Thüringer Allgemeine | Dossier | Abenteuer Camping

IMTEST.CAMPING 2022 14 RATGEBER flüge unternimmt, kann als Caravaner auf seinen Pkw zugreifen und einfach losfahren. Weiterer Vorteil: Wenn es sich beim Zugfahrzeug um einen Van oder Bus handelt, kann man zu siebt oder acht auf Reisen gehen (Wohnanhänger mit entsprechend vielen Schlafplätzen gibt es durchaus, alternativ wird im Zelt übernachtet). Ein Wohnmobil hingegen bietet meist nur vier zugelassene Sitzplätze (mit Sicherheitsgurten). Denn bei Camper wie Caravan ist während der Fahrt ein Aufenthalt im Wohnraum aus Sicherheitsgründen verboten. Wohnmobilisten müssen erst einmal das Geschirr in den Schrank räumen, die Markise einrollen, das Stromkabel abziehen – und sind danach mit einem wesentlich unhandlicheren Gefährt zum Tagesausflug unterwegs. Alternativ müssen sie auf fremde Verkehrsmittel zugreifen. Alternativ genügen für kurze Ausflüge aber auch mitgebrachte Zweiräder. PARK AND RIDE: WOHNMOBILE IM VORTEIL Wer mit dem Wohnmobil reist, braucht nicht unbedingt einen Campingplatz zum Übernachten. Die Stromversorgung an Bord und Rund 100.000 Camping-Gefährte werden pro Jahr in Deuts�- land gekauft. Drei Viertel davon sind Wohnmobile („Camper“), ein Viertel Wohnwagen („Caravon“). Die Beweggründe für die jeweilige Ents�eidung nennt die Statistik ni�t. Das Rentnerehepaar, das jedes Jahr monatelang auf A�se ist und häufig den Standort we�selt, hat andere Ansprü�e an sein Camping-Fahrzeug als die fünfköpfige Familie, die ihren Jahresurlaub vier Wo�en lang auf einem einzigen Campingplatz verbringt, oder die Surfer-Jungs, die jeden Freitagabend mit ihren Campingbussen ins Wo�enende starten. Viele Camper wollen um keinen Preis der Welt mit einemAnhänger hinter ihrem Auto fahren, obwohl für sie objektiv gesehen der Wohnwagen die bessere Wahl wäre. Alles eine Frage der Einstellung, der Urlaubsgewohnheiten, der verfügbaren Zeit. Und natürli� des Preises. DIE PREISFRAGE: WOHNWAGEN SIND VIEL GÜNSTIGER Ob neu oder gebraucht, spielt keine Rolle: Wohnwagen sind bei vergleichbarer Wohnfläche erheblich günstiger in der Anschaffung als Wohnmobile. Logisch, ein Anhänger hat ja auch keinen Motor, kein Getriebe und all die anderen teuren Bauteile, die ein Fahrzeug zur selbstständigen Fortbewegung braucht. Neben dem Kaufpreis gilt das auch für die Unterhaltskosten: Wohnwagen kosten weniger oder gar keine Kfz-Steuer (nur wenn sie bewegt werden, sind es maximal 373 Euro im Jahr), weniger Versicherungsprämie, sie brauchen keinen Ölwechsel und keine teuren Inspektionen in der Werkstatt. Im Vergleich ist das Wohnmobil bis dreimal so teuer wie ein Wohnwagen mit gleicher Wohnfläche. Zum Beispiel kostet ein Wohnwagen mit sieben Metern Gesamtlänge rund 25.000 Euro, ein Wohnmobil mit der gleichen Gesamtlänge nicht weniger als 60.000 Euro. Die zur Verfügung stehende Wohnfläche ist in beiden Fällen etwa gleich, sofern man die Drehsitze im Wohnmobil-Cockpit einbezieht. Etwas anders sieht die Rechnung bei Campingbussen aus, die gleichzeitig auch als Alltagsauto dienen können. Wer mit dem knappen Platz in der VW-Bus-Klasse klarkommt, braucht nicht extra einen Wohnwagen für Urlaubsreisen anzuschaffen. Dennoch verliert auch hier das Wohnmobil den Kostenvergleich. Ein Beispiel: Für die 75.000 Euro, die ein VW California Ocean neu kostet, bekommt man, um bei der Marke zu bleiben, auch einen gut ausgestatteten VW Tiguan für 40.000 Euro als Alltagsauto, dazu einen kompakten Wohnwagen für 20.000 Euro. In der Endabrechnung bleiben so bis zu 15.000 Euro in der Urlaubskasse. VOLLER EINSATZ: JEDES WOCHENENDE ODER NUR EINMAL IM JAHR? Die Familie mit Kindern, die ihre Sommerferien auf einem einzigen Campingplatz verbringt und das restliche Jahr keinen Campingurlaub mehr macht, braucht kein Wohnmobil. Das wäre rausgeworfenes Geld. Hier ist der Wohnwagen die bessere Lösung. Wer hingegen häufig den Standort wechselt und alle paar Tage ein neues Reiseziel ansteuert, reist mit dem Wohnmobil bequemer. Denn Wohnwagen sind in erster Line einmal umständlicher in der Handhabung: Das Einparken und Manövrieren auf dem Campingplatz, das Ein- und Ausfahren der Stützen, das An- und Abkuppeln des Caravans am Zugfahrzeug kosten Zeit und Nerven. Je größer der Wohnwagen, desto mühsamer gestaltet sich dieses Prozedere. Mit dem Wohnmobil hingegen fährt man auf den Stellplatz, schaltet den Motor ab, betätigt die Handbremse – und legt sich ins gemachte Bett. Für alles andere bleibt auch am nächsten Tag noch Zeit, sofern man länger bleibt. Oder es geht morgens gleich wieder weiter auf die Reise. Ist der Wohnwagen erst einmal aufgestellt, bietet er gegenüber dem Wohnmobil einen klaren Vorteil: Wer vom Campingplatz aus gerne TagesausDer Wohnwagen bleibt auf dem Campingplatz stehen, während das Zugfahrzeug auch für Ausflüge ins Umland zur Verfügung steht – ein klarer Vorteil gegenüber Wohnmobilen. Wohnwagen oder Wohnmobil? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Idyllisch übernachten abseits von Campingplätzen. Das geht nur mit dem Wohnmobil.

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