Harz Kurier | Dossier | Abenteuer Camping

IMTEST.CAMPING 2022 21 RATGEBER umgebaut werden muss. Äußerst praktisch für Familien mit Kindern, die man zu Bett schicken kann, während die Eltern im hinteren Sitzbereich noch etwas entspannen können. Die familienfreundlichen Alkoven-Wohnmobile sind besonders beliebt in der Klasse bis 3,5 Tonnen, da sie auch mit dem heutigen Führerschein der Klasse B bewegt werden dürfen. Wohnwagen-Erfinder Dethleffs bietet beispielsweise Alkoven-Camper in Längen von 6,5 bis 8,6 Meter und von 3,49 Tonnen zulässiger Gesamtmasse bis zum dreiachsigen Fünftonner zu Grundpreisen zwischen gut 58.000 und knapp 81.000 Euro. Alles in einemMobil Konventionelle teilintegrierte Wohnmobile verzichten auf einen Alkoven, nutzen aber ebenfalls eine Kastenwagenbasis à la Fiat Ducato oder Ford Transit. Der Großserien-Triebkopf (Fahrerhaus, Motor, Vorderachse) hält die Kosten im Rahmen, hat sich zigtausendfach bewährt, verfügt über eine solide Crashsicherheit und sorgt für ein vergleichsweise gutes, handliches Fahrverhalten. In Sachen Raumaufteilung ist so ziemlich alles möglich: So bekommt man beispielsweise bei der Firma Forster Reisemobile Teilintegrierte wahlweise mit Doppelbett im Heck, Einzelbetten, Seitenbett oder gar Hubbett bei Außenlängen des Reisemobils von 5,99 Meter bis 7,45 Meter. Die Preise starten hier bei 54.800 Euro. Ein vollintegriertes Wohnmobil trägt seinen Namen aufgrund dessen, dass sein Fahrerhaus vollständig in die Wohnkabine integriert ist. Der Fahrer sitzt also nicht in einem vergleichsweise engen LieferwagenCockpit, sondern in einer breiten, offenen „Wohnlandschaft mit Lenkrad“. Damit liegt das Vollintegrierte in Sachen Raumausnutzung vorn, kostet aber auch mehr als ein Teilintegriertes mit „Transporternase“. Bei der Traditionsmarke Knaus starten Vollintegrierte bei 71.000 Euro, überspringen aber auch schnell die 100.000-Euro-Marke. Platz da, hier komme ich! Jetzt kommt es ganz dick: Reisemobile auf LKW-Fahrgestellen eröffnen ganz neue Dimensionen, was Größe und Gewicht betrifft. Genau darin liegt auch meist das Problem: Schnell beträgt ihr zulässiges Gesamtgewicht mehr als 7,5 Tonnen, womit ein LKWFührerschein erforderlich ist, selbst wenn man noch die alte Klasse-3-Fahrerlaubnis besitzt. Beliebte Basis-Fahrzeuge sind ehemalige Militär-, THW- oder Feuerfahrzeuge, die mit einer Wohnkabine oder einem umgebauten „Funkkoffer“ der Bundeswehr versehen werden. In der Regel allradgetrieben, handelt es sich bei dieser Gattung eher um Expeditionsfahrzeuge für Abenteurer, die es nicht eilig haben und auf Komfort pfeifen, aber um jeden Preis durchkommen wollen. Was sie in aller Regel auch schaffen. Um maximalen Platz geht es hingegen bei Wohnbussen auf Omnibus-Basis, für die ebenfalls gerne ausgemusterte Behördenfahrzeuge umgebaut werden. Auch hier reicht meist der PKW-Führerschein nicht aus. Wie bei den Luxusmodellen, den in den USA unter der Bezeichnung „Nightliner“ populär gewordenen Reisebussen, die mit Betten, Küche, Dusche/WC, luxuriösen Wohnzimmerlandschaften und jeder Menge Unterhaltungselektronik Musikbands auf Tourneen von Ort zu Ort brachten – in der Regel nachts, daher der Name. Aus diesem Konzept ist die heutige Top-Liga der Wohnmobile hervorgegangen, die mit seitlichen Slide-outs (ausfahrbare Erker), Whirlpool oder auch Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach keine Wünsche mehr offen lässt. So eine rollende Luxus-Villa mit PKW- Garage kostet im Fall des 12 Meter langen Vario Mobil Signature 1200 knapp 800.000 Euro – ohne Sonderwünsche, versteht sich. Weitere Anbieter im Top-Segment sind zum Beispiel Morelo oder Volkner Mobil. Der Gebrauchtmarkt Die gestiegene Nachfrage im Zuge der Pandemie wie auch durch Rohstoffmangel und Chipkrise verursachte Lieferverzögerungen der Hersteller haben zu deutlich gestiegenen Gebrauchtpreisen geführt. Brauchbare Wohnmobile mit TÜV, die genug Platz für zwei Erwachsene und zwei Kinder bieten, starten in den einschlägigen Internetbörsen bei circa 15.000 Euro. Hierbei handelt es sich dann entweder um Kastenwagen oder Teilintegrierte (zum Teil mit Alkoven) älteren Baujahrs und mit lahmen Saugdieselmotoren und höheren Kilometerleistungen. Frische Modelle mit flotten Turbodieseln und geringer Laufleistung kosten das Doppelte. Camper kaufen? Oder besser mieten? Ob neu oder gebraucht – vor dem Kauf empfiehlt es sich, erste Erfahrungen in einem gemieteten Reisemobil zu sammeln. Vielleicht stellt sich ja heraus, dass diese Art des Urlaubs doch nicht das Richtige ist. Zudem merkt man schnell, wie groß das individuelle Wohnmobil sein sollte. Und: Auch viele Profi-Camper nutzen lieber immer mal wieder gemietete Reisemobile, da ein eigenes die meiste Zeit des Jahres nur nutzlos herumstehen, Platz benötigen und Kosten verursachen würde. FAZIT Die große Freiheit im Wohnmobil ist emotional unbezahlbar – viele große Modelle aber leider oftmals auch. Doch Reisemobile gibt es in allen Größen und für beinahe alle Einsätze. Kleine Campingmobile für zwei Personen sind etwa ab rund 35.000 Euro zu haben. Wem das immer noch zu teuer ist, der findet gute Gebrauchte für vier Personen ab 15.000 Euro. Zumindest für das „erste Mal“ sollte man sich sein Wohnmobil aber mieten! Vollintegriertes Reisemobil (wie der VAN I von Knaus). Beste Raumausnutzung auch im Fahrerhaus. Wenn Geld keine Rolle spielt: Luxus-Wohnmobil auf Omnibus-Basis – wie das Modell Performance Perfection von Volkner Mobil – die sogar einen Kleinwagen für Spritztouren aufnehmen können. Fotos: Hersteller

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