Voerde. Erstmal eine Tasse Tee. Welche Sorte darf’s denn sein? „Italienische Limone“ oder doch lieber „Heiße Liebe“? Martina Mühlen gießt heißes Wasser über den Beutel, die „Zitronenplätzchen“ sind es geworden, dann heißt es abwarten und ziehen lassen. „Die Zeit ist so schnell geworden“, sagt die Künstlerin. Daher beginnt sie jeden ihrer Kurse mit einer Zeremonie, die einen direkt zur Ruhe kommen lässt… So, der Tee ist fertig, jetzt den Beutel aber bitte nicht wegwerfen, sondern auf einen Teller legen. Denn daraus soll später ein kleines Kunstwerk entstehen. „Upcycling liegt voll im Trend“, erklärt die 61-Jährige. Klar, Nachhaltigkeit ist aktuell ein großes Thema, auch für sie selbst. Und wie man das eben so macht, „googelt man so rum“ und findet dabei die „Tea Bag Art“. Teebeutel zu bemalen, das gefiel ihr sofort. Also probierte sie es einfach mal aus, immerhin hatte sie durch Corona sowieso mehr Zeit als sonst. Die brauchte sie auch, denn tatsächlich bringt die Arbeit einige Herausforderungen mit sich. Das fängt schon bei der Wahl der Teebeutel an. „Da gibt’s ganz schön viele Unterschiede“, sagt sie. VON SARA SCHURMANN Schenken Sie einem Teebeutel mal etwas Aufmerksamkeit Gebrauchte Teebeutel müssen nicht imMüll landen. Martina Mühlen zeigt, wie daraus Weihnachtskarten entstehen können. Fotos: Kai Kitschenberg / FUNKE Foto Services Bei einer Tasse Tee lassen sich die Teebeutel natürlich besonders gut bemalen. Typisch Niederrhein 14 Tee als Blumendünger Vorher kam es Martina Mühlen nur auf den Inhalt an, möglichst fruchtig sollte der Tee schmecken, für die Beutel hatte sie sich dagegen nie interessiert. Mittlerweile aber weiß sie, dass niederländische Teebeutel zwei Kammern haben oder dass Kamille sich überhaupt nicht eignet. „Die trocknet so, dass man den Klumpen später nicht rausbekommt“, erklärt sie. Denn bevor der kreative Prozess losgehen kann, müssen die Teebeutel zunächst einmal trocknen. Anschließend kann die Künstlerin sie aufreißen, entweder nur unten oder auch hinten, um den Tee aus den Beutel zu holen. Den Inhalt aber nicht einfach wegschmeißen! „Das ist ein schöner Dünger für Blumen“, erklärt Martina Mühlen. Wenn schon Upcycling, dann auch richtig. In ihrem Atelier hat sie nun immer einen kleinen Korb mit getrockneten Teebeuteln stehen, aus dem sie mal eben ein paar Exemplar holen kann. „Kein Beutel sieht aus wie der andere“, sagt sie.
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