Berliner Morgenpost | Dossier Europäische Königshäuser

12 EUROPÄISCHE KÖNIGSHÄUSER Queen Elizabeth II, geboren am 21. April 1926 und seit dem 6. Februar 1952 auf dem britischen Thron. Philips Hinschei- den im April 2021 hat in Großbritannien und der ganzen Welt eine Welle der Anteilnahme ausgelöst, aber auch ein Licht auf die Zukunftsfragen geworfen, die sich für das Kö- nigshaus stellen. Erstmals seit 73 Jahren musste die Köni- gin einen Geburtstag ohne ihren langjährigen Gatten ver- bringen. Das Bild der einsamen Queen auf der Beerdigung Philips auf Schloss Windsor markiert auch den Auftakt zur letzten Phase einer Regentschaft, die sich wohl eher früher als später ihrem Ende zuneigt. Junge sehen Monarchie kritisch Als Elizabeth II. 1952 den Thron bestieg, war Großbritan- nien ein anderes Land. Der Glanz des Empires war noch nicht verblasst, und die frischgebackene Königin und der strahlende Prinzgemahl verkörperten Modernität. Die Ge- sellschaft war konservativer als heute, und die Monarchie genoss einhelligen Rückhalt. Doch der Zusammenbruch des Empires, die Einwanderung aus den ehemaligen Kolonien, aber auch Einflüsse aus den liberalen USA haben Spuren hinterlassen. Zwar befürworten in Umfragen noch gut 60 Prozent der Briten die Beibehaltung der Monarchie, hart­ gesottene Republikaner sind klar in der Minderheit. Doch in jüngeren Altersgruppen bröckelt die Beliebtheit des Kö- nigshauses: Nur noch gut ein Drittel der 18- bis 24-Jährigen spricht sich für die Monarchie aus. Der soziale Wandel hat Folgen: So goutierten längst nicht alle Briten, dass die BBC nach dem Tod von Philip Sonder- sendungen ohne Unterlass ausstrahlte. Zum Opfer fiel den Rückblenden auf Philips Leben auch das Finale der belieb- ten Realityshow „Master Chef“, in der sich junge Köche um den Aufstieg in die Spitzengastronomie bemühen. Bei der BBC ging eine historische Flut von über 100.000 Beschwer- den ein, in denen sich Zuschauer über die exzessive Bericht- erstattung zu Philips Tod beklagten. Prinz Charles und das Nachfolgerproblem Die Mehrheit der Briten hat nie eine andere Regentschaft erlebt als jene von Elizabeth II., die bei ihren wöchentlichen Audienzen insgesamt 15 Premierminister hat kommen und gehen sehen. Das Haupt der Königin prägt Briefmarken und Münzen, und die Queen genießt in der Bevölkerung mit über 70 Prozent Beliebtheitswerte, von denen der Thronfol- ger Prinz Charles nur träumen kann: Weniger als die Hälfte der Briten äußern zum ältesten Sohn von Elizabeth und Phi- lip eine positive Meinung. Fatalerweise hat die jüngste Staffel der Netflix-Serie „The Crown“ das Imageproblem noch verschärft, da Charles in der Inszenierung der gescheiterten Ehe zu Prinzessin Diana eifersüchtig und gefühlskalt erscheint. Auch im explosiven TV-Interview, in dem Prinz Harry und seine Frau Meghan den Königspalast zuletzt mit Rassismusvorwürfen eindeck- Queen Elizabeth II (sie trägt das von Rundell, Bridge & Rundell gefertigte „Diamantdiadem“) fährt in der Staatskutsche vom Buckingham Palace zum Palace of Westminster, um an der Parlamentseröffnung am 6. November 2007 in London, England, teilzunehmen. Die Staatseröffnung des Parlaments markiert den Beginn des neuen parlamentarischen Jahres, bei dem die Königin in ihrer Rede die Pläne der Regierung für die kommende Legislaturperiode darlegt.

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