WP | Selbst heilen

SELBSTHEILUNG NATUR 6 Was immer sich am Ende als Gegen- mittel der Wahl, als heilsam erweist – es wird Volksmedizin sein. Etwas aus dem Werkzeugkasten, den Schul­ medizin und Naturheilkunde zusam- men bestücken. Als Arzt würde ich mir wünschen, dem Patienten auf mög- lichst sanfte Tour helfen zu können. Kein Handwerker greift zum Schlag- bohrer, um ein kleines Loch in Weich- holz zu schlagen – kein Arzt sollte zur Verschreibung starker Medikamente und Apparatemedizin greifen, wenn eventuell schon eine leichte Ernäh- rungsumstellung oder Entspannungs- und Bewegungsmethoden das Übel in den Griff kriegen. Die meisten der heutigen Volkskrank- heiten haben etwas mit unserem mo- dernen Lebensstil zu tun. Zu wenig Be- wegung, zu fette und zu zuckerhaltige Nahrung, zu viel Stress – dieses Trio infernale kostet Millionen Menschen Gesundheit und oft auch Lebensjahre und könnte durch leichtes Drehen an ein paar entscheidenden Stellschrau- ben unschädlich gemacht werden. Auch gegen Kopfschmerzen, Magen- und Darmprobleme, Schlaflosigkeit und viele andere typische, aber oft all- tägliche Malaisen ist in vielen Fällen ein Kraut gewachsen. Einer medikamentösen Schmerz- behandlung etwa kann man gezielte Massagen, Akupunktur oder den Ein- satz von Heilkräutern, wie ich ihn auch in meinem Buch „Selbst heilen mit Kräutern“ (Becker Joest Volk Ver- lag) beschrieben habe, durchaus zur Seite stellen. Und manche kraftvollen Kräuter wie der Oregano, auch wil- der Majoran genannt, oder Thymian zählen sogar zu den wirkungsvollsten natürlichen Antibiotika, die aus mei- ner Sicht in vielen Fällen eine erste Therapiemöglichkeit bieten. Natür- lich haben wir klassische Antibiotika immer in der Hinterhand, falls ein na- turmedizinischer Ansatz nicht seine gewünschte Wirkung erzielt. Wertschöpfung Aus Wurzeln, Samen, Blättern werden höchst wirksame Tinkturen, Tees oder Öle gemacht – im Namen der Gesundheit. DEPRESSIVE VERSTIMMUNGEN Wer ist betroffen: Studien zeigen, dass etwa 15 Prozent der Menschen irgendwann im Leben einmal an Depression lei- den, darunter übrigens doppelt so viele Frauen wie Männer. Sanfte Hilfen: Echte Depressionen gehören in die Hand eines Arztes. Gegen depressive Verstimmungen allerdings kann das in Johanniskraut enthaltene Hyperforin helfen, dessen Einnahme aber auch mit den behandelnden Ärzten oder Psychotherapeuten abgestimmt sein sollte. Genau wie ein sonst vom Arzt verschriebenes Antide- pressivum verstärkt es die Wirkung der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin im Gehirn, sorgt für deren Wiederaufnahme in die Nervenenden. Auch Aromaöle von Orange, Basilikum, Bergamotte, Melisse oder Lorbeer hellen die Stimmung auf. Und sogar hier ist Bewegung – möglichst im Freien – ein Gegenmittel: Sie kurbelt die Serotoninproduktion an, hilft, ein Tief zu überwinden. Das tun soziale Kontakte und Haustiere übrigens auch. Glücksformel Basilikumöl ver- treibt schon mal düstere Gedanken. »WAS IMMER SICH AM ENDE ALS GEGENMITTEL DER WAHL, ALS HEILSAM ERWEIST – ES WIRD VOLKSMEDIZIN SEIN.« Fotos: Getty Images, Shutterstock, Thinkstock; Illustration: Shutterstock

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