Berliner Morgenpost | Dossier Europäische Königshäuser

9 EUROPÄISCHE KÖNIGSHÄUSER Unvergessen sind die Gräuel der fünfjährigen deutschen Besatzungszeit. Kronprinz Willem-Alexander, der sich die Zustimmung seines Volkes wünscht, aber für eine Hochzeit sogar das offizielle Ja der Regierung braucht, entschließt sich deshalb zu einem Interview, in dem er den Diktator in Schutz nimmt und behauptet, dieser habe von den Ver- brechen nichts gewusst. Diese Sätze haben allerdings den gegenteiligen Effekt: Máxima und ihm selbst schlägt teil- weise offene Ablehnung entgegen. Erstaunlicherweise gibt die damals noch amtierende Kö- nigin Beatrix der Verbindung trotzdem ihren Segen. Viel- leicht, weil sie sich als junge Frau in einer ähnlichen Situation befand, als sie den deutschen Diplomaten Claus von Amsberg heiraten wollte, der als Junge der Hitlerjugend beigetreten war. Vielleicht hat sie auch das Poten- zial von Máxima erkannt, die Herzen zu öffnen, was ihr selbst und ihrem Sohn Willem, dem künftigen König, nie so recht gelingen will. Auch das Parlament stimmt zu – nur müssen Máximas Eltern den Feierlichkeiten fernbleiben. Nach der Hochzeit im Februar 2002 startet Máxima, ohne sich groß anzustrengen, eine Charme-Offensive. Sie ist ein- fach nur Máxima. Es beginnt mit einem Fernsehinterview, in dem es noch mal um die katastrophalen Aussagen ihres Mannes zu Diktator Videla geht. Máxima, die inzwischen fließend niederländisch spricht, kommentiert das schein- bar spontan mit: „Hij was een beetje dom“ – „Er war ein bisschen dumm.“ Damit ist alles gesagt, auf der nachfol- genden Reise des Thronfolger-Paares durchs Land steht er meist etwas steif abseits, während sie überall gefeiert wird und ihr strahlendes Lachen wirken lässt. Mit den Jahren hat sich Willem-Alexander, im April 2013 als König vereidigt, bei ihr einiges abgeguckt, er wirkt lo- ckerer und überlässt ihr die Bühne, soweit das Protokoll das zulässt. Heute ist Máxima ist das beliebteste Mitglied der Königsfamilie und in Europa eine der beliebtesten Royals überhaupt. Ihre Auftritte sind meist ein modisches Statement, doch sie ist weit mehr als königliche Staffage: Nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften hat sie für mehrere Banken gearbeitet, im Jahre 2009 wurde sie UN-Sonder- botschafterin für Finanzentwick- lungshilfe und kämpft seitdem u. a. darum, dass Kleinstunternehmer, vor allem Frauen, Kredite bekommen, um sich etwas auf- zubauen. In dieser Funktion reist sie auch regelmäßig zu Sitzungen der Weltbank. Eine Arbeit, über die sie oft mit ihren Töchtern spricht. Kronprinzessin Catharina-Amalia (*2003), Alexia (*2005) und Ariane (*2007) sind mittlerweile fast erwachsen. Máxi- ma hofft, dass sie die drei inspirieren kann, wie sie in einem Interview sagte. Ihr selbst ist es wichtig, nicht nur etwas für die Niederlande zu tun, ihre neue Heimat, sondern auch für die Welt. MÁXIMA HAT DIE GABE, NÄHE AUFZUBAUEN – EGAL, MIT WEM SIE SPRICHT. UND IHR LACHEN IST LEGENDÄR Willkommen zu Hause! Willem-Alexander und Máxima begrüßen im August 2021 die Medaillengewinner des Olympia- Teams im königlichen Palast Noordeinde in Den Haag. Die Nationalfarbe Orange (niederländisch: oranje) ist eine Verbeu- gung vor dem Königshaus Oranje-Nassau.

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