Berliner Morgenpost | Dossier | Queen Elizabeth ||

DER TAG, DER ALLES VERÄNDERT Seit 1066 ist Westminster Abbey Schauplatz jeder Krönung. Auch Prinzessin Elizabeth wird hier in einer unvergesslichen Zeremonie zur Königin Englands gekrönt DIE KRÖNUNG Das Leben im engsten Familienkreis ändert sich für Prinzessin Elizabeth, Prinz Philip, Prinz Charles und Prinzessin Anne am 6. Februar 1952, als König George VI. im Alter von 56 Jahren stirbt. Die Thronbesteigung von Königin Elizabeth II. im Alter von 25 Jahren beendet die Marinekar­ riere ihres Mannes und macht Prinz Charles zum ersten königlichen Erben, der vor Ort miterlebt, wie seine Mutter als Herrscherin gekrönt wird. Prinzessin Anne wird als zu jung erachtet, um dabei zu sein, und beobachtet die Prozession von einem Fenster des Buckingham Palace aus. Philip und Elizabeth erfahren die Nachricht vom Tod des Königs, während sie in Kenia auf einer Reise weilen, die sie auch noch nach Aus­ tralien und Neuseeland führen soll. Die Krönung findet dann ein Jahr nach der Thronbesteigung statt (wie fast alle Krönungen zuvor), einerseits wegen der Zeit, die für die Pla­ nung der Zeremonie benötigt wird, andererseits wäre eine Feier so kurz nach dem Tod des Königs unangemessen gewesen. Sir Winston Churchill gehört zu den politi­ schen Persönlichkeiten, die dagegen sind, die Krönung im Fernsehen zu übertragen. Doch Prinz Philip befürwortet die Krönung als eine neue und wichtige Möglichkeit, mit dem Volk in Kontakt zu treten, und überzeugt seine Frau, die ihren Premierminister überstimmt. So kann zum ersten Mal in der Geschichte die altehrwür­ dige Zeremonie mit all ihrem glorreichen Pomp live im Fernsehen gesehen und im Radio gehört werden. Millionen von Briten legen sich erstmals ein Fernsehgerät zu, was zu einem Boom der Popularität des kleinen Bildschirms als Massen­ unterhaltung führt. Das Datum für die Krönung der Königin – der 2. Juni 1953 – wird auf Anraten von Meteorologen gewählt, die meinten, dass dieser Tag statistisch gesehen das beste Wetter habe. Natürlich werden sie eines Besseren belehrt, und es regnet – ganz im britischen Stil –, aber die Show geht natür­ lich weiter. Das Krönungskleid der Königin wird von Norman Hartnell entworfen, auf Wunsch Ihrer Majestät werden zusätzlich zu den nationa­ len Emblemen von England, Schottland, Wales und Nordirland auch die der Dominions, deren Königin sie nun ist, hinzugefügt, einschließlich der australischen Flagge. Die Details des Kleides bleiben geheim, ein Polizist bewacht sogar die Tür des Raumes, in dem das Kleid von der Royal School of Needlework genäht wird. Die Schule beschließt, dass jeder, der mit ihr zu tun hat (ein­ schließlich der Reinigungskräfte), einen Stich auf das Kleid nähen darf. Die Königin wählt dieselbe Krone, die ihrem Vater 16 Jahre zuvor aufgesetzt worden war. Die Imperial State Crown wiegt 1,28 Kilogramm, besteht aus 2868 Diamanten, 17 Saphiren, elf Smaragden, Rubinen und ist mit Hunderten von Perlen besetzt. Im Vorfeld des Ereignisses probt Elizabeth mit ihren Zofen im Bucking­ ham Palace, wobei sie Laken benutzen, die die Krönungsroben darstellen sollen. Als sich dann die Monarchin und ihre sechs Krönungsmädchen auf die dreistündige Zeremonie vorbereiten, soll die Königin gefragt haben: „Ready, girls?“, bevor sie sich auf den Weg macht. Alle Hausmädchen, Köche und Gärtner des Palastes versammeln sich in der Grand Hall, um ihre neue Königin nach Westminster Abbey abfahren zu sehen. Bei ihrer Rückkehr in den Palast und für ihr offizielles Porträt trägt die Königin dann die kaiserliche Staatskrone, die vier Perlen enthält, von denen traditionell angenommen wird, dass sie die Ohr­ ringe von Königin Elizabeth I. waren. 14

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