbringen, keine Beweise. Aber ihre Ge- wissheit, dass Rebecca tot ist, wächst nun mit jedem weite- ren Tag. Das Mädchen hatte bei seinem Verschwinden nicht mal eine Jacke dabei. Nur einen Schlüssel und ein Schüler- ticket. Es gibt keine Kontobewegungen. Kein Lebenszeichen seit dem 7. April. Fünf Wochen vergehen, bis ein Spaziergänger in der Nähe des Brachgeländes einen weiblichen Leichnam entdeckt. Hose und Slip sind heruntergezogen, die Oberbekleidung nach oben geschoben, die Hände mit Klebeband auf dem Rücken zusammengebunden. Der Mann ruft die Polizei. Schnell ist klar: Es ist Rebecca. Sie wurde erst gewürgt, dann erstochen. Andreas N. ist der einzige Verdächtige. Doch noch immer haben die Ermittler nichts Konkretes ge- gen ihn in der Hand. Weder am Körper der Toten noch am Klebeband oder an ihrer Kleidung finden sich verwertbare Fingerspuren oder DNA-Abdrücke des Täters, nur Faserreste, die zu einem Mantel von Andreas N. passen könnten. Immerhin. Warum der Suchtrupp die Leiche fünf Wochen vorher übersehen hat, ist bis heute unklar. Rebecca, so stellte sich heraus, war noch am Nachmittag des 7. April an genau der Stelle getötet worden, wo man am 3. Juni ihre Leiche fand. Ein komplizierter Indizienprozess gegen Andreas N. mit ungewissem Ausgang bahnt sich an. Einen letzten Ver- such aber wollen die Fahnder noch unternehmen.
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