WR | Dossier | Ruhrgebiet am Wasser

29 RUHRGEBIET AM WASSER stecken bliebe, ist eine kleine hölzerne Tür. Ein Geheimgang? „Es ist tatsächlich der Aufgang, um oben Essen servieren zu können“, so Doetzer-Berweger. Die Herren von Strünkede waren gut betucht. Die Bauern konnten froh sein, wenn ihnen nach den Abgaben genügend Hirsebrei zum Essen blieb. Auch der Bau selbst steht für Wohlstand, in dem es sogar Toiletten gab. In der dicken Wand des 1664 fertiggestellten Hauses ist der Abort eingelassen. Wahrscheinlich handelt es sich um das älteste WC Westfalens. „Für die Zeit war das eine moderne Sanitärausstattung“, erklärt der Historiker. Allerdings fielen die Fäkalien in den Wassergraben. Es muss bestialisch gestunken haben. „Ich glaube, die Schloss Strünkede Karl-Brandt-Weg 5 44629 Herne Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 10 - 13 Uhr und 14 - 17 Uhr; samstags von 14 - 17 Uhr; sonn- und feiertags von 11 - 17 Uhr Eintritt: Erwachsene 2,50 €, Kinder und Jugendliche 50 Cent Bei Sonderausstellungen 3,50 € www.herne.de Leute waren es einfach gewohnter, es roch halt generell nicht so gut.“ Die Menschen heute können im Schloss die Geschichte Hernes verfolgen. Seit 1938 ist es ein Museum. Ausstellungsstücke zur Naturkunde sind ebenfalls zu bewundern. Darunter Knochen eines Mammuts. In der gotischen Kapelle von 1272 – das älteste Gebäude der Stadt – sind Familienmitglieder der Strünkede beigesetzt. Nicht nur, weil sie die Möglichkeit dazu hatten, so der Historiker. Auf dem Friedhof waren sie nicht gern gesehen: „Sie sind in der Reformationszeit nicht nur Lutheraner geworden, wie alle anderen auch“, so Doetzer-Berweger. „Sie sind zum calvinistischen Bekenntnis übergetreten.“ Noch heute können sich Menschen in der Kapelle das Ja-Wort geben. Allerdings muss das Paar protestantisch sein. Die Kapelle ist auf einem Gemälde aus dem 18. Jahrhundert imMuseum zu sehen. Das Schloss trägt dort noch eine barocke Turmhaube in Zwiebelform. Die Strünkeder führten selbst so manche Fehde in diesem Grenzgebiet zwischen den niederrheinischen und westfälischen Territorien. Mehrere Gräfte – die Wassergräben – schützten sie vor Eindringlingen. Doetzer-Berweger möchte aber nicht, dass die alten Schloss-Besitzer, deren Familienlinie im 18. Jahrhundert ausstarb, als wüste Raufbolde verstanden werden. „Tatsächlich waren die Strünkeder in höchsten politischen Ämtern für ihren Clever Landesherren unterwegs – als Diplomat, als Regierungschef.“ Die Strünkeder waren in höchsten Ämtern für ihren Landesherrn unterwegs. Foto: Arco Images GmbH / FFS

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