BZV | Dossier | Abenteuer Camping

IMTEST.CAMPING 2022 20 RATGEBER meist nur vier eingetragene Sitzplätze (mit Sicherheitsgurten). Denn bei Camper wie Caravan ist während der Fahrt ein Aufenthalt im Wohnraum aus Sicherheitsgründen verboten. Vorteil Wohnmobil-Urlaub Ein Wohnmobil hat gegenüber einem Caravan aber auch unschlagbare Vorteile: Es ist deutlich kürzer und damit handlicher als ein Gespann aus Zugfahrzeug und Wohnanhänger, das oft zehn Meter oder mehr misst (erlaubt ist in Deutschland eine Gespannlänge von bis zu 18 Metern). Innenstädte, Serpentinenstraßen undAlpenpässe können damit zur Nervenprobe werden. Überdies gilt für Wohnwagengespanne, je nach technischer Ausrüstung, ein Tempolimit von 80 km/h oder 100 km/h. Für Wohnmobile mit einem zulässigen Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen gibt es hingegen keine spezielle Tempobegrenzung – manche Camper-Vans auf Transporterbasis wie etwa Fiat Ducato oder Mercedes Sprinter fahren sogar über 200 km/h. Außerdem eignen sich Reisemobile besser zum spontanen, völlig autarken Übernachten, auch unabhängig von Campingplätzen. Zum „Wildcamping“ gibt es übrigens europaweit sehr unterschiedliche Regelungen: So darf man in Skandinavien, Schottland, Rumänien, Lettland, Estland, Litauen grundsätzlich auf öffentlichem Grund campieren, wohingegen das in Deutschland abseits von Campingplätzen oder ausgewiesenen Wohnmobil-Stellplätzen untersagt ist. Eine Ausnahme gibt es aber: Die einmalige Übernachtung an einem Ort „zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit“ ist hierzulande erlaubt. Die Behörden gehen dabei von einem Zeitraum von bis zu zehn Stunden aus, und es dürfen keine Campingmöbel oder Ähnliches außerhalb des Fahrzeugs aufgestellt werden, wodurch die Übernachtung Camping-Charakter bekäme. Und freilich ist diese Ausnahmeregelung nicht dazu gedacht, sich mit dem Reisemobil ein nettes Plätzchen zu suchen und dann die Fahruntüchtigkeit durch engagierten Alkoholgenuss absichtlich selbst herbeizuführen – das wäre ja auch zu schön. Das richtige Mobil für jeden Einsatz Für alle, die die Welt umrunden möchten, scheidet ein Wohnanhänger alleine schon wegen seiner mangelnden Schlechtwegetauglichkeit aus. Wer die Sahara durchqueren will, braucht vielmehr einen Camper mit hoher Bodenfreiheit und Allradantrieb, wie sie Spezialisten, beispielsweise Bushcamper, Iglhaut oder Bimobil, anbieten. Unterm Strich entscheidet also der Einsatzzweck, ob ein Wohnwagen oder Wohnmobil das Richtige ist. Fest steht immer, dass das Wohnmobil die teurere Lösung ist, da es ja meist zusätzlich zum AlltagsPKW angeschafft wird. Es sei denn, man beschränkt sich auf VW-Bus-Format oder maximal Lieferwagen-/Van-Größe, womit das Reisemobil auch im Alltag verwendet werden kann und nicht die längste Zeit des Jahres nur herumsteht und eventuell Stellplatzmiete verschlingt. Riesige Vielfalt neuer Camper-Modelle Zu den kompakten Reisemobilen, die das Alltagsauto ersetzen können, zählen beispielsweise Pick-ups mit aufgesetzter Wohnkabine. Für den Alltagseinsatz kann die Wohnkabine abgenommen werden und das Fahrzeug als normaler Pick-up genutzt werden. Solche Pick-up-Kabinen für Ford Ranger, VW Amarok, Toyota Hilux, Nissan Navara, Mitsubishi L200 oder Isuzu D-MAX gibt es unter anderem von Nordstar, Moser oder PickUpBack. Manch einer dieser robusten, allradgetriebenen Pick-ups mit Wohnkabine hat schon die ganze Welt gesehen. Eine Konfektionsgröße über den bereits erwähnten Minicampern der „VW-Caddy-Klasse“ erfreuen sich die Campingbusse auf Basis kompakter Kastenwagen à la Opel Vivaro, Toyota Proace, Citroen Spacetourer, Peugeot Expert und Fiat Talento zunehmender Beliebtheit. Sie bieten akzeptable Platzverhältnisse für das Camping zu zweit, auch weil man in ihnen meistens (dankAufstelldach) immerhin schon stehen kann. Im Fall des gut ausgestatteten Pössl Campster auf Basis des Citroen Spacetourer ist man hier mit 45.000 Euro dabei, Reisemobile auf der beliebten VW-Bus-T6-Basis können schnell das Doppelte kosten. Ganz klassisch hingegen ist das Alkoven-Reisemobil mit (zusätzlichen) Schlafplätzen über dem Fahrerhaus. Es ist der Inbegriff des Campers – das, was jedem vorm geistige Auge erscheint, wenn der Begriff Wohnmobil fällt. Bezeichnenderweise zeigt auch das Schild, das Wohnmobilparkplätze ausweist, ein Alkoven-Modell. Der Alkoven über der Fahrerkabine bietet einen separaten großen Schlafbereich, ohne dass erst die Hecksitzgruppe zum Bett Am Straßenrand anhalten, Gardinen zuziehen und ein schnelles Mittagsschläfchen halten – auch das ist einer der Vorteile beim Wohnmobil-Urlaub. Auch und gerade in den USA beliebt: Pick-up mit Wohnkabine. Wohnmobil mit Alkoven. Vorteil: separater Schlafbereich über dem Fahrerhaus. Fotos: Getty Images, Pexels: Magda Ehlers, Kampus Production

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