WP | Dossier | A45-Brücke

2 A45-BRÜCKE KATERSTIMMUNG Liebe Leserinnen, liebe Leser! Mein Schwiegervater kann sich noch gut an die Zeit erinnern, als es die A45 noch nicht gab. Er war damals Handelsvertreter und machte sich regelmäßig von Hagen aus mit dem Pkw auf den Weg nach Hessen oder Rheinland-Pfalz. Das waren Tages-Touren. Entsprechend groß war die Freude, als Willy Brandt am 25. Oktober 1971 die Sauerlandlinie vor 1500 geladenen Gästen auf der Raststätte bei Lüdenscheid freigab. Damals flossen Sekt und Bier. Heute herrscht an gleicher Stelle Katerstimmung. Denn am 2. Dezember 2021 hat die verkehrliche Lebensader A45 ihren Infarkt erlebt. An jenem Nachmittag sperrte die Autobahngesellschaft die Talbrücke Rahmede zwischen Lüdenscheid und Lüdenscheid-Nord. Die „Königin der Autobahnen“, die einen großen Teil des europäischen Transitverkehrs bündelt, speit seither tausende Lkw und Pkw täglich im Märkischen Sauerland aus. In Lüdenscheid herrscht Chaos. Sattelschlepper zermahlen die Straßen, Anwohner kommen nicht mehr in den Schlaf, Mitarbeiter nicht mehr zu ihren Arbeitsstätten und Firmen müssen irrwitzige Transportwege und -zeiten inkauf nehmen. Der Verkehrsverband Westfalen hat ausgerechnet, dass sich die negativen Effekte dieser Sperrung in den nächsten fünf Jahren auf 1,8 Milliarden Euro addieren. Mindestens fünf Jahre soll es dauern, bis das neue Bauwerk steht. Deutsche Brücken-Bürokraten halten das für über die Maßen ambitioniert. In der betroffenen Region Südwestfalen aber, wo mehr als 150 Weltmarktführer produzieren, kann man sich mit fünf Jahren Bauzeit nicht abfinden. Genua zeige, dass so etwas auch innerhalb von zwei Jahren möglich ist – wenn man denn will. In der Tat kann man Zweifel daran bekommen, ob der Rest der Republik bereits erkannt hat, welche zerstörerischen Auswirkungen eine solche Teilsperrung mit sich bringt. Vor allem vor dem Hintergrund, dass unsere Verkehrs-Infrastruktur über Jahrzehnte vernachlässigt wurde, scheint es nur eine Frage der Zeit, wann die nächste Brücke erschöpft ist und gesperrt werden muss. Daher ist die Talbrücke Rahmede ein echtes Pilotprojekt. Hier muss gezeigt werden, dass wir in der Lage sind, Bürokratie maximal zu beschleunigen, wenn es nötig ist. Die störungsfreie Fahrt auf der A45 ist keine regionale Forderung, sondern eine Angelegenheit von nationalem Interesse. Torsten Berninghaus Stellv. Chefredakteur IMPRESSUM WP Sonderausgabe FUNKE Medien NRW GmbH | Jakob-Funke-Platz 1 | 45127 Essen | leserservice@westfalenpost.de | Tel. (+49) 800 60 60 740 Vertretungsberechtigte Geschäftsführer: Andrea Glock, Simone Kasik, Thomas Kloß, Christoph Rüth Verantwortlich für den Inhalt des Hauptheftes: Dr. Jost L bben (Chefredaktion Westfalenpost) Texte: Daniel Berg (Chefreporter Westfalenpost), Jens Helmecke, Laura Dicke, Rolf Hansmann, Martin Korte, Mike Fiebig, Laura Handke, Dana Mester, Michael Koch Fotos: Bernd Thissen, Jakob Studnar, Ralf Rottmann (Funke Foto Services), Markus Kl mper, Jochen Plate, Olaf Fuhrmann, Hans Blossey, Maja Hitij, Walter Tilgner, Dieter Menne Pressehaus Westfalenpost: Sch rmannstraße 4 | 58097 Hagen | westfalenpost@westfalenpost.de | Tel. (+49) 2331 917-0 Verantwortlich i. S. v. § 18 Abs. 2 MStV fur dieses Dossier: Dr. Jost L bben (Chefredaktion Westfalenpost) Registergericht Essen | HRB 12049 | USt-IdNr. DE291915869 Gestaltung und Umsetzung: FUNKE Redaktions Services

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