9 A45-BRÜCKE Wie geht die Autobahn GmbH in solche Verhandlungen? Ein dringendes Multimillionen-Projekt wird wohl kaum an ein paar Tausend Euro scheitern, oder? Das ist eine Gratwanderung, denn wir arbeiten ja mit Steuergeldern. Es gibt ortsübliche Marktpreise, an denen müssen wir uns orientieren. Wenn nun aber jemand das Zehnfache fordert, können wir das natürlich nicht verantworten. Das Zehnfache? Es ist verständlich, dass die Menschen versuchen, das Optimale rauszuholen. Uns sind da aber Grenzen gesetzt, obwohl ich mir sehr wohl bewusst bin, dass die Menschen und die Wirtschaft, die Schaden erleiden, sagen, dass es jetzt wohl nicht amGeld scheitern wird. Wir müssen alle gleich behandeln. Was sage ich sonst den Nachbarn oder den Grundstücksbesitzern an der nächsten Brücke? Ich bin aber zuversichtlich, dass wir zu einer Lösung kommen werden, dass die Eigentümer ein Einsehen haben. Oder dass wir uns überlegen, wie wichtig der Erwerb des jeweiligen Grundstückes wirklich ist. Zum Ende der vergangenen Woche hat die Autobahn GmbH mitgeteilt, dass die Sprengung der Brücke ausgeschrieben ist. Und dass die Ausschreibung für den Neubau noch in diesem Jahr rausgeht. Das heißt was? Es wird sich – anders als sonst üblich – um eine so genannte funktionale Ausschreibung handeln. Das heißt einfach ausgedrückt: Wir sagen lediglich, dass wir eine Brücke mit einer bestimmten Länge, Stärke und Tragfähigkeit brauchen. Und der Unternehmer soll diese dann im Detail selber planen und ausführen. Das machen sonst auch wir. Es ist wichtig, dass wir diesen Unternehmer schnell haben, damit er frühzeitig mit den Vorarbeiten beginnen kann. Wer kriegt den Zuschlag? Der Günstigste oder der Schnellste? Wir wollen vor allem leistungsfähige Firmen haben, die schnell bauen. Ich habe mal gesagt, die Brücke muss in fünf Jahren stehen. Wenn ein Unternehmer schneller ist, würden wir das aber sehr begrüßen. Ist das Bodengutachten unter der Rahmede- talbrücke bereits abgeschlossen? Auf dem Papier fertig ist es noch nicht, aber wir kennen die Ergebnisse, die Schichtung des Bodens ist ausgesprochen ungünstig. Das heißt? Die Bodenverhältnisse sind sehr unterschiedlich und verändern sich auf wenigen Metern mitunter grundlegend. Insbesondere an den Hängen, wo die Widerlager stehen, sehen wir eine so spezielle Schichtung, die einem beim Abgraben entgegenrutschen könnte. Das heißt, wir werden das wahrscheinlich abfangen müssen. Boden ist ein heikles Thema: An den nahe gelegenen Talbrücken Brunsbecke und Kattenohl in Hagen begannen die Arbeiten 2019 und sollten längst abgeschlossen sein. Aber eine Fertigstellung ist in weiter Ferne, weil die Bodenbeschaffenheit große Probleme bereitet. Droht das in Lüdenscheid auch? An der Brunsbecke wurden die Bodenverhältnisse tatsächlich unterschätzt, das Gutachten war nicht so detailliert. Wir haben aus diesem Fall gelernt und mehr Probebohrungen veranlasst. Das hilft schonmal. Foto: Jakob Studnar / FUNKE Foto Services Seit dem 1. April 2020 Direktorin der Autobahn GmbH Westfalen: Bau-Ingenieurin Elfriede Sauerwein-Braksiek.
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