WP | Dossier | Akte NRW - Wahre Verbrechen

19 AKTE NRW WAHRE VERBRECHEN Der Fall des Düsseldorfer Serienmörders Peter Kür- ten (1883-1931), der neun Menschen ermordete und rund 40 weiteren nach dem Leben trachtete, gilt als der spektakulärste Kriminalfall der Weimarer Repub- lik und machte weltweit Furore. Im Juli 1931, wurde Kürten zum Tode verurteilt und kam in Köln unter das Fallbeil. Regisseur Fritz Lang griff den Fall noch 1931 in seinem Film „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ auf. Den makabren Beinamen „Vampir von Düsseldorf“ bekam Kürten, weil er das Blut mehrerer seiner Op- fer getrunken haben soll. „Dafür gibt es aber keine objektiven Belege und keine entsprechenden Verlet- zungen“, sagt der Kriminalist und Serienmord-Experte Stephan Harbort. Kürten habe aber in seinen Verneh- mungen gesagt: „Ich wollte das Blut rauschen hören.“ Allerdings habe Kürten, das sei gut belegt, im Düssel- dorfer Hofgarten einen jungen Schwan aufgeschlitzt und das Blut des Tieres getrunken, berichtete einmal Hanno Parmentier, Historiker und Kürten-Experte. „Das Blut spielt bei Kürten eine enorme Rolle - es hat sexuelle Erlebnisse bei ihm ausgelöst.“ Parmentier hat der Fall Kürten nicht mehr losgelas- sen, seit er die umfangreichen Akten im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen studiert hat. Er war an den Tat- orten, hat den Wegen des Serienmörders in Düssel- dorf nachgespürt. „Kürten ist für mich auch ein so- zialhistorisches Phänomen. In den Akten wird das Leben der kleinen Leute offengelegt - ein unglaub- liches Panorama.“ Dazu zählt Kürtens Kindheit: 13 Geschwister, der Vater ein gewalttätiger Alkoholiker, der Frau und Kinder schlägt, sich sogar an einer Toch- ter vergeht. Der kleine Peter schaut seinem Nachbarn, einem Tierfänger, bei der Arbeit zu und spürt wohl schon als Kind seine Lust am Töten. Kürten wird früh zu einem Gewohnheitsverbrecher, muss immer wieder wegen diverser Straftaten hinter Gitter. Seinen ersten nachgewiesenen Mord beging er 1913 an der neunjährigen Christine Klein, der er in der Wohnung eines Gastwirts in Mülheim/Ruhr die Kehle durchschneidet. Seine eigentliche Mordserie startet er 1929 in Düsseldorf. Erst dringt er in Woh- nungen ein und tötet, wen er dort trifft, später mordet er unter freiem Himmel: meist Kinder und Frauen. Seine Taten versucht er später als Rache an der Ge- sellschaft darzustellen: Er habe demonstrieren wollen, dass das Zuchthaus die Menschen nicht besser, son- dern noch schlechter mache. Tatsächlich hat er aber wohl aus einem anderen Grund gemordet: Psychiater stuften Kürten als Sadisten ein: „Er hat Gefallen da- ran gefunden, Menschen zu quälen - absolut empat- hielos“, so Historiker Parmentier. Skizze von dem Leichenfundort die Peter Kürten (re.) an Zeitungen schickte. Fotos: dpa (2)

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