WP | Dossier | Akte NRW - Wahre Verbrechen

24 Bei einer Analyse der Scheinwerferoptik wird der Her- steller eines Fluchtwagens bestimmt, mit Hilfe eines Fo- tomessverfahrens die genaue Größe der Täter ermittelt. Eine Straße im Sichtfeld einer Kamera wird mehrmals nachts gesperrt, damit die Polizei dort mögliche Szena- rien nachstellen kann. Jeder Hausbewohner im Umfeld wird befragt, jede Zigarettenkippe aufgelesen und jede Handyverbindung aus den Funknetzen der Umgebung geprüft, ob in der Tatnacht Telefonate in Richtung Italien stattgefunden haben. Dies ist nur eine von 5000 Spuren, die es für das Team abzuarbeiten gilt. In der Spitze sind bis zu 140 Leute mit diesem Fall be- schäftigt. Darunter auch italienische Ermittler. Spezialis- ten des Bundeskriminalamtes machen sich auf den Weg nach Duisburg. Sie hatten über Jahre alle Informationen zur ‘ndrangheta gesammelt. Am Tag nach der Tat wird entschieden, dass die Zuständigkeit für den Fall bei der Duisburger Mordkommission bleibt und nicht zum LKA oder BKA verlagert wird. Sechs Tote vor einer Pizzeria, „klar denkt man da sofort an die Mafia“, erinnerte sich Sprenger. Trotzdem hat er in alle Richtungen ermitteln lassen. „Hätte ja auch ein Eifersuchtsdrama sein können.“ War es aber nicht: Ita- lienische Kollegen stufen das Verbrechen als Teil einer Fehde rivalisierender Clans ein, die seit 1991 andauert. Die „Vendetta von San Luca“. Die Pelle-Romeo gegen die Strangio-Nirta. Beide gehören der ‘ndrangheta an, der ka- labrischen Mafia. Die Verdächtigen Zwei Wochen später gibt es einen Verdächtigen. Giovan- ni Strangio. Bei einem Wochen zuvor in Italien abgehör- ten Telefongespräch hat er angekündigt, nach Deutsch- land zu reisen, um den Tod der Frau seines Clan-Chefs zu rächen. Weihnachten 2006 ist sie vor ihrer Haustür erschossen worden. Die Mordkommission nimmt die Spur auf. Sie findet Strangios DNA in einer Düsseldor- fer Wohnung und Monate später auch in dem schwarzen Renault Clio, den Überwachungskameras in der Tatnacht nahe der Pizzeria gefilmt haben. Strangio selbst finden sie zunächst nicht. Die Fahnder hatten ihn in den Nieder- landen vermutet. Dort können sie 2008 zunächst seinen Schwager Giusep- pe Nirta festnehmen. Der schweigt zwar eisern, doch in seiner Wohnung finden die Ermittler Hinweise auf Fran- cesco Romeo, einen weiteren Schwager Strangios. Er führt sie unwissentlich zum Unterschlupf des Gesuchten Ein Leichensack mit einem Opfer der Mafia- Morde von Duisburg wird von einem Bestat- ter in Duisburg vom Tatort zu einem Leichenwagen geschoben.

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