8 Foto: XX Text: Annika Fischer Der Kampf gegen den Klimawandel geht fleischlos, auf dem Fahrrad, mit Windkraft – aber er geht nicht nackt. Nur was bitte, haben Klamotten mit dem Klima zu tun? Ein Projekt der Evangelischen Kirche von Westfalen will jungen Menschen die Augen öffnen, und eine Tür: „Exit Fast Fashion“ zeigt ihnen einen Ausgang aus dem Kreislauf von Billig Kaufen, Wenig Tragen, Schnell Wegschmeißen. Und „Fast Fashion“ kommt dabei nicht von „fast schön“. In der linken Ecke des Gemeinderaums wird es eng. Hier sollen sich alle Konfirmanden versammeln, denen Mode „wichtig“ ist, die auf „Style und Aussehen“ achten. Vor allem die Mädchen stehen sich hier auf den Füßen, nur vier Jungen haben sich zielstrebig zu „nicht wichtig“ aufgemacht (es sind dieselben, die später geschlossen für „Kleidung muss bequem sein“ und „Ich achte auf den Preis“ stehen). Ansonsten: lauter 13-Jährige auf einem Fleck, lange Haare, Jeans bis über den Bauchnabel, riesige Pullover, Turnschuhe – der Trend der letzten Woche. Oder der vorletzten. Eine Jeans reist mehr als 50.000 Kilometer um die Welt Denn das wird die Sozialarbeiterin Miriam Albrecht aus Essen ihnen gleich erzählen: dass die Konzerne heute 24 Kollektionen im Jahr auf den Markt schmeißen, manchmal sogar über 50. Nicht mehr vier wie in Omas Zeiten des Katalogs. Dass jeder Deutsche im Schnitt 95 Kleidungsstücke im Schrank hat, bis zu 60 neue im Jahr, wovon er fünf niemals trägt. Vom Entwurf bis zur Ankunft im Laden, sagt die 24-Jährige, vergehen kaum mehr fünf Wochen, qualitativ komme da nicht viel Gutes bei heraus: „Je schneller kaputt, desto schneller was Neues.“ Extrem schnelllebig sei die Modewelt, „Fast Fashion“ heißt ja nichts anderes: „schnelle Mode“. Und viele Jugendlichen rennen mit. Sie müssen. Weil die Dinge eben angesagt sind, weil die „Peergroup“ sie sonst ausschließt, weil sie nicht mehr dazugehören, wenn sie nicht das NeuEine Gruppe Konfirmanden nimmt in Ennepetal an einem Kurs zum Thema Exit Fast Fashion teil. „EXIT FAST FASHION“: JUGENDLICHE RAUS AUS DEM SHOPPING-WAHN Foto: Ralf Rottmann/ Funke Foto Services NACHHALTIGKEIT
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