13 BERLIN MIT DEM RAD „Nur mal schnell für eine Minute zum Bäcker rein – da wird schon nichts passieren.“ Gedanken wie diesen hatte wohl jeder schon einmal, während er den Schlüssel zum Fahrradschloss in der Tasche stecken ließ. Nicht selten folgt dann die böse Überraschung. Denn Fahrraddiebe nutzen jede Gelegenheit, die sich ihnen bietet. Und kaum eine ist verlockender als ein nicht angeschlossenes Fahrrad, das fernab der Blicke seines Besitzers an einer Hauswand lehnt. Springt der Dieb auf und fährt weg, holt man ihn zu Fuß kaum wieder ein. Daher gilt grundsätzlich, das Rad immer und überall zu sichern, wo man es aus den Augen lassen muss – selbst wenn es nur wenige Minuten sind. Zwar gebe es keine absolute Sicherheit, sagt Roland Huhn, Experte für den Schutz vor Fahrraddiebstahl beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Schließlich könne man mit dem passenden Werkzeug auch Tresore aufschneiden. „Aber Schlösser machen es den Dieben schwer, denn sie kosten Zeit.“ Zum Schneidbrenner oder Trennschleifer würde ein Krimineller in der Öffentlichkeit kaum greifen. Daher empfiehlt sich auch, das Rad möglichst sichtbar und nicht in dunklen Ecken abzustellen. Voraussetzung ist allerdings, dass das Rad nicht bloß ab-, sondern auch irgendwo angeschlossen ist. Andernfalls kann es leicht weggetragen oder auf einen Transporter aufgeladen werden, sodass der Dieb das Schloss in der heimischen Werkstatt in aller Ruhe außerhalb der Augen der Öffentlichkeit knacken kann. Huhn weist darauf hin, dass man es an einen fest mit dem Boden verankerten Gegenstand wie einen Fahrradständer oder eine Laterne ketten sollte. „Superteures Schloss und dann am Maschendrahtzaun angeschlossen – da lacht der Dieb nur drüber“, so der ADFC-Experte. Schloss sollte zehn Prozent des Fahrrad-Neupreises kosten Wer beim Fahrradschloss zu sehr auf den Preis und weniger auf Qualität achtet, ist meist schlecht beraten. „Günstige Schnäppchen können sich rächen“, heißt es von der Berliner Polizei. „Nicht jedes stabil und wehrhaft wirkende Schloss ist auch tatsächlich geeignet.“ Die Polizei verweist dabei auf die Empfehlungen des „VdS Schadensverhütung“ – dem zum Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft gehörenden „Verband der Sachversicherer“. Demnach muss ein gutes und vor allem passendes Schloss kein Vermögen kosten. Als Faustregel empfiehlt der VdS, zwischen fünf und zehn Prozent des Preises auszugeben, den das Rad in neuwertigem Zustand kostet. ADFCExperte Huhn schränkt jedoch ein: Bei einem gebrauchten Fahrrad für 100 Euro wären fünf bis zehn Euro sicherlich zu wenig. „Und für ein Pedelec für 3000 Euro bekommt man schlicht kein Schloss, das 300 Euro kostet. Hier empfehlen sich dann vielleicht zwei.“ Von Philipp Siebert Der Preis allein sagt jedoch nicht unbedingt alles über die Qualität hinsichtlich von Funktionssicherheit, Zuverlässigkeit und Witterungsbeständigkeit aus. Orientierungshilfe bieten dabei unabhängige Prüfungen. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes (ProPK) empfiehlt neben den Tests der VdS die der Stiftung Warentest, die regelmäßig durchgeführt und veröffentlicht werden. Neben geprüfter Qualität sollte man auf massive Schließsysteme und das Material achten – bestenfalls durchgehärteten Spezialstahl. Von Spiral-, Kabel- oder Panzerkabelschlössern sollte man eher die Finger lassen, sagt ADFC-Experte Huhn. „Diese ganz flexiblen Schlösser bieten in der Regel nicht ausreichend Sicherheit und taugen bestenfalls dazu, etwa das Vorderrad extra zu sichern.“ Besser seien Bügel- und Kettenschlösser. „Auch dicke Faltschlösser sind in der Regel relativ sicher, die Gelenke können jedoch Schwachstellen sein.“ Klar sei, je weniger flexibel das Schloss, umso höher die Sicherheit, so Huhn weiter. „Das Leben steckt halt voller Kompromisse.“ Bereits länger gibt es Alarmanlagen auch für Fahrräder, die zumeist bei Bewegung auslösen. Sie nützen jedoch nur bedingt – vor allem dann, wenn man nicht in der Nähe ist. Sinnvoller ist in diesem Zusammenhang ein GPSTracker, der sich leicht am Rücklicht oder beim Pedelec unter der Motorabdeckung verstecken lässt. Das verhindert zwar nicht den Diebstahl, erleichtert aber das Wiederfinden. Die Polizei empfiehlt darüber hinaus, sich in jedem Fall die Rahmennummer zu notieren oder abzufotografieren. Bei einem neuen Rad steht sie meist auch auf der Rechnung, die man in jedem Fall aufheben sollte. Foto: iStock Der Experte sagt: „Von Spiral-, Kabel- oder Panzerkabelschlössern sollte man eher die Finger lassen. Je weniger flexibel das Schloss, umso höher die Sicherheit.“
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