17 der 18- bis 25-Jährigen bezeichnen sich als Flexitarier. Sie verzichten nicht auf Fleisch, reduzieren aber den Konsum. Fleischersatzprodukte, so der Ernährungsreport, sind vor allem bei Jüngeren und in Großstädten beliebt. Fleisch und Tierprodukte treiben Klimawandel an Angesichts des Klimawandels komme eigentlich niemand darum herum, die eigene Ernährung zu überdenken, findet Melanie Speck, Hauptautorin eines „Zukunftsimpulses“ des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie. In dem Strategiepapier geht es um nachhaltige Ernährungssysteme und Konsummuster. Viel Fleisch und tierische Produkte zu essen, so Speck, wirke sich negativ aufs Klima aus. Was negativ bedeutet, zeigen diverse Studien. Die weltweite Lebensmittelproduktion, so die Untersuchung eines internationalen Forscherteams um Atula Jain von der University of Illinois (USA), verursacht mehr als ein Drittel des Ausstoßes von Treibhausgasen. Die Herstellung tierischer Lebensmittel ist demnach für fast doppelt so viele Emissionen verantwortlich wie die Produktion pflanzlicher Lebensmittel. In Deutschland, so die Umweltstiftung WWF, verursacht die Ernährung jedes Jahr fast 210 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente – das sind mehr als die Emissionen des Verkehrssektors 2018. Die Äquivalente sind eine Maßeinheit, die die Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase vereinheitlichen. Fleischersatz senkt Klimaemissionen Darüber hinaus ist die Fleischproduktion verantwortlich für einen enormen Flächenverbrauch. Einer WWF-Studie zufolge wird allein für den Bedarf an Nahrungsmitteln in Deutschland eine landwirtschaftliche Fläche von 16,6 Millionen Hektar vor Ort und in anderen Regionen der Welt benötigt. Der mit Abstand größte Teil davon geht mit 75 Prozent auf das Konto der Produktion tierischer Lebensmittel inklusive Futteranbau. Eine Umstellung der Ernährung, weg von tierischen Produkten hin zum Konsum von mehr pflanzlichen Lebensmitteln, hätte nach Einschätzung von Umweltbundesamt (UBA) und WWF starke Klimaeffekte: Würden alle Verbraucher in Deutschland den Fleischkonsum auf 470 Gramm pro Woche reduzieren, könnten jährlich 56 Millionen Tonnen CO 2-Äquivalente eingespart werden. Für die Produktion von einem Kilogramm Fleischersatz auf Sojabasis wird laut UBA ein Vielfaches weniger an Klimagasen produziert als für Fleisch. 2,8 Kilogramm pro Kilo statt 4,1 Kilogramm für Schweinefleisch, 4,3 für Geflügel oder 30,5 für Rindfleisch. Fleischkonsum reduzieren ist effektiv Nach Angaben der Behörde ist die Klimabilanz pflanzlicher Ersatzprodukte im Vergleich zu konventionell erzeugtem Fleisch auch deshalb besser, weil Weizen oder Soja auf direktem Weg der menschlichen Ernährung dienen können. Werden Pflanzen erst als Tierfutter genutzt, würden deutlich mehr pflanzliche Kalorien, Ackerflächen, Wasser und Energie benötigt, bis die Kalorien beim Menschen ankämen. Weniger Fleisch statt Verzicht – für den WWF und das Wuppertal Institut ein gangbarer Weg. „59 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr in Deutschland, das ist ungesund für Mensch und Planet. Wir brauchen eine Ernährungswende“, sagt Tilo Suckow, WWF-Projektmanager für Klimaschutz. „Es geht nicht darum, jede oder jeden zum Veganer zu machen, es geht um maßvollen Konsum – Sonntagsbraten statt Werktagsschnitzel“, so Suckow. Aus Sicht von Melanie Speck bedeute nachhaltige Ernährung meist eine Rückbesinnung auf das, was früher normal gewesen sei: wenig verarbeitete Produkte kaufen, weniger Fleisch essen und den Speiseplan durchdenken, um Verschwendung zu vermeiden. Ein wissenschaftlicher Ernährungsplan Die sogenannte Eat-Lancet-Kommission, bestehend aus 37 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 16 Nationen, hat 2019 einen Speiseplan vorgestellt, der die Gesundheit des Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen soll. Ausgehend von einem durchschnittlichen Energiebedarf von 2500 Kilokalorien pro Person enthält der empfohlene Speiseplan täglich durchschnittlich: 232 Gramm Vollkorngetreide, 300 Gramm Gemüse, 200 Gramm Obst, 50 Gramm Nüsse, 31 Gramm zugesetzter Zucker, 40 Gramm ungesättigte Fettsäuren und 250 Gramm Milchprodukte, aber nur 14 Gramm Rind, Lamm oder Schwein, 29 Gramm Geflügel, 13 Gramm Eier und 28 Gramm Fisch Foto: AP Photo/Francisco Seco; picture alliance / ASSOCIATED PRESS NACHHALTIGKEIT
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