WP | Dossier | A-45 2.Teil

18 A45-BRÜCKE Lüdenscheid. Lüdenscheid Seit rund neun Monaten steht Oliver Hohlfeld jeden Tag mit dem falschen Fuß auf. So kommt es ihm vor, sagt er. Und das hat einen guten Grund: Hohlfeld ist Lkw-Fahrer. Und die Spedition seines Arbeitgebers liegt direkt an der A45Ausfahrt Lüdenscheid-Mitte. Seit Sperrung der Rahmedetalbrücke die letzte Ausfahrt auf der A45 in Richtung Norden – und damit Epizentrum des Verkehrschaos in der Stadt. Wir begleiten den 52-Jährigen auf einer alltäglichen Tour mit dem Lkw durch Lüdenscheid. Der Arbeitstag beginnt mit einer Tour nach Schalksmühle. Vorher will der Trucker noch einen Abstecher machen. Zu dem Ort, der dafür verantwortlich ist, dass er „im Moment überhaupt keinen Spaß an der Arbeit“ hat, wie er mit ruhiger Stimme erklärt: Die Talbrücke Rahmede. Hunderte Meter stockender Verkehr Vom Betriebshof der Spedition geht es in Richtung Brunscheider Straße. Bereits nach 200 Metern fährt Hohlfeld über eine Autobahnbrücke an der A45Ausfahrt Lüdenscheid. Von dort aus zu sehen: Hunderte Meter Autos und Lkw, die sich in Richtung der Ausfahrt quälen. „In der Schlange möchte man nicht stehen“, sagt Hohlfeld. Mit der Situation hat er sich schon abgefunden. Das wird in diesem Moment an seinem Tonfall deutlich. Eigentlich sollte Hohlfeld gar nicht im Lkw sitzen. Angestellt ist er als Fuhrpark-Leiter, soll die Fahrzeuge des Speditionsunternehmens in Schuss halten. Weil seine Vorgesetzten aber keine Fahrer finden, sitzt er selbst hinterm Steuer. Seit Monaten geht das so. Seine Erfahrung ist dem 52-Jährigen anzumerken. Er selbst hatte bereits ein eigenes Speditionsunternehmen. 70 Fahrzeuge hatte er auf der Straße. Dann sprang einer seiner wichtigsten Kunden ab. Und eins führte zum anderen. „Ich blicke gern auf die Zeit als Selbstständiger zurück. Es war viel Stress, aber es gab natürlich auch angenehme Seiten“, sagt er, während er Daumen und Zeigefinger aneinander reibt und ergänzt: „Das Finanzielle zum Beispiel.“ Einen wehmütigen Eindruck macht er trotz der guten, vergangenen Zeiten nicht. Im Gegenteil: Hohlfeld ist Optimist. „Es geht immer weiter“, sagt er. Weiter geht es allerdings nicht auf der Straße vor uns. Von der Werdohler Straße soll es an der nächsten Ampel rechts auf die Lennestraße gehen. „Hier steht man eigentlich immer“, sagt er. „Die Brückensperrung hat uns hier schon ganz schön aus dem Konzept gebracht. Für Strecken, die sonst zehn Minuten dauern, brauche ich jetzt über eine Stunde.“ Der Frust ist groß. Das ist auch zu spüren, als es auf die nächste Kreuzung zu geht. An der großen Kreuzung Lennestraße/Altenaer Straße blickt Hohlfeld durch sein Fenster. „Da sitzen die ganz wichtigen Leute“, sagt er ironisch und meint damit das Brückenbüro der Autobahn GmbH, das im Gebäude der Stadtwerke Lüdenscheid liegt. Den Glauben daran, dass der Neubau Autobahnbrücke durch das Büro verkürzt wird, fehlt ihm, wie er sagt. Trotz eigenem Brücken-Büro. Nach kurzem Besuch der Rahmedetalbrücke geht es weiter zum Kunden. Fünf Holzspulen müssen bei Firma IM LKW DURCH LÜDENSCHEIDS VERKEHRSCHAOS An manchen Tagen braucht Trucker Oliver Hohlfeld für 10 Kilometer mehr als eine Stunde. Ein Besuch im Fahrerhaus. Von Joel Klaas 10. SEPTEMBER 2022 „Das kann doch nicht wahr sein! Die letzten Monate stehe ich mir hier die Beine in den Bauch und ausgerechnet heute: nichts.“ Oliver Hohlfeld Lkw-Fahrer

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