Hamburger Abendblatt | Hör auf dein Herz
13 HÖR AUF DEIN HERZ KORONARE HERZKRANKHEIT Die KHK ist die häufigste Todesursache in Industrieländern. Ablagerun- gen (Plaques) an den Gefäßwänden verursachen Arterienverkalkung (Ar- teriosklerose) und damit Engstellen (Stenosen), die zu einer Mangelver- sorgung und unbehandelt zum Herzinfarkt führen können. SYMPTOME Engegefühl und Druck hinter dem Brustbein, Schmerzen in der Brust bei Stress, Belastung und sogar in Ruhe. DIAGNOSE Die Koronarangiografie liefert eine anatomische Darstellung bestehender Verengungen der Herzkranzgefäße. Mit der Fraktionellen Flussreserve (FFR) lässt sich der Blutdruck in den Kranzgefäßen messen – hinter ei- ner Verengung ist er deutlich reduziert. Dafür wird ein dünner Draht mit einem Drucksensor in die Herzkranzgefäße geschoben. Das ultraschall- basierte IVUS-Verfahren und das infrarotbasierte OCT-Verfahren sind Techniken, bei denen eine kleine Bild-Sonde über einen Draht ins Kranz- gefäß geführt wird. Nach dem Einsetzen eines Stents zeigt die OCT, wie gut er sitzt. Auch eine Kardio-MRT, ohne Strahlung und Katheter, gehört zur Standarduntersuchung. MEDIKAMENTÖSE THERAPIE Medikamente können Angina-Pectoris-Beschwerden lindern. Plättchen- hemmer beugen Blutgerinnsel vor, Betablocker entlasten das Herz. STENT UND BYPASS Bei einer Ballondilatation mit Stentimplantation (PCI) wird ein Ballon katheter eingeführt und an der Engstelle aufgepumpt, sodass sich der darauf gesteckte Stent entfaltet. Ballon und Draht werden wieder herausgezogen, der Stent bleibt und hält den Durchfluss offen. Manche Bypässe können am schlagenden Herzen gelegt werden. Bei der mini- malinvasiven MIDCAP-Technik geschieht das über einen kleinen Schnitt seitlich am Brustkorb. Der Eingriff lässt sich bei Patienten durchführen, die keine Bypässe an der Hinterwand des Herzens benötigen. Meist sind mehrere Bypässe nötig, dann wird konventionell operiert. Zur Überbrü- ckung der Engstelle werden Arterien von der Brustwand oder aus dem Unterarm sowie Venen aus einem Bein verwendet. RHYTHMUSSTÖRUNGEN Der Sinusknoten sorgt für den Grundrhythmus des Herzens mit 60 bis 80 Schlägen pro Minute, er wird über das vegetative Nervensystem ge- steuert. Herzstolpern, auch ohne erkennbaren Anlass, ist häufig harmlos. Kommen Schwindel oder Atemnot hinzu, bitte zum Arzt! Rhythmusstö- rungen können angeboren sein, aber auch Folge der KHK, eines gestör- ten Elektrolythaushalts oder des Alterungsprozesses. DIAGNOSE Beim Facharzt mit EKG, Ultraschall – oder über den Herzkatheter. KATHETERABLATION Bei schnellen Rhythmusstörungen kann die Hochfrequenz- Katheterablation heilen: Sie verödet gezielt Herzmuskelzellen, macht die lebenslange Einnahme von Medikamenten unnötig. SCHRITTMACHER & CO. Schlägt das Herz zu langsam, sorgt ein Herzschrittmacher für regelmäßi- ge und unterbrechungsfreie Schläge. Ein Biventrikulärer Schrittmacher (CRT) überbrückt Leitungsstörungen mit Sonden in beiden Herzkam- WIE DEM HERZEN ZU HELFEN IST Noch nie gab es rund ums Herz so viele Behandlungsmöglichkeiten, die den Körper kaum belasten. Sogar Medikamente sind heute oft unnötig
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