WR | Dossier | Nachhaltig leben

15 Olesja Mouelhi-Ort, Geschäftsführerin bei der ebenfalls für Hagen zuständigen Handwerkskammer (HWK) Dortmund sche Sanierung ihres Firmengebäudes denkt derzeit nicht einmal jeder siebte Handwerker (13,4 Prozent). Noch wichtiger als die ökologische, ist den Betrieben die soziale Nachhaltigkeit: hier gaben 73 Prozent der befragten Handwerker an, aktiv oder sehr aktiv zu sein. Es geht vor allem um gute Arbeitsbedingungen und ein gutes Betriebsklima, um Fachkräfte langfristig zu binden bzw. im immer härter werdenden Kampf um guten Nachwuchs punkten zu können. Zuallererst setzen die Handwerker darauf, ihren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen (71 Prozent), 44 Prozent gaben an, ihren Beschäftigten Sport-, Bildungs- oder Kulturangebote zu unterbreiten. Unter ökonomischer Nachhaltigkeit verstehen die meisten Investitionen in Fortbildungen, Ausbildung und langfristige Investitionen in den Betrieb. Kleine Betriebe tun sich schwerer Als größtes Hemmnis für mehr Nachhaltiges gilt der Umfrage zufolge die Betriebsgröße: Zwei von drei Handwerkern gaben an, sie seien zu klein, um nachhaltiger arbeiten zu können, fehlende finanzielle Mittel gaben 46 Prozent an. Beides gehört zusammen: Vor allem kleinere Betriebe tun sich schwer mit größeren Anschaffungen, etwa von neuen Firmenwagen oder energiesparenderen Maschinen und Werkzeugen. So sei es vielen kleineren Betrieben nicht möglich, mal eben ihre Fahrzeugflotte von Diesel auf Elektro umzustellen, sagt Kammervorständin Mouelhi-Ort. Schon gar nicht, wenn sie erst vor wenigen Jahren die alten Diesel durch modernere ersetzt haben, um der Feinstaub-Problematik aus dem Weg zu gehen. Dass nachhaltiges Arbeiten gerade jetzt auch viel Geld sparen kann, zeigt Jochen Schneider in seinem Wittener Elektrotechnik-Betrieb, wo die Kammer ihre Herbstumfrage präsentierte. Ein neues, digital gesteuertes Fehlermanagement ermögliche es seiner Firma, „deutlich produktiver zu arbeiten, die Fehlerkosten erheblich zu reduzieren“, sagt Schneider. Denn die sind oft sehr hoch, im Durchschnitt liege der Anteil der Fehlerkosten bei 15,4 Prozent. Weniger Fehler bedeuten auch weniger Materialeinsatz und dadurch niedrigere Kosten. „Wie wichtig dieses ist und in der Zukunft sein wird, zeigt uns gerade die aktuelle Entwicklung der Preise und der Verfügbarkeit von Rohstoffen und Vorprodukten“, betont der Elektrotechniker. Der weltweite Mangel an Chips, Holz und Metallteilen hat die Beschaffungspreise in diesem Jahr explodieren lassen. „Bei Förderprogrammen blickt keiner durch“ Viel Luft nach oben gibt es im Handwerk noch beim Ausschöpfen vorhandener Fördertöpfe für nachhaltiges Bauen. Zu kompliziert, zu zeitraubend, zu unübersichtlich, findet auch Jochen Schneider. „Als kleines Unternehmen können Sie Förderanträge gar nicht ohne externe Hilfe bewältigen“, sagt er, „es gibt keine Stelle, die bei allen Programmen durchblickt, auch die Kammer nicht“. Und weil ein Förderbescheid viele Monate auf sich warten lasse und man vorher nicht anfangen dürfe, stellten viele Betriebe erst gar keinen Antrag. Diesen Wink hat die Kammer verstanden, HWK-Präsident Berthold Schröder erklärte, die Aufgabe der Kammern bei der Förderberatung werde immer wichtiger, mit den häufigen Änderungen aber auch anspruchsvoller. Er wünscht sich „mehr Konstanz“ in den Programmen. HWK-Geschäftsführerin Olesja Mouelhi-Ort verspricht: „Wir werden unseren Mitgliedern stärker als bisher passgenaue Beratungsangebote unterbreiten und geeignete Fördermöglichkeiten aufzeigen.“ Dabei wolle die Kammer gezielt junge Handwerker einbeziehen, denn: „Sie sind die Generation von morgen, der wir unsere Systeme übergeben. Sie sollen kreativ sein und sagen, in welche Richtung es gehen muss.“ Foto: Handwerkskammer Dortmund NACHHALTIGKEIT

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