21 A45-BRÜCKE Anzeigen, um neue Mitarbeiter zu finden. Gemeldet hat sich bislang keiner – und das obwohl wir über Tarif bezahlen.“ Wie die fehlende Arbeitsleistung aufgefangen wird? „Mein Mann und ich arbeiten bis zum Umfallen und noch mehr, um die Arbeit zu schaffen. 16 bis 18 Stunden am Tag, samstags sowieso, sonntags nochmal im Büro oder im Lager schauen, weil dafür unter der Woche keine Zeit bleibt. Wir machen weiterhin die Auftragserstellung und Kundenakquise – und reinigen nebenbei Gebäude. Sonst wär’s längst zappenduster.“ Lange, sagt sie, mache sie das nicht mehr mit. „Wir überlegen derzeit sehr konkret, aus Lüdenscheid wegzuziehen, damit der Firmenmittelpunkt nicht inmitten der Stauquelle liegt. Wir müssen aus dem Stau-Wahnsinn raus, damit wir nicht anderthalb Stunden nach Iserlohn oder Hagen brauchen.“ Sie und ihr Mann machen gerade eine Weiterbildung an der IHK Dortmund, um sich für die Zukunft breiter aufzustellen. Fall 3: Fünf Mitarbeiter weg – und kein Ersatz in Sicht Die Flächen vor der Tür hat die Firma Wilhelm Kämper, metallverarbeitendes Familienunternehmen seit 1888, für ihre wichtigste Botschaft genutzt: „Vielleicht stehen Sie nicht umsonst hier. Das ist die Chance für Ihre Zukunft“, steht auf dem Plakat, das Menschen bewegen soll, sich als Arbeitskraft zu melden. Tausende Fahrzeuge passieren die Stelle täglich, denn die Firma hat ihren Sitz einen halben Kilometer von der Brücke entfernt direkt an der offiziellen Umfahrungsstrecke. Auch in den sozialen Medien würden Anzeigen geschaltet. Rückmeldungen? Überschaubar. „Manchmal meldet sich jemand, aber wenn ich dann sage, dass wir in Lüdenscheid sitzen, dann ist erstmal Schweigen in der Leitung. ,Nein, danke‘ heißt es dann“, sagt Beate Schröter (60), kaufmännische Geschäftsleitung, seit zwölf Jahren im Unternehmen. Fünf Mitarbeiter hätten seit der Sperrung gekündigt. „Und jeder hat ganz klar die Brücke als Grund aufgeführt.“ Sie kamen aus Altena, Iserlohn und Hagen. Keine der Stellen konnte bislang nachbesetzt werden. „Die Firma hat 75 Mitarbeiter. Für uns ist das besonders gravierend, wenn einer geht. Wir versuchen, innerbetrieblich umzustrukturieren. Das hält man eine gewisse Zeit lang durch, aber nicht auf Dauer“, sagt Beate Schröter und blickt dann ungern voraus: „Mir schwant schon Böses, wenn die Straße unter der Brücke für die Sprengung gesperrt wird. Wenn das zum Dauerzustand wird, dann rechne ich mit weiteren Kündigungen.“ Gebäudereinigerin Wibke Natt-Pauleck und ihr Mann haben Mitarbeiter verloren und im Klinikum Lüdenscheid wird das Personal knapp. Fotos: Privat
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