NRZ | Dossier | Nachhaltig leben

12 Text: Jennifer Schumacher Bochum-Wattenscheid Liegt in zentraler Lage eine Fläche brach, weckt das oft Begehrlichkeiten – meist sind die Träume aus Stein. Nicht so in Wattenscheid, wo seit einigen Jahren das rund 2000 Quadratmeter große Gelände des früheren Betriebshofs in einen Dornröschenschlaf gefallen ist. Nachbarin Özlem Agildere und viele Unterstützerinnen wollen das gern ändern: Mit einem so genannten Tiny Forest – einem kleinen Wald, der in vergleichsweise kurzer Zeit hochgezogen werden kann. Im Internet war der Journalistin ein Fachartikel zu den Mini-Wäldern aufgefallen, die ihren Ursprung in Japan haben. Der Ökologe Akira Miyawaki war der erste, der die verdichteten Stadtwälder in den 70er-Jahren pflanzte. Da die Fläche so klein ist und die Setzlinge dicht an dicht ins Erdreich gebracht werden, können MiyawakiWälder durch den natürlichen Konkurrenzkampf ums Licht zehnmal schneller wachsen als herkömmliche Wälder. Özlem Agildere fand mit ihrer Idee schnell Anklang. „Die Fläche gehört offiziell zum benachbarten Stadtgarten, der bei den zurückliegenden Stürmen und durch Krankheiten viel alten Baumbestand verloren hat“, erklärt Agildere, die mit ihrem Hund täglich auf den Wegen unterwegs ist. Speziell die innerstädtischen Lagen im Ruhrgebiet seien oft so verdichtet, dass man um kleinere Lösungen gar nicht umhin komme, glaubt auch Kay Thörmer. Er macht sich nicht nur für einen „Tiny Forest“ in Wattenscheid, sondern auch für eine Renaturierung der früheren Zeche Blumenthal in Herne stark. „Jeder freie Platz im Ruhrgebiet wird bebaut. Wenn wir unsere Städte in Zeiten des Klimawandels weiter lebenswert erhalten wollen, müssen wir uns dringend über kreative Lösungen Gedanken machen“, sagt Thörmer. In Bochum, wo es sogar eine eigene Stabsstelle Klima und Nachhaltigkeit gibt, kommt die Idee zum Tiny Forest gut an. Dabei will die Stadt nicht die geAuf dem ehemaligen Betriebshof in Wattenscheid soll ein Tiny Forest entstehen. MIT WENIG GRÜN VIEL BEWIRKEN Grafik: Pascal Behning / Ben Bednarz funkegrafik nrw; funkegrafik nrw / Zentrale, WAZ Mini-Wälder und kleine Parks sollen das Stadtklima verbessern. Im Ruhrgebiet sind mehrere Projekte geplant Bochum soll bis 2035 klimaneutral werden, da muss man auch mal anfangen. Oliver Buschmann, stv. Bürgermeister Wattenscheid (Grüne) NACHHALTIGKEIT

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