WP | Dossier | Akte NRW - Wahre Verbrechen

30 AKTE NRW WAHRE VERBRECHEN Von Stefan Wette Was lässt den Menschen töten? Was ihn betrügen, über- fallen, verletzen oder vergewaltigen? Ist der Mensch wirklich ein Tier, wenn er böse ist? Eine Bestie? Und da- mit der Verbrecher auch wirklich nichts mit uns gemein hat: ein Monster? Es ist so einfach, das Böse aus der Menschheit auszu- schließen. Aber 30 Jahre bei Gericht lehren, dass die- se Ausgrenzung nichts bringt. Straftäter sind natürlich auch Menschen. Sie sind nicht immer böse. Wenn sie mal nicht klauen, rauben, morden, quälen oder betrügen, sind sie der nette Nachbar, der brave Kollege oder der erfolgreiche Manager. Es stimmt, wenn Anwohner nach schlimmsten Serienmorden dem Journalisten diktieren: „Also, ich kann nichts Negatives sagen. Freundlich ge- grüßt hat er immer.“ Das Verbrechen ist mein Beruf, das Ringen um Gerech- tigkeit. „Wie halten Sie das bloß aus?“, höre ich oft. Aber vom Richter erwartet der Bürger ja auch Abgeklärtheit. Und einen Arzt, der angesichts eines Massenunfalls ver- zweifelt, den wollen wir nicht. Und so lebt auch der Ge- richtsreporter mit dem Bösen. Bei der WAZ war ich ab 1983 als Jungredakteur in Dors- ten für die Polizei zuständig, habe mir bei Gericht ange- schaut, was aus den Ermittlungen geworden ist. So habe ich Spaß an der Justiz bekommen, weil dort die Beweise sachlich geprüft werden und es um menschliche Schick- sale geht. Dem Leser die Prozesse erklären, spannend erzählen, das Juristendeutsch übersetzen und die Justiz kritisch begleiten – das ist all die Jahre mein Anspruch. Seit 30 Jahren berichtet Stefan Wette aus den Gerichtssälen. Sein Credo: Angeklagte respektieren, Opfern Gehör schenken. VERBRECHEN IST MEIN BERUF ES IST DER SCHÖNSTE BERUF VONNE JANZEN WELT. STEFAN WETTE, Journalist, Gerichtsreporter Foto: André Hirtz

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