7 A45-BRÜCKE Dampf abzulassen. Es gibt aber auch viele konstruktive Anregungen, die zum Beispiel die Verkehrsführung auf Umleitungsstrecken betreffen. Unsere Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln und weiterzugeben. Ich kann Dinge direkt in der Lenkungsgruppe des Ministeriums platzieren. Und allen sollte folgende Tatsache bewusst sein: Dieses Projekt ist so umfangreich und herausfordernd, dass es nie gelingen kann, allen Interessen gleichermaßen gerecht zu werden. Mit welchen Problemen kommen die Menschen ins Bürgerbüro? Die erste Gruppe treibt die blanke Not. Diese Bürgerinnen und Bürger leben an der Bedarfsumleitung, sind gesundheitlich angeschlagen, nervlich am Ende. Wir können ihr Problem natürlich nicht unmittelbar lösen, aber manchmal hilft es schon, wenn ihnen jemand zuhört. Außerdem nehme ich ihre Sorgen mit in den Lenkungskreis, um dort ein Problembewusstsein zu schaffen. Die zweite Gruppe kommt mit konkreten Anregungen, etwa zur Verkehrsführung. Das begrüße ich, denn wir sind auf diese Schwarmintelligenz angewiesen. Wir haben auch schon Vorschläge umgesetzt. Und schließlich nutzen auch Unternehmen unser Büro, um ihre Sorgen zum Ausdruck zu bringen. Sie fragen unter anderem nach einem konkreten Zeitplan für die Maßnahmen. Den hätten wir übrigens auch gerne. Wo ist der Druck am höchsten? Für die Bürgerinnen und Bürger und für mich ist absolut nicht hinnehmbar, dass der Schwerlastverkehr nach wie vor durch unsere Stadt brettert. Hier sehe ich den Gesetzgeber in der Pflicht, weil das Verkehrsrecht geändert werden muss. Es handelt sich um eine Bedarfsumleitung einer gesperrten Autobahn; die kann man wohl nicht so einfach dicht machen. Deshalb wird auch die Durchsetzung eines Nachtfahrverbotes schwierig. Aber wir erleben hier eine außergewöhnliche Situation, daher braucht es außergewöhnliche Maßnahmen. Was hat Sie positiv überrascht in den vergangenen sechs Monaten? Der enge Schulterschluss aller Beteiligten. Alle wollen dasselbe. Es gibt keinen Dissens darüber, ob die neue Brücke gebaut wird, es geht eigentlich nur noch um das Wann. Da ziehen sogar die Gewerkschaften und die Industrie- und Handelskammer an einem Strang. Das Problem schweißt die Region zusammen, es setzt Kräfte frei. Deshalb sehe ich auch die Gründung einer Bürgerinitiative positiv. Menschen ergreifen die Initiative, das ist gut. Es hält den Druck auf Entscheider hoch. Wie beurteilen Sie die Arbeit der Autobahn GmbH Westfalen? Ausgesprochen positiv. Sie arbeitet auf Augenhöhe, mit bemerkenswerter Sachlichkeit, Nüchternheit und Ruhe. Die Menschen dort gehen wirklich lösungsorientiert zu Werke. Und das, obwohl sie unter einem enormen Druck steht. So, und jetzt das Negative. Das bezieht sich gar nicht auf Personen oder einzelne Institutionen. Aber es ist in diesem Land augenscheinlich schwierig, schnell gute Lösungen herbeizuführen, wenn so viele Behörden und Ebenen beteiligt sind. In unserem Fall spielen die Stadt Lüdenscheid, der Märkische Kreis, die Bezirksregierung Arnsberg, Straßen-NRW, die Landesregierung, die Deutsche Bahn, die Autobahn GmbH und die Bundesregierung eine Rolle. Ich frage mich, ob dieses Konstrukt auf Dauer in der Lage sein kann, unsere gewaltigen Infrastrukturprobleme zu lösen. Ich möchte niemandem unterstellen, dass er nicht lösungsorientiert arbeitet, aber das System erleichtert es, sich hinter Regeln zu verstecken, und bremst den Gestaltungswillen. Wie oft haben Sie mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gesprochen? Insgesamt zweimal. Reicht das? Schließlich hat er das Projekt zur „Chefsache“ erklärt. Ich weiß, dass sein Apparat ihn auf dem Laufenden hält. Ich habe einen direkten Draht zur zuständigen Staatssekretärin, und meine Funktion als Bürgerbeauftragter erleichtert es mir darüber hinaus, mit anderen entscheidenden Personen ins Gespräch zu kommen. Ich werde den Finger weiter in die Wunde legen. SCHON RUND 7000 UNTERSCHRIFTEN Sie ärgert sich nicht nur, sie handelt: Ein Gesetz zur Beschleunigung des Neubaus der Rahmedetalbr cke auf der A 45 strebt die 81-jährige Wallburga Jung aus L denscheid mit ihrer Onlinepetition an. Bisher haben schon rund 7000 Menschen unterschrieben. Zu finden unter Change.org, Stichwort Rahmedetalbr cke. SPRENGUNG NOCH DIESES JAHR Trotz der vermeintlichen Verzögerungen an der Br cke bleibt es beim angestrebten Sprengungstermin im Dezember. „Wir gehen davon aus, die Talbr cke Rahmede in diesem Jahr zu sprengen“, bestätigt Susanne Schlenga, Sprecherin der Autobahn GmbH Westfalen, auf Nachfrage den bisherigen Planungshorizont. GELD VOM BUND GEGEN DEN LÄRM Es ist nicht so, dass nichts passiert: Das Bundesverkehrministerium hat eine Änderung des Bundesfernstraßengesetzes bereits auf den Weg gebracht. Im Juni könnte es noch verabschiedet werden. Bisher waren Zusch sse f r Lärmschutzmaßnahmen in Häusern von Anwohnern rechtlich nur an Straßen möglich, bei denen der Bund der Träger war. Dies soll sich ändern.
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