20 A45-BRÜCKE Lüdenscheid Zehntausende Fahrzeuge, die Umwege nehmen müssen. Etliche Millionen Euro, die aufgebracht werden müssen, bis die A-45-Brücke Rahmedetal in Lüdenscheid in einigen Jahren wieder befahrbar sein wird. Doch hinter diesen monströsen Zahlen stecken einzelne Menschen, die die Nachricht am Freitag voll getroffen hat, dass nun auch keine Pkw mehr über die Brücke fahren dürfen. Fünf von ihnen lassen wir zu Wort kommen. Der Pendler Freunde hatten ihm die Online-Eilmeldung unserer Zeitung per WhatsApp zugeschickt. „Ehrlich: Da hätte ich am liebsten mein Handy in die Ecke geworfen“, sagt Mazlum Özgen . „Das ist einfach eine Katastrophe.“ Jeden Tag muss der Fliesenleger von Kreuztal im Siegerland zur Arbeit nach Iserlohn fahren.Konkret bedeutet das für den 28-Jährigen: Morgens um 5.20 Uhr aufstehen statt wie sonst um 6.20 Uhr. Mazlum Özgen hatte so gehofft, dass es nur um ein paar Monate geht, dass er ab Frühjahr wieder mit dem Pkw über die dann notdürftig verstärkte Brücke würde fahren können. Doch jetzt: Jahrelang Umleitungen. Nach Lüdenscheid fährt er bis zur Sperrung auf der A45, dann weiter durch die Stadt und Altena nach Iserlohn. „Jetzt überlege ich, den Zug zu nehmen. Ich weiß nur nicht, wie zuverlässig der ist.“ Der Kurierdienst „So ein Mist“, sagt Klaus Huckschlag, als ihn die neue Hiobsbotschaft von der A45 erreicht. Der 56-Jährige betreibt in Menden einen Express-Kurierdienst mit zehn Fahrzeugen und fährt häufig ins Rhein-Main-Gebiet. „Für meine Branche ist das eine Katastrophe.“ Drei, vier Monate Umwege in Kauf zu nehmen, das sei ja noch in Ordnung. Aber nun bis zu fünf Jahre? Wenn seine Kunden anrufen, muss es meistens schnell gehen, weil zum Beispiel dringend benötigte Ersatzteile geliefert werden, weil irgendwo ein Band still steht. Nun dauert es je „DAS IST EINFACH KATASTROPHAL“ Dana Mester, Martin Korte und Michael Koch nach Ziel ein bis zwei Stunden länger. „Die Fahrer entscheiden selbst, welche Umleitungsstrecke die beste ist“, sagt Huckschlag. Nachts könne man durch Lüdenscheid fahren. „Aber nachmittags um 17 Uhr? Auf keinen Fall.“ Bisher hätten seine Kunden Verständnis – auch, dass er die Kosten für Zusatzzeit und Mehr-Kilometer an sie weitergeben muss. Der Brücken-Anlieger Markus Schmidt lebt im Ungewissen. Und dieses Gefühl ist seit Freitag nicht besser geworden. „Wir haben noch gar keine offiziellen Informationen, wie es hier unten weitergehen soll.“ Schmidt betreibt unterhalb der Rahmedetalbrücke an der Altenaer Straße in Lüdenscheid eine KfZ-Werkstatt und einen Tunig-Betrieb. „Wir arbeiten teilweise wochenlang an den Autos, die stehen dann auf dem Hof“, sagt er. „Wie soll das gehen, wenn hier jahrelang eine Baustelle mit viel Dreck ist?“ Schon Auch für Pkw bleibt die marode A-45-Brücke gesperrt. Fünf Menschen, die mit den Folgen jahrelang leben müssen 07. JANUAR 2022 Fotos: Bonsendorf/privat / WP / Menden, WP Foto: Privat / Zentrale, WP „45 bis 50 Minuten habe ich für die Strecke gebraucht, jetzt sind es eineinhalb bis zwei Stunden.“ Mazlum Özgen Pendler Markus Schmidt Klaus Huckschlag
RkJQdWJsaXNoZXIy MjExNDA4