NRZ | Dossier | Nachhaltig leben

4 Foto: XX Text: Christopher Onkelbach Man sollte niemals mehr Bäume fällen als im gleichen Zeitraum nachwachsen können. Mit dieser simplen Regel formulierte der sächsische Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhundert erstmals den Gedanken der Nachhaltigkeit. In seiner Schrift „Sylvicultura Oeconomica“ stellte er anno 1713 eine einfache Nachhaltigkeitsregel auf: Immer nur so viel Holz schlagen, wie nachwachsen kann. Damit schuf er die Blaupause für ein sich selbst erhaltendes Wirtschaftssystem nach der Maxime, das Naturkapital zu nutzen und zugleich zu erhalten. Der Oberberghauptmann sorgte sich um ausreichend Nachschub für Grubenholz. Was in der Forstwirtschaft seinen Anfang nahm, gilt seither als Maxime in vielen Wirtschafts- und Gesellschaftsbereichen. Die Grundidee: Ein System ist dann nachhaltig, wenn es langfristig überlebt, ohne sich selbst zu schaden oder gar zu zerstören. Der Begriff machte Karriere, wurde zum Megathema in der Wissenschaft, gehört heute in jede Rede über die Zukunft unserer Gesellschaft und in jedes Vorstandsmeeting. Er dient Politikern als Schlagwort und hilft Herstellern bei der Vermarktung ihrer Produkte – von Strom über Mode bis zum Shampoo. Wie kam es dazu? Die Grenzen des Wachstums Nach dem Zweiten Weltkrieg wich die Freude über Wirtschaftswunder und wachsenden Wohlstand nach und nach der Ernüchterung über die massiven Umweltzerstörungen, die diese Entwicklung mit sich brachte. Waldsterben, Wasserverschmutzung, saurer Regen und Smog ließen die Erkenntnis wachsen, dass der Ressourcenverbrauch ganz und gar nicht nachhaltig war. Das System war dabei, sich selbst aufzufressen. Die UN-Umweltschutzkonferenz von Stockholm im Jahr 1972 weckte die Hoffnung, dass die internationale Politik das Problem in den Blick nahm. Es war die erste weltweite Umweltkonferenz und gilt heute als Beginn einer internationalen Umweltschutzpolitik. Vielleicht war es kein Zufall, dass im gleichen Jahr ein junger Wissenschaftler im Auftrag des „Club of Rome“ Der Planet Erde aus dem Weltall bei Nacht DIE ERDE – DER ERSCHÖPFTE PLANET Foto: Getty Images/iStockphoto NACHHALTIGKEIT

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