WP | Dossier | A-45 2.Teil

35 A45-BRÜCKE Iserlohn/Lüdenscheid. Die Region übt den Schulterschluss: Ein breites Netzwerk aus mehr als 100 Mitwirkenden hat unter dem Titel „Südwestfalen startet durch“ einen umfangreichen Ideenkatalog erarbeitet, um Südwestfalen aus der durch die Sperrung der maroden Rahmedetalbrücke verursachten A-45-Krise zu holen. Immerhin wird es mindestens fünf Jahre dauern, bis die neue Brücke steht. Das Akteurs-Netzwerk aus mehr als 100 Mitwirkenden von Unternehmen, Hochschulen und Berufskollegs, Kreisen und Kommunen, Wirtschaftsförderungen, Kammern, Gewerkschaften, Verbänden, Verkehrsträgern und Energieversorgern hat deshalb einen umfangreichen Maßnahmen- und Forderungskatalog erarbeitet. Er wurde am Donnerstagabend den Bundestags- und Landtagsabgeordneten der Region präsentiert – und er hat es in sich. Die Federführung bei der Ideenfindung haben die Industrie- und Handelskammern der Region sowie die Südwestfalen-Agentur. Der 53-seitige Katalog beinhaltet neue Ideen und Forderungen an die Politik. Einige klingen sehr ambitioniert, andere naheliegend und realitätsnah. Sie alle müssen nun im Bundes- und Landtag diskutiert werden. Und das steht unter anderem drin: - Die Initiative fordert die Ansiedlung eines Großforschungsinstituts Wasserstoff. Das könnte ein entscheidender Baustein bei dem Vorhaben sein, die Wasserstofftechnologie in der Industrieregion Südwestfalen zu etablieren. - Obwohl die Schienenwege der Region stark ausbaubedürftig sind, soll mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden. Die damit insbesondere auf kurzen Strecken verbundenen Kostennachteile für die Unternehmen soll die öffentliche Hand mit einem finanziellen Anreizprogramm ausgleichen: mindestens 300 Euro für jeden verhinderten Lkw-Transport. - Der ÖPNV-Verkehr soll zunehmend auf on-demand-Basis umgestellt werden. Damit soll vor allem die Erreichbarkeit von Gewerbegebieten und ländlichen Bereichen verbessert werden. - Für Touristen soll ein digitales Kombiticket (ÖPNV und Eintritt) entwickelt und ins Leben gerufen werden. Es soll für einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren geschaffen und mit öffentlichen Mitteln gefördert werden. - Die Uni Siegen soll in einem Modellprojekt eine digitale Mitfahr-App für 15 Gewerbegebiete in der Region entwickeln. - Für die in Südwestfalen häufig vorkommenden Schwertransporte wird eine voll automatisierte digitale Routenfindung gefordert, die Maße und Zustände von Straßen sowie Tunneln und Brückenbauwerken sowie aktuelle Baustellen berücksichtigt. - Das Radwegenetz soll vor allem auf touristisch relevanten Routen ausgebaut werden. - Weil das Image der ganzen Region unter der A-45-Sperrung leidet („Da ist nichts los. Da kommt man nicht hin“), bedürfe es einer auf vier bis fünf Jahre angelegten Kommunikationsstrategie mit Schwerpunkt einer bundesweiten Imagekampagne. - Um Facharbeiter in der Region zu halten und neue Kräfte zu gewinnen sollen Unternehmen dabei unterstützt werden, Homeoffice, Co-WorkingSpaces sowie Kreativ-Orte zum Arbeiten und Besprechen zu schaffen. „Ziel ist es, Menschen mit passgenauen ,Probier-es aus’-Angeboten einen Trittstein in die Region zu legen.“ - In Dortmund oder Köln soll ein gemeinsamer „Südwestfalen-Hub“ aufgebaut werden, „also eine moderne und schöne Immobilie, die als Leuchtturm Südwestfalen als starke, grüne Wirtschaftsregion in der Großstadt repräsentiert“. Im Hub können südwestfälische Unternehmen Abteilungen und Niederlassungen einrichten. - Betroffenen Arbeitgebern und Arbeitnehmern entlang der Autobahn 45 soll ein Bonus-Paket angeboten werden, etwa mit Job-Sharing/ Tausch-Plattformen, Jobfahrräder für „die letzte Meile“, Shuttle-Optionen für Mitarbeiter, mit Wlan ausgestatteten Bussen von Dortmund/Köln in den Märkischen Kreis, bei deren Nutzung Mitarbeitenden die Fahrzeit als Arbeitszeit angerechnet wird. - Eine Forderung ist fast so alt wie die Sperrung der A45: Dem überregionalen Schwerlastverkehr, ausgenommen Quell- und Zielverkehr, soll die Fahrt auf bestimmten Umleitungsstrecken verboten werden. - Die Südwestfalen-Akteure fordern einen Masterplan für alle Verkehrs- und Sanierungsprojekte in der Region , und zwar schnellstmöglich. So sollen weitere „Verkehrskatastrophen“ verhindert werden. Was am Ende der 53 Seiten fehlt, ist ein Preisschild. Unter dem Strich dürfte die Realisierung aller Vorschläge mehrere hundert Millionen Euro kosten.

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